Jürgen Häfner auf den Hamburger IT-Strategietagen

Der Herr Minister CIO

18.02.2009 von Christiane Pütter
Als CIO von Rheinland-Pfalz führt Jürgen Häfner das Bundesland wie einen Konzern. Auf den Hamburger IT-Strategietagen 2009 sprach er über zentralisierte Beschaffung und Einsparungen, die er nicht für möglich gehalten hätte. Außerdem fordert er: "IT ins Grundgesetz"!
Jürgen Häfner, CIO des Landes Rheinland-Pfalz, forderte auf den Hamburger IT-Strategietagen: IT ins Grundgesetz!

Wirtschaft contra Politik - in solchen Schubladen denkt Jürgen Häfner nicht. "Unsere Strategie ist mit der eines Unternehmens vergleichbar", sagt der CIO von Rheinland-Pfalz. Der Ministerialdirektor trägt die Verantwortung für 34.000 IT-Arbeitsplätze in seinem Bundesland.

Und die Verantwortung für ein Budget aus den Taschen der Steuerzahler. Häfner ist nach der Landtagswahl vor rund zwei Jahren angetreten, die Verwaltung des Bundeslandes zu modernisieren, und natürlich, um Kosten zu senken. 105 Millionen Euro waren auf 400 Stellen verteilt. Die hat der CIO zusammengefasst, um Telefonie und Beschaffung zu standardisieren. Gebracht hat’s Einsparungen von zehn Prozent. "Bei der Hardware zum Beispiel haben wir Konditionen rausgehandelt, die uns selbst überrascht haben", sagt er.

Weniger überrascht war der Ministerialdirektor von den internen Kämpfen, die diesem Erfolg vorangegangen waren. In der Politik geht alles um Ressort-Hoheit, und die ist auch verfassungsrechtlich festgeschrieben. So hatte er bei Amtsantritt denn auch eine sehr heterogene IT-Struktur vorgefunden. Häfner erkannte das Verbesserungspotenzial und führte die Zuständigkeit für IT, Multimedia und Governance binnen sechs Wochen zusammen. "Das war nicht ganz einfach", stellt er im Rückblick fest.

Ob Wirtschaft oder Politik: Der CIO gehört ganz nach oben

Wie in einem Unternehmen auch, sollte der CIO in der Politik auf oberster Stufe angesiedelt sein, so Häfners Credo. Schließlich muss er auch unpopuläre Entscheidungen durchsetzen und dafür sorgen, dass Standards im gesamten Konzern beziehungsweise der gesamten Verwaltung gelten.

Die erzielten Einsparungen haben seine Leute motiviert, berichtet der Rheinland-Pfalz-CIO nicht ohne Stolz. Kehrseite der Medaille: Andere Ressorts kamen an und hielten die Hand auf. Da ließ er nicht mit sich reden. "Wir haben gleich gesagt: Wir in der Zentralstelle haben das Geld erwirtschaftet, und wir entscheiden, was damit passiert", sagt er.

Freuen konnte sich das Bildungsministerium, denn Häfner stellte Geld für die IT-Ausstattung der Schulen bereit. Er bezahlte nicht nur Hardware, sondern auch Trainings für die Lehrer. Das mit dem Bildungsauftrag ist dem CIO ein Anliegen, und da mag er sich als Politiker dann doch von der Wirtschaft unterscheiden. Weil das Geld im Land bleiben sollte, hat man sich für einen Mittelständler entschieden, der mit Dell kooperiert. "Es ist für die Unternehmen durchaus wichtig, Partner des Landes Rheinland-Pfalz zu sein", sagt er.

Empfindliche Daten brauchen besonderen Schutz

Dennoch: Vielleicht hätte Häfner den Kollegen aus dem Finanzministerium ein paar Handhelds spendieren sollen, denn gekürzt wurde ihm sein Etat trotz der Erfolge. Was ihn nicht anficht. Konsolidierung und Modernisierung der Verwaltung bleiben seine Ziele. Das Problem mit der Ressort-Hoheit ist allerdings nicht wegzudiskutieren. Beispiel Justizministerium: Wegen der Unabhängigkeit der Justiz müssen Häfner und sein Team draußen bleiben.

Das stößt dem Ministerialdirektor sauer auf. "Es kann doch nicht sein, dass da in den Kellern der Justizgebäude schlechte Server rumstehen und Zeit und Geld kosten", sagt er. Dass höchstempfindliche Daten wie Haftbefehle und ähnliches eines besonderen Schutzes bedürfen, sei ihm bewusst, betont er. Immerhin konnte er die Polizei überzeugen und betreut nun deren Systeme. "Dadurch sind zehn Polizeibeamte entlastet und können sich sinnvolleren Auftagen widmen", sagt er.

Geht es nach Jürgen Häfner, sähe er die IT am liebsten im Grundgesetz verankert. Auf allerhöchster Stufe eben.