"Sicherheit ist mein Argument für die Cloud"

Der Steinerwirt hebt ab

09.02.2011 von Christa Manta
Der Steinerwirt in Zell am See hat das Jahr des Cloud Computing ausgerufen. Nach der E-Mail-Kommunikation, der Terminplanung sowie der Text- und Tabellenverarbeitung, denkt der Hotelier darüber nach, auch sein CRM-System in die Wolke zu verlegen. Als einer der ersten in seinem Gewerbe.
1493 erbaut: Der Steinerwirt in Zell am See.
Foto: Steinerwirt

Das Boutique-Hotel "Steinerwirt" in Zell am See hat mehr als 500 Jahre auf dem Buckel. An den Altbau - 1493 im historischen Stadtkern errichtet - hat der Steinerwirt in "schönem, nacktem Grau" angestückelt. Achtundzwanzig Zimmer, ein internationales Publikum, eine traditionelle Gastwirtschaft, ein Weinkeller aus dem 14. Jahrhundert, dazu eine Bühne für Lesungen und eine Galerie für zeitgenössische Kunst. Die Steinerwirtin, Gunda Schwaninger ist eigentlich Genetikerin. Ihr Mann Johannes kommt ursprünglich "aus der Psychologie und Neurobiologie" - ein ungewöhnlicher Wirt, der bloggt und twittert und auch in Sachen IT für einen Wirten eher ungewöhnliche Wege geht.

Cloud Computing aus Sicherheitserwägungen

Gunda und Johannes Schwaninger, die Inhaber des Steinerwirt in Zell am See.
Foto: Steinerwirt

Sein großes Projekt für 2011 hat Schwaninger im Cloud Computing gefunden. Für seine Berufsgruppe nicht unbedingt naheliegend. "Ein klassischer Hotelier würde erstmal nicht auf die Wolke setzen", erklärt der Steinerwirt. Viele der traditionellen Wirte hätten Angst, ihre Geschäftsdaten damit quasi der Öffentlichkeit freizugeben. Schwaninger aber sieht das anders: "Sicherheit ist eines meiner größten Argumente für die Cloud." Bei einem professionellen Anbieter - so ist er überzeugt - sind seine Systeme und Geschäftsinformationen, was Datensicherheit und Backup angeht, besser aufgehoben, als "auf einem windschiefen Server im Keller."

"Andy, die Lösung ist blöd"

Im Herbst letzten Jahres hatte der Steinerwirt zunächst einmal damit angefangen, die E-Mail-Kommunikation seines Betriebes in die Cloud zu verlagern. "Mit dem klassischen, in der Hotellerie üblichen Desktop-Modell waren wir nie glücklich", erinnert sich Schwaninger zurück. Als sein E-Mail-Server nach drei Jahren in die Knie ging und der Techniker ihm vorschlug, einen neuen hinzustellen und Microsoft Exchange darauf zu installieren, rief er einen Freund und IT-Berater an. "Andy, die Lösung ist blöd", soll er gesagt und der Freund ihm daraufhin ein Web-basierendes System empfohlen haben. Neben der Sicherheit hatte den Steinerwirt vor allem die Kostenfrage beschäftigt. Die Ausgaben für Hard- und Software, für Inbetriebnahme und Wartung hatte er als zu hoch empfunden. Auch glaubt er, dass mit dem Fachkräftemangel in der IT das Betreiben eigener Systeme mittelfristig noch teurer werden wird.

"Wir brauchen einen super Spam-Filter und eine gute Suchfunktion"

Cloud Computing unter dem wolkenlosen Himmel in Zell am See.
Foto: Steinerwirt

Bis dahin nutzte Schwaninger für seine private Korrespondenz Google Mail und so schaute er sich auch Googles Unternehmenslösung Google Apps for Business näher an. "Was braucht ein E-Mail-System im Hotelgewerbe?", fragt Schwaninger und beantwortet seine Frage gleich selbst: "Einen super Spam-Filter und eine gute Suchfunktion." Die Korrespondenz mit den Kunden würde sich oft über einen langen Zeitraum hinweg ziehen und man müsse auch fünf Jahre später noch nachvollziehen können, welches Zimmer oder welche Sonderwünsche ein Gast einmal hatte. In Google Mail fand Schwaninger die für den Steinerwirt "beste Lösung". "Wir können die E-Mails ordnen und labeln, wir können sie in Threads packen und als fortlaufende Kommunikation darstellen, wir können suchen und finden. Und wir können von überall darauf zugreifen", fasst er zusammen.

"In Echtzeit Veränderungen vornehmen"

In einem zweiten Schritt begann der Steinerwirt damit, auch die Terminplanung in die Wolke zu verlegen: Das Buchen von Massagen, das Reservieren von Tischen im Restaurant, die Koordination von Seminaren oder Kulturveranstaltungen werden jetzt über Google Kalender vorgenommen. Schließlich stellte Schwaninger auch die Text- und Tabellenverarbeitung auf Google Text- und Tabellen um, um zum Beispiel Kulturveranstaltungen zu organisieren oder Reservierungslisten zu erstellen und zu pflegen.

"Die Arbeit in der Cloud ist für unser Team sehr praktisch, denn auf die Inhalte müssen viele verschiedene Menschen zugreifen", erklärt der Steinerwirt. Mithilfe der Cloud-basierenden Lösungen könnten mehrere Personen gleichzeitig an einem Dokument arbeiten und in Echtzeit Veränderungen vornehmen, ohne mit den verschiedenen Versionen durcheinander zu kommen. So habe der Steinerwirt auch die Zusammenarbeit mit einem englischen Single-Reisen-Anbieter ausschließlich über die Google Apps for Business-Lösung gestaltet. "Ob jemand Skischuhe ausleihen wollte, einen Skipass brauchte, Vegetarier war oder glutenfrei aß. Wir haben alle Reservierungen mit Google gepflegt." Das habe wunderbar geklappt, auch über die Ländergrenzen hinweg.

Mehr Flexibilität bei geringeren Kosten

In einem nächsten Schritt plant der Steinerwirt jetzt, das CRM-System des Hotels auf eine Cloud-basierende Lösung umzustellen. Zusammen mit einem Wirtschaftsdoktoranden der Universität Nürnberg ist er gerade dabei, Drittparteien-Applikationen aus dem Google Apps Marketplace auf ihre Eignung hin zu testen. Von den "Hotelprogrammen im klassischen Sinne" möchte er sich auf lange Sicht verabschieden. "Als kleines Unternehmen hängst Du an einem großen Anbieter und bist wahnsinnig unflexibel", ärgert sich Schwaninger. "Wenn es den Anbieter freut, eine Schnittstelle zu programmieren, dann tut er es. Wenn nicht, dann nicht."

Von Cloud Computing verspricht sich der Steinerwirt mehr Flexibilität bei geringeren Kosten. "Für meinen Google Apps for Business-Account zahle ich 40 Euro im Jahr", resümiert er. "Wenn ich noch ein CRM- und ein Newsletter-System dazu nehme, bin ich bei ein paar hundert Euro und habe ein tolles, funktionierendes System komplett auf Cloud-Basis", freut sich der zukunftsorientierte Wirt.