Sicherheitsbedenken

Deutsche hinken bei Cloud-Strategien hinterher

27.12.2012 von Werner Kurzlechner
Eine Studie von Capgemini macht deutlich, dass die Hemmnisse vor Cloud Computing in Deutschland stärker ausgeprägt sind als im internationalen Vergleich.

88 Prozent der Firmen weltweit sagen, dass das angespannte wirtschaftliche Klima derzeit Cloud Computing einen Schub verleiht. In Deutschland aber offenbar weniger als anderswo. Jedenfalls hinken die hiesigen Unternehmen der globalen Konkurrenz bei der Entwicklung formaler Cloud-Strategien hinterher. Weltweit wird beobachtet, dass der Trend zur so genannten Business Cloud geht – also zum direkten Zugriff der Fachbereiche auf die Dienste aus der Wolke. Als Bremser entpuppen sich allzu oft ausgerechnet die Geschäftsführungen und Vorstände, wie eine Studie von Capgemini zeigt.

Die Weltkarte von Capgemini zeigt, dass Nordamerika in Sachen Cloud-Strategie die Nase vorn hat.
Foto: Capgemini

Mehr als drei Viertel der Firmen können laut Studie eine formale Strategie zur Einführung vorweisen, hingegen nur 46 Prozent der deutschen Unternehmen. Manche Bedenken gegen die Cloud halten sich hierzulande erkennbar hartnäckiger als anderswo. So haben deutsche Unternehmen weltweit die größten Sorgen bezüglich Sicherheitslücken. 72 Prozent äußern deshalb Bedenken. 54 Prozent hegen Ängste hinsichtlich Datenhoheit und physischer Datenspeicherung. Die weltweiten Vergleichswerte liegen nur bei 40 respektive 54 Prozent.

Die Studie zeigt, dass auch deswegen die Nutzung von Private Clouds überwiegt: 40 Prozent aller Organisationen bekunden ihre Präferenz für private Cloud-Lösungen, die auf externen oder von Partnern betriebenen Servern liegen. In Deutschland bevorzugen 35 Prozent der Unternehmen private Cloud-Lösungen mit Servern vor Ort. Weltweit sind es 26 Prozent.

Auch wenn weltweit bereits 81 Prozent der Unternehmen Cloud-Technologien nutzen, kann von flächendeckender Reife noch nicht die Rede sein. Lediglich 17 Prozent der Anwender sagen, sie stünden kurz vor der Reife, 64 Prozent wähnen sich in der Reifephase. 14 Prozent befinden sich nach eigenem Dafürhalten noch in einer Frühphase des Cloud-Einsatzes, fünf Prozent steigen gerade erst ein.

Nicht nur die IT treibt Cloud Computing voran.
Foto: Capgemini

Am weitesten ist in dieser Hinsicht Nordamerika. 38 Prozent der Befragten erklimmen dort bereits die letzte Reifestufe. In der Region EMEA sind es lediglich zehn Prozent – immerhin ein Tick mehr als in Asien-Pazifik und Südamerika.

Fehlendes Engagement

„Während der Cloud-Markt noch nicht vollständig ausgereift ist, haben viele Organisationen schon mit der Cloud-Nutzung begonnen oder diese bereits vollständig in ihr Geschäftsmodell integriert“, kommentiert Uwe Dumslaff, CTO von Capgemini Deutschland.

Als Haupttreiber der Cloud-Einführung gilt derzeit die IT-Abteilung. 32 Prozent der Firmen berichten, dass das so sei. Allerdings verlagert sich dieser Trend mehr und mehr hin zu den Geschäftseinheiten. So liegt laut Studie bereits in 45 Prozent aller Organisationen die letztendliche Verantwortung für die Umsetzung von Cloud-Strategien bei den Fachbereichen.

Eine widersprüchliche Rolle spielen offenkundig die obersten Etagen. Auf internationaler Ebene wird die Geschäftsführung sowohl als Förderer als auch als Hemmschuh wahrgenommen – jeweils von knapp 30 Prozent der Befragten. Sogar 39 Prozent der deutschen Unternehmen sehen die Geschäftsführung als Bremse. Offenbar fehlt es in der Führungsebene an Verständnis und Engagement für die Cloud.

„Man kann mit Sicherheit sagen, dass viele Vorteile der Cloud jetzt weitestgehend verstanden worden sind“, sagt Dumslaff. „Aus Unternehmensperspektive wird sich der Weg in die Cloud allerdings massiv wandeln und eine zunehmend strategische Rolle für das Unternehmen einnehmen – ein Phänomen, das wir ‚Business Cloud‘ nennen.“

Als Treiber für Cloud Computing nennen 52 Prozent Kostensenkung. 41 Prozent erwarten eine verkürzte Time-to-Market, 39 Prozent einen effizienteren Betrieb. Jeweils rund ein Drittel der Befragten führen weitere Argumente an: das Freischaufeln von Kapazitäten im Rechenzentrum, das Vermeiden operativer Ausgaben, Verbesserungen bei der Interaktion mit Kunden und besseres Reagieren auf deren Wünsche.

Mangel an Integration

Allerdings fehlt es offenkundig noch an Vertrauen ins Cloud Computing. Nur 57 Prozent der Befragten in EMEA sagen, dass sie ihre Daten in der Cloud sicher wähnen. Weltweit sind es 56 Prozent – bei beträchtlichen Branchenunterschieden. So glauben 75 Prozent der Unternehmen aus Telekommunikation und Medien Daten in der Cloud in vertrauensvollen Händen. Überdurchschnittlich ist der Anteil ebenfalls bei Finanzdienstleistern, während im Segment Retail nur zwei Fünftel der Cloud trauen.

Neben Daten- und Security-Bedenken und blockierenden Managern stehen noch weitere Hemmnisse dem endgültigen Cloud-Durchbruch im Weg. Ein Drittel der Befragten klagt über einen Mangel an Integration. 27 Prozent tun sich schwer, den richtigen Cloud-Dienstleister zu finden. 23 Prozent zeigen sich unschlüssig darüber, welcher der Cloud-Ansätze der richtige für ihr Unternehmen ist.

Für den Report „Business Cloud: The State of Play Shifts Rapidly: Fresh Insights into Cloud Adoption Trends“ wurden weltweit 460 IT-Verantwortliche und Senior Business Manager von Großunternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern befragt.