ITSMF-Studie zu Konfigurations-Management

Der Handel inventarisiert am schlechtesten

25.06.2010 von Nicolas Zeitler
Vor allem die Finanzbranche schwört auf Configuration Management. Andere Branchen halten sich eher zurück. Im Durchschnitt setzen 41 Prozent der Unternehmen Konfigurations-Management ein.

Deutlich mehr CIOs als vor zwei Jahren nutzen mittlerweile Configuration Management (CFM). Vollständig umgesetzt hat diesen Bestandteil des IT Service Managements bisher dennoch erst weniger als die Hälfte der IT-Chefs. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des IT Service Management Forums (ITSMF). Die Marktforscher von Raad Research befragten dafür 300 IT-Verantwortliche.

Beim Configuration Management werden alle Hard-, Software- und Netzwerkkomponenten katalogisiert sowie ihre gegenseitigen Abhängigkeiten beschrieben. Ein Modell der IT-Infrastruktur entsteht, aufgrund dessen sich jeder ihrer Bestandteile kontrollieren lässt.

Vollständig umgesetzt haben ein CFM 41 Prozent der befragten IT-Chefs. Weitere fünf Prozent planen die Einführung. Von vollständiger Umsetzung von CFM sprechen die Studienautoren, wenn ein CIO nicht nur seine IT-Betriebsmittel inventarisiert hat, sondern auch die Aspekte Asset- und Lizenz-Management, Change Management, Abgleich zwischen Ist- und Soll-Konfiguration umgesetzt hat und die Abhängigkeiten zwischen IT-Betriebsmitteln und Services darstellen kann.

Finanzbranche bei Configuration Management vorn

Die Finanzbranche ist den anderen beim vollständigen CFM weit voraus. 62 Prozent wenden bereits alle Komponenten des Konfigurations-Managements an - doppelt so viele wie in anderen Branchen. Die Firmen, die in der Studie Industrie oder Handel zugeordnet wurden, haben jeweils zu 33 Prozent ein umfassendes CFM.

Vor allem große IT-Abteilungen setzen Konfigurations-Management um

Je mehr Server, PCs und Netzwerkkomponenten eine IT-Abteilung betreut und je größer sie ist, umso eher praktiziert ein Unternehmen offenbar Konfigurations-Management. Der Zusammenhang mit der Größe beziehungsweise Komplexität der IT-Landschaft ist allerdings keineswegs zwingend, merken die Verfasser der Befragung an. Auch viele große Unternehmen setzten CFM nur zum Teil um.

Welche Komponenten Firmen einsetzen, ist ganz unterschiedlich. Die Studienautoren schreiben von "individuellen Einsatzszenarien". Gerade kleine IT-Abteilungen belassen es oft bei einer Inventarisierung ihrer IT-Betriebsmittel. Diesen Schritt haben 89 Prozent der Befragten schon hinter sich - wesentlich mehr als nur die, die nach eigenen Angaben ein umfassendes Configuration Management umgesetzt haben.

CIOs setzen konsequent auf Change Management

Ebenfalls weit verbreitet: Change Management. 77 Prozent der IT-Manager versicherten, alle IT-Veränderungen würden mit Change Management Prozessen begleitet.

In der Finanzbranche ist Configuration Management nicht nur weiter verbreitet, sondern hat laut ITSMF auch einen höheren Reifegrad. Finanzdienstleister haben häufiger als andere Firmen gerade die Aspekte des Configuration Management umgesetzt, die darauf zielen, IT-Services strategisch aufzustellen. Die Studienautoren zählen dazu den Abgleich zwischen Ist und Soll und die Darstellung von Abhängigkeiten zwischen Services und IT-Betriebsmitteln.

Ein ganz anderes Bild zeigt sich in der Industrie. Hier haben die Betriebe zwar zu 87 Prozent ihre Hard- und Software umfassend inventarisiert. Alle anderen Aspekte von CFM sind weitaus weniger verbreitet. Handel, Transport und Versorgung liegen indes vor allem bei den strategischen Aspekten im Vergleich zurück. Neben Inventarisierung sind bei diesen Unternehmen Lizenz-Management und Change Management schon weit verbreitet.

Konfigurations-Management verbessert Überblick über Hard- und Software

Das wichtigste Ziel, das die befragten IT-Verantwortlichen mit Konfigurations-Management verfolgen, ist Transparenz. Sie wollen einen Überblick haben, welche Hard- und Software sie einsetzen. Seltener genannt wurden Asset- und Lizenz-Management und Auffindung von Fehlerquellen. Noch weniger wichtig, aber immer noch von gut 60 Prozent genannt, sind Erleichterungen bei Ressourcen- und Finanzplanung in der IT.

Jedes dieser Ziele konnten die Studienteilnehmer zu mehr als 90 Prozent erreichen. Entsprechend zufrieden zeigten sich die CIOs mit ihrem Configuration Management. Allerdings: Als "sehr zufrieden" bezeichnete sich selbst nur ein geringer Prozentsatz - je nach verfolgtem Ziel zwischen drei und zwölf Prozent. Laut ITSMF liegt das daran, dass auch ein gut aufgestelltes CFM ständig angepasst werden muss.

Stolpersteine lauern außerdem bei der Einführung von CFM. Jedem zweiten IT-Chef, der in seinem Unternehmen ein umfassendes Konfigurations-Management aufgebaut hat, machten demnach die Komplexität des Themas und der hohe manuelle Aufwand zu schaffen. Vier von zehn beklagten Geld- und Personalmangel.

Kein Königsweg

Abgesehen von diesen Anfangshürden ist die Zufriedenheit allerdings bei allen Befragten hoch - sowohl bei CIOs, die ein umfassendes Konfigurations-Management eingeführt haben als auch bei denen, die nur Teilaspekte umsetzen. Letztere gaben fast einhellig zu Protokoll, sie wüssten zu jeder Zeit, welche Anwendungen in ihrer Infrastruktur laufen. Auch Überblick über Software-Lizenzen und -Versionen scheint ihnen mühelos möglich zu sein, die Ursache von Störungen finden sie unversehens.

Für die Studienautoren spricht dieser Befund nicht dafür, dass Konfigurations-Management überflüssig ist. Unter den Firmen ohne umfassendes CFM seien viele mit übersichtlicher IT-Landschaft. Dass auch IT-Chefs mit manuellen Lösungen für einzelne Aspekte des CFM sich als zufrieden erwiesen, zeige, dass es nicht den einzig wahren Königsweg gebe. Nicht jeder CIO müsse die neueste Komplettlösung einsetzen. Er müsse aber immer ein wachsames Auge auf das Thema Konfigurations-Management werfen und die Situation im Unternehmen regelmäßig prüfen.