Neue IT-Systeme für Mitarbeiter

Die 6 Typen von IT-Anwendern

05.03.2010 von Christiane Pütter
Jeder Mensch arbeitet sich anders in neue IT-Lösungen ein. Überraschend gilt das auch für IT-Mitarbeiter. Formale Schulungen allein helfen nicht weiter.

Wer eine neue IT-Lösung implementiert und die Belegschaft hinterher in Schulungen schickt, erreicht nur einen Teil der Mitarbeiter. Denn Menschen lernen häufiger informell und zufällig als formal. Zu diesem Fazit kommt Deborah Compeau von der Richard Ivey School of Business in Toronto in mehreren Studien.

Die Forscherin unterscheidet sechs Typen von IT-Anwendern, wobei kein Mensch hundertprozentig zu einer dieser Kategorien passt. Compeaus Typologie ist eher als Orientierung zu verstehen.

1. Entdecker: Entdecker haben einfach Spaß am Umgang mit neuen IT-Lösungen und lernen daher von sich aus. Sie experimentieren mit der neuen Anwendung und eignen sich dadurch Wissen an.

2. Visionäre: Visionäre probieren auch gern neue Funktionalitäten aus, aber zielgerichteter als Entdecker. Ihnen geht es weniger um Spaß als um den konkreten Nutzwert. Sie entwickeln Ideen und Vorstellung davon, was die neue Lösung leisten könnte, und testen aus, was sich umsetzen lässt.

3. Planer: Planern geht es noch stärker um Nutzwert als Visionären oder Entdeckern. Sie haben nicht unbedingt Spaß an der IT und experimentieren auch nicht. Sie verfolgen konkrete Ziele bei der Nutzung und lernen strukturiert und mit viel Disziplin. Ob die neue Anwendung noch mehr könnte als das, was sie brauchen, interessiert sie nicht.

4. Problem-Löser: Problem-Löser betrachten Technik noch nüchterner als Planer. Sie lernen nur das Nötigste, was sie für ihre Arbeit wirklich brauchen.

5. Flipperkugeln: Diese Nutzer-Gruppe flitzt zwischen Anwendungen hin und her wie Flipperkugeln. Sie schnappen hier und da etwas auf, ohne überhaupt im Sinn zu haben, dabei zu lernen. Sie tun das auch nicht aus Neugier, sondern zufällig - und können sich auf diese Weise eine Menge Wissen aneignen.

6. Verweigerer: Diesen Typus gibt es nach wie vor in jedem Unternehmen. Verweigerer erkennen nicht, welchen Sinn Technik machen soll. Sie lernen nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt.

Lernen ist nicht immer steuerbar

Compeau will mit dieser Aufzählung betonen, wie häufig IT-Fertigkeiten gelernt werden, ohne dass das Unternehmen dieses Lernen steuern könnte. Dazu zählen auch die vielen Fälle, in denen Kollegen sich gegenseitig etwas zeigen oder Mitarbeiter sich Tipps aus dem Internet holen.

Die Forscherin rät nicht von formalen, institutionalisierten Schulungen ab. Sie gibt jedoch zu Bedenken, dass sich Visionäre, Entdecker und Planer möglicherweise lieber selbstständig mit E-Learnings beschäftigen, als in einem Klassenzimmer zu sitzen.

ITler lernen auch nicht anders

Ein weiteres Ergebnis ihrer Beobachtungen: Bis auf den Verweigerer gibt es all diese Lerntypen nicht nur in den Fachabteilungen, sondern auch unter ITlern. Davon war Compeau selbst überrascht, weil sie dort ausschließlich strukturierte und planvolle Lerner erwartet hatte. Doch Flipperkugeln zischen auch durch die IT-Abteilung.

Deborah Compeau ist Professorin an der Ivey Business School. Sie beschäftigt sich mit dem Management von Informations-Systemen.