Fachkräftemigration

Deutschland sucht qualifizierte Bewerber – im Ausland

24.03.2015 von Susanne Köppler
Mehr als jedes zweite Unternehmen sucht IT-Fachkräfte gezielt außerhalb Deutschlands. Bereits in jedem Sechsten sind Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland beschäftigt.

Besonders mittelständische Unternehmen beobachten einen Mangel an Spezialisten und tendieren dadurch mehr und mehr dazu, ihre Recruiting-Fühler auch außerhalb Deutschlands auszustrecken. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Migration von Fach- und Führungskräften nach Deutschland", für Bitkom Research im Juli 2014 insgesamt 1.030 Personalentscheider und Geschäftsführer in Unternehmen ab 50 Mitarbeitern in Deutschland zum Thema Fachkräftesuche im Ausland befragt hat.

Young Professionals auf der Wunschliste

In Deutschland fehlt es vor allem an IT-Fachkräften und Controllern. Mehr als jedes zweite Unternehmen möchte durch die Rekrutierung im Ausland den Mangel an IT-Spezialisten decken. Dabei sind ganz besonders Berufseinsteiger und Young Professionals begehrt. 72 Prozent der befragten Unternehmen sucht außerhalb Deutschlands nach jungen Fachkräften. Über 60 Prozent würden gerne ausländische Spezialisten einstellen, die ein bis fünf Jahre Berufserfahrung mitbringen.

Diversity-Strategien, Mangel an speziellen Qualifikationen, zu wenig qualifizierte Bewerber: Das sind die Gründe für die Fach- und Führungskräftesuche im Ausland.
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Die Gründe für die Suche im Ausland sind unterschiedlich. Der Fachkräftemangel wird von den meisten Unternehmen genannt. 60 Prozent geben an, in Deutschland nicht genügend qualifizierte Bewerber zu finden. Jedes Dritte Unternehmen möchte ausländische Mitarbeiter im Rahmen ihrer Diversity-Strategie in die Firma holen, und rund jedes Siebte sucht im Ausland nach Qualifikationen, wie spezielle Studiengänge, die es in Deutschland nicht gibt.

Ausländische Mitarbeiter

In der gleichen Studie von 2013 haben die Frage, ob ausländische Fach- und Führungskräfte im Unternehmen beschäftigt wären, 13 Prozent bejaht. Dieses Jahr sieht das anders aus. Im Schnitt sind in 17 Prozent der Unternehmen Spezialisten aus dem Ausland zu finden. Bei den Unternehmen mit 500 oder mehr Mitarbeitern ist der Anteil von 51 Prozent im Jahr 2013 auf 58 Prozent in diesem Jahr gestiegen.

Außerdem beschäftigen die Unternehmen 2014 auch mehr Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland. Der Anteil derer, die weniger als fünf Prozent ausländische Spezialisten in Dienst nehmen, ist von 46 auf 35 Prozent gesunken. Gleichzeitig hat der Anteil der Unternehmen mit 20 Prozent und mehr ausländischen Spezialisten von einem auf fünf Prozent zugelegt. Insgesamt hat sich der Ausländeranteil der Fach- und Führungskräfte im letzten Jahr von sechs um einen Prozentpunkt auf über sieben Prozent erhöht.

Spezialisten auf Zeit

Die ausländischen Spezialisten hält es jedoch nicht allzu lang bei den befragten deutschen Unternehmen. Die meisten Firmen geben an, dass die im Ausland rekrutierten Fach- und Führungskräfte zwischen einem und vier Jahren im Betrieb bleiben. Nur jedes achte Unternehmen attestiert seinen ausländischen Mitarbeitern eine Verweildauer von zehn Jahren oder länger.

Woran liegt das? Die Gründe für den durchschnittlich kurzen Aufenthalt der Fach- und Führungskräfte sind verschieden. Der in der Studie am häufigsten genannte Grund ist, dass die ausländischen Spezialisten in Deutschland Berufserfahrung sammeln, um danach in der Regel wieder in ihr Herkunftsland zurück zu gehen. Jedes vierte Unternehmen gibt an, dass Deutschland für die Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland von vornherein als zeitlich begrenzte Phase der Karriere geplant ist oder als Sprungbrett für einen Wechsel in ein bevorzugtes Zielland wie beispielsweise die USA genutzt wird.