Gartner-Quadrant

Die Anbieter für Mobile Sicherheit im Überblick

19.10.2010 von Nicolas Zeitler
McAfee, Sophos, Symantec und Check Point führen den Markt für Datenschutz auf mobilen Geräten an - der "Magic Quadrant" von Gartner.
Im Gartner-Quadranten zur Datensicherheit auf mobilen Geräten gruppieren sich die Anbieter fast schon traditionell in den Kategorien führende Anbieter und Nischen-Anbieter.
Foto: Gartner

McAfee, Sophos, Symantec und Check Point sind die stärksten Anbieter auf dem Markt für Datenschutz auf mobilen Endgeräten. Das haben die Marktbeobachter von Gartner ermittelt. Die vier Unternehmen bilden die Gruppe der "Leaders" im Gartner-Quadranten "Magic Quadrant for Mobile Data Protection".

Der von Gartner als "Momentaufnahme" bezeichnete Blick auf dieses Geschäft zeigt einen rundum reifen Markt. Die Anwender forderten von den Anbietern vor allem Datenschutz durch Verschlüsselung und den Beleg, dass die Verschlüsselung auch wirkt. Hauptgrund für den Einsatz von Datenschutzlösungen auf mobilen Geräten ist deren möglicher Verlust oder Diebstahl.

Wie gut die Hersteller den Kundenanforderungen gerecht werden, stellt Gartner im Quadranten dar. In die Positionierung der Anbieter fließen nicht nur die Eigenschaften von deren Produkten ein. Kriterien sind auch Dinge wie die Produktstrategie, Kundenerfahrungen oder wie sich die Firmen weltweit aufstellen.

Gartner teilt die Anbieter danach in vier Gruppen ein. Die "Leaders" haben neben einem überzeugenden Produkt auch eine solide Marktstrategie und setzen technisch Standards. Herausforderer stehen demgegenüber vor allem hinsichtlich ihrer klar sichtbaren Linie und Produkt-Roadmap zurück. Die Gruppe der Visionäre zeichnet sich dadurch aus, dass sie mit funktionsreichen Produkten am Markt steht. Im Vergleich zu den Leaders fehlen ihnen aber deutlich Wettbewerbsstärke und Marktaneil. Die Nischenanbieter schließlich sind mit Produkten auf dem Markt, die meist nur spezielle Bedürfnisse befriedigen.

Die Bewertungen der Anbieter aus der Gruppe der Leaders:

McAfee

Als eines der stärksten Unternehmen führt Gartner im Quadranten McAfee auf. Gartner attestiert dem Anbieter clevere Zukäufe: Die Übernahmen von Trust Digital und Tencube weiteten das Angebot ohne Überschneidungen aus. McAfee könne dadurch zu einem starken Anbieter von Lösungen zur Smartphone-Sicherheit werden. Als kleinen Minuspunkt notiert der Quadrant McAfees Software zum Schutz von Wechselmedien - ihr fehlen einige Funktionen.

Sophos unterstützt Android und iPhone bisher nicht

Sophos

Sophos bietet eine gut integrierte Produktlinie an. Das Unternehmen ist in den vergangenen Jahren jeweils stärker gewachsen als der Durchschnitt. In den schwierigen Bedingungen 2009 legte der Hersteller in Europa und Nordamerika um 27 Prozent zu. Sophos könnte gemessen an seinen Produkten noch häufiger auf den Shortlists stehen, meint Gartner. Allerdings müsse das Unternehmen auf dem Markt auffälliger auftreten. Bisher unterstützt Sophos Android und iPhone nicht. Täte es das, könnte es zusätzliche Anteile gewinnen.

Check Point Software Technologies

Ein starkes Produkt von Check Point ist laut dem Gartner Quadranten "Abra", ein tragbares Gerät für das sichere Abspeichern von Mediendateien. In diesem Bereich ist Check Point besonders innovativ. Wermutstropfen: Kunden des Anbieters sind häufig unzufrieden. Stehen bei hnen Neuanschaffungen an, denken viele über den Wechsel zu einem anderen Anbieter nach.

Symantec

Symantec ist im Gartner-Quadranten knapp über der Trennlinie zwischen führenden Unternehmen und Visionären positioniert. Eine seiner Stärken bezieht das Unternehmen aus seinen Zukäufen der Firmen PGP und GuardianEdge Anfang des Jahres. Das biete die Möglichkeit, eine ganz neue Suite an Produkten zusammenzustellen, urteilt Gartner. Ein negativer Befund: Symantec sollte sich nach Ansicht von Gartner besser aufstellen für den Support von Smartphones.

Die Gruppe der Herausforderer bleibt in dem aktuellen Quadranten leer. Laut den Autoren ist das nicht außergewöhnlich: Beim mobilen Datenschutz gruppierten sich die Beurteilten fast schon traditionell zu großen Teilen in den Feldern führende und Nischenanbieter.

Gleichwohl enthält der Quadrant auch drei sogenannte Visionäre:

WinMagic

WinMagic investiert sehr viel in Forschung und Entwicklung. Als besonderes Merkmal der Sicherheitslösung von diesem Hersteller hebt Gartner den sogenannten Geofence hervor. Er zieht aus der IP-Adresse Informationen darüber, wo sich ein Nutzer aufhält. Danach lassen sich unterschiedliche Zugangsrechte zuteilen. WinMagic bewegt sich allerdings auf einem hoch speziellen Nischenmarkt und bietet zum Beispiel seit einiger Zeit keinen Smartphone-Schutz mehr.

Dell stützt Credant

Credant Technologies

Credant profitiert von starken Partnern: Dell empfiehlt Credant-Produkte als zusätzliche Sicherheitslösung für Firmenplattformen. Außerdem verkauft Cisco als Teil seines mobilen Sicherheitsprogramms Datenschutzlösungen von Credant. In der Vergangenheit hatte Credant allerdings mit einigen Kunden Schwierigkeiten: Wenn sie die Lösungen auf leistungsschwacher Hardware laufen ließen, gab es Probleme. Mit den heutigen leistungsfähigeren Rechnern sind diese Probleme laut Gartner verschwunden. Allerdings haben viele Kunden diese Szenarien noch im Hinterkopf.

Sybase

Sybase wurde bekanntlich unlängst von SAP gekauft. Das Produkt "iAnywhere" von Sybase ist aus Sicht von Gartner die umfassendste Lösung für Konfigurations-Manamgement aus einer Hand. Sybase hat 2009 viele Kunden dazu gewonnen. Ein Grund ist vor allem, dass das Unternehmen neue Smartphones unterstützt, allen voran das iPhone. Als einen Minuspunkt beurteilt Gartner, dass Käufer SAP bisher nicht auf dem Markt für Geräte-Management und Sicherheit aufgestellt ist.

Novell als Nischenanbieter

Die übrigen, und damit der Großteil der im Quadranten aufgeführten Firmen wurden dem Feld Nischenanbieter zugeordnet. Zu ihnen zählen:

Novell

Novell bietet die Suite Zenworