Forrester-Analysten

Die 4 Elemente des Innovationsprozesses

12.09.2012 von Nigel Fenwick und Rob Koplowitz
Um die Diskrepanz zwischen einer Idee und ihrer Umsetzung zu verringern, braucht es einen Ideationsprozess, Innovationsverfechter sowie eine Innovationskultur und Innovationstechnologie. Das erläutern Nigel Fenwick und Rob Koplowitz von Forrester in ihrer Kolumne.

Innovation ist die größte Herausforderung für CEOs. Immer öfter werden CIOs darum gebeten, durch die unternehmensweite Unterstützung von Innovationen anhand neuer Technologien an der Lösung mitzuwirken. Aber es gibt da ein Problem: Technologie allein bietet keine Lösung für die Herausforderung, die Innovation stellt; sie ist nur eine der Antriebskomponenten der Ideenentwicklung (Ideation: idea generation)

Der Innovationsprozess beginnt immer mit einer Idee. CEOs und CIOs müssen also zunächst einen Prozess definieren, der es ermöglicht, Ideen zu sammeln, zu nähren und zu verfeinern, damit diese sich zu erfolgreichen Innovationen entwickeln können. In Forresters neuem Innovation-Playbook wird dies als "Innovation-PACT" (Process Advocates Culture Technology) definiert.

Innovation-PACT enthält:

The Four Elements Of The Innovation PACT.
Foto: Forrester Research

1. einen starken Ideationsprozess

2. eine Reihe einflussreicher Innovationsverfechter

3. eine starke Innovationskultur

4. und eine einfach anzuwendende Innovationstechnologie (siehe Abb.).

1. Der Ideationsprozess

Der Ideationsprozess muss Eigenschaften enthalten, die die Diskrepanz zwischen Ideen und deren Implementierung reduzieren.

Die richtige Balance zu finden ist nicht einfach - bei zu strengem Vorgehen besteht das Risiko, die Innovation zu ersticken, während bei zu lockerem Vorgehen gute Ideen zu wenig Aufmerksamkeit und Mittel erhalten.

2. Der Innovationsverfechter

Rob Koplowitz ist Principal Analyst bei Forrester Research.
Foto: Forrester Research

Ideen, die sich weiter durch den Innovation-PACT bewegen, bedürfen starker Verfechter, die den in jedem Unternehmen vorhandenen natürlichen Widerstand gegen Veränderungen brechen. Steve Jobs ist ein perfektes Beispiel dafür. Er ist zweifellos der leidenschaftlichste Ideenverfechter einer ganzen Generation und viele der besten Produkte des 21. Jahrhunderts hätten ohne ihn als deren Fürsprecher das Licht des Tages nie erblickt.

Wie Jobs gezeigt hat, müssen Ideenverfechter über ein hohes Maß an Energie verfügen und sich nicht ohne weiteres durch eine "Geht nicht"-Mentalität abschrecken lassen. Stattdessen müssen die Verfechter das Potenzial erkennen und andere dazu anregen, an der Idee mitzuwirken und diese zu verfeinern.

Am wichtigsten ist es, dass der Verfechter ein Spezialist darin ist, die in vielen Unternehmen vorhandene Trägheit zu überwinden. Diese Verfechter finden Wege, die erforderlichen Umstellungen zu erleichtern und diejenigen Hindernisse zu beseitigen, die in vielen Firmen bei bevorstehenden Veränderungen aufkommen.

3. Die Innovationskultur

Diese in vielen Organisationskulturen konsequenten Hindernisse stellen oftmals Barrieren zur Innovation dar. Die Schaffung einer Innovationskultur ist jedoch für den Ideationsprozess unbedingt erforderlich. Das Innovation-Playbook von Forrester definiert die vier Attribute einer Innovationskultur mit den Begriffen

Nigel Fenwick ist Principal Analyst bei Forrester Research.
Foto: Forrester Research

Zwar sind alle vier Attribute für die Ideation entscheidend, aber für ein Unternehmen ist der wichtigste Aspekt der Umgang mit Fehlschlägen.

