IBM-Chef Martin Jetter über Innovationen

Der CIO muss dem Business zwei Schritte voraus sein

08.02.2008 von Rolf Röwekamp
Die IT adressiert 2008 viel stärker Innovations- und Wachstumsthemen als nur Kostensparthemen. CIOs müssen deshalb 180 Grad umdenken, sagt IBM-Chef Martin Jetter. Nur Innovationen differenzieren deutsche Unternehmen im Wettbewerb.
Martin Jetter, IBM-Chef Deutschland: "Auf CIOs in Deutschland kommt eine 180-Grad-Kehre zu".

Wenn Unternehmen Erfolg haben wollen, geht es letztlich um Innovationen. "Innovationen sind der Schlüssel, mit denen sich für Unternehmen in Deutschland im Weltmarkt differenzieren", sagte Martin Jetter, Vorsitzender der Geschäftsführung von IBM Deutschland, anlässlich der IBM Cebit-Vorschau in München gegenüber CIO.

Dabei reichen die eigenen Labore der Firmen nicht mehr aus. Stattdessen müssen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen für neue Produkte immer stärker mit Partnern, Lieferanten und Kunden zusammenarbeiten. Diese Kooperationen benötigen wiederum neue Möglichkeiten der Kommunikation und Interaktion. Auch die Globalisierung bedarf neuer Anstrengungen: Wenn beispielsweise Unternehmen in neuen Ländern Produktionsstätten errichten, Büros eröffnen und Vertriebskonzepte entwickeln. "Hier muss sich zeigen, wie schnell ein CIO umschaltet, neue Prioritäten setzt und welche Mittel er dafür einsetzt", erläutert Jetter.

Auch wirken sich die immer schneller wandelnden Märkte auf die IT aus. Deshalb gehört es zu den Kernanforderungen an den CIO, mit der IT immer rascher auf unerwartete Ereignisse des Geschäfts reagieren zu können: Sei es ein schlechter Ifo-Geschäftsklima-Index, der zu weniger Produktion und neuer Marketing-Strategie führt, der Kauf und Verkauf von Firmenteilen oder Reportings, die aufgrund besonderer Geschehnisse schnell erstellt werden müssen.

Dabei steht nicht mehr allein die IT im Fokus des CIOs. Denn die IT habe inzwischen eine sehr hohe Reife in Bezug auf Durchdringung der Prozesslandschaft in Unternehmen erreicht. "Der CIO muss nicht nur liefern, was das Business nachfragt. Er muss immer ein bis zwei Schritte schneller sein, damit das Unternehmen neue Geschäftsfelder erschließen kann", sagt Jetter. Die IT immer nur kostengünstiger zu betreiben wird nicht mehr reichen, um ein erfolgreicher CIO zu sein. Jetter wendet es positiv: "Der CIO kann sich zum Chief Innovation Officer entwickeln."

In den vergangenen Jahren bestimmte das Thema Sparen die Arbeit der CIOs. Doch mittlerweile seien viele Potenziale gehoben worden. Nun hat sich die Geschäftslage vieler Unternehmen gewendet: Wachstum heißt die Vorgabe für Business und damit auch für die IT. "Auf CIOs in Deutschland kommt eine 180-Grad-Kehre zu", prognostiziert Jetter.

Steigende IT-Budgets

Dabei stehen die Chancen nicht schlecht, dass das Management sie dabei unterstützt. Denn Unternehmen erkennen immer mehr den Nutzen der IT für den Geschäftserfolg, was neue Investitionen frei machen könnte. Die Erfahrungen waren bisher jedoch umgekehrt. Viele CIOs mussten mit stetig sinkenden Budgets zurechtkommen. "Dennoch haben sie einen guten Job gemacht, weil sie trotz weniger Ressourcen neue Themen angehen mussten und anderen Punkte intensivieren mussten", lobt der IBM-Chef. Doch auch er glaubt weniger an steigende IT-Etats als vielmehr an Umschichtungen der Budgets hinzu zu mehr Projekten und Innovationen.

Um selbst Innovationen zu fördern, startete IBM beispielsweise eine interne Web-Konferenz, an der Kunden, Universitäten, IBM-Mitarbeiter und deren Familien teilnahmen. Ein Projekt, das auch jedes andere Unternehmen durchführen könnte.

An diesem sogenannten "Jam" bei IBM beteiligte sich ein Drittel der deutschen IBM-Mitarbeiter, die rund 7.500 Vorschläge einreichten. Anschließend wählte IBM die zehn interessantesten Punkte aus und stattete sie mit insgesamt 100 Millionen Dollar aus, um die Ideen entwicklungsreif zu machen. Einer der Top Ten Punkt war Green-IT.

In diesen Bereich investiert IBM inzwischen eine Milliarde Dollar jährlich. So wird Green-IT auch einer der sechs Schwerpunktthemen auf der Cebit sein. Zu den anderen fünf gehören IT-Optimization, Information on Demand, SOA, Security und Service Management sowie Enterprise Colloboration 2.0.

Auch auf der weltgrößten IT-Messe wird es zu einer kleinen Innovation kommen. IBM baut seine Stände nicht mehr in Halle 1 auf, sondern erstmals in Halle 2. Auf der Cebit in Hannover (4.-9. März) wird sich Big Blue mit dem Motto "Get IT started" auf der weltgrößten IT-Messe, die stattfindet. Die Halle 1 funktioniert die Messeleitung zu einem Kongresszentrum um. Noch eine Innovation.