Die Schaffung einer Innovationskultur erfordert eine Struktur, die Fehlschläge in frühen Innovationsstadien akzeptiert. So werden beispielsweise Google-Techniker dazu angesetzt, 20 Prozent ihrer Arbeitszeit auf eine Projektidee ihrer Wahl zu verwenden. Das ist eine bedeutende Investition in ihre Produktivität aufgrund der Überzeugung, dass dies zu neuen Produkten und Dienstleistungen führt. Obwohl dies manchmal tatsächlich der Fall ist - so ist zum Beispiel Gmail aus einem 20-Prozent-Projekt hervorgegangen - erbringen viele solcher Projekte nicht viel Einträgliches.

Eine der intensivsten Veränderungen der Unternehmenskultur, die zur besseren Akzeptanz von Fehlschlägen durchgeführt werden kann, betrifft Vergütungen. Ein Vergütungssystem, das Erfolg belohnt und Fehlschläge bestraft, untergräbt die Schaffung einer Innovationskultur, weil die Mitarbeiter nicht ermutigt werden, Risiken einzugehen. Wenn Mitarbeiter zum Experimentieren motiviert werden sollen, muss das Vergütungssystem so eingestellt werden, dass eine Toleranz oder sogar eine Belohnung für Fehlschläge eingebaut wird, die mit der frühzeitigen Erprobung und Entwicklung von Ideen verbunden sind.

4. Innovationstechnologie

Technologie ist das letzte Puzzlestück des Innovation-PACT Puzzles. Die richtige Technologie unterstützt den Ideationsprozess, hilft, gute Ideen aus schlechten zu filtern und Ideen durch Zusammenarbeit zu nähren. Mit anderen Worten: Technologie sollte zur Evaluierung von Ideen verwendet werden, denn eine gegenseitige Bewertung führt zur Auswahl der besten Ideen und bietet den Mitarbeitern darüber hinaus die Möglichkeit, gemeinsam an der Verfeinerung von Ideen zu arbeiten. Starbucks verwendet zum Beispiel die Ideenmaschine von Salesforce.com, um sowohl Kunden- als auch Mitarbeiterideen-Communities anzutreiben.

Darüber hinaus sollte, um die Beteiligung zu erhöhen, Technologie angewendet werden. Die meisten Social Tools gehen mit mobilen Apps einher, die zur Mitarbeiterbeteiligung anregen, auch wenn sie nicht mit dem Unternehmensnetzwerk verbunden sind. Und schließlich ist es wichtig, Technologie in Ihren Innovationsprozess einzubauen. Spezialisierte Innovationssoftware kann Ihren Innovationsprozess durch den Einbau von Stufenausgängen in das System verfeinern, so dass alle Ideen die erforderlichen Bewertungen durchlaufen bevor sie die Stufe der Produktentwicklung erreichen.

Die perfekte Brotschneidemaschine

Der Mensch hatte immer schon großartige Ideen. Vom ersten Höhlenmenschen, der Steine aneinander schlug, um Funken und letztendlich Feuer zu erzeugen bis hin zu Otto Friedrich Rohwedder mit seiner perfektionierten Brotschneidemaschine: Die größten Wettbewerbsvorteile gingen immer aus den innovativsten Erfindungen hervor.

Als Alexander Graham Bell die Worte sprach: "Watson, can you hear me?" konnte er nicht wissen, dass er nicht nur eine moderne Art der Kommunikation einleitete, sondern auch die Art und Weise des Erfindens für immer veränderte. Zum ersten Mal konnte ein sinnvoller Austausch von Ideen zwischen zwei Menschen zur gleichen Zeit ohne deren physische Präsenz erfolgen.

Letztlich handelt es sich bei Ideation nicht um die Auswahl und Implementierung von Technologie, sondern es geht um die Identifizierung und Ausführung der richtigen Ideen. In diesem Prozess ist die Technologie ein Schlüsselfaktor. Der richtige Ansatz kann ihre Ergebnisse dramatisch verstärken. Er kann ihnen auch die Fähigkeit verleihen, klein anzufangen und erste Tests auszuführen, bevor Sie den Sprung in eine umfassende Technologieausgabe wagen.

Nigel Fenwick und Rob Koplowitz sind Principal Analysts bei Forrester Research, wo sie CIOs betreuen und Beiträge für den CIO-Bloq erstellen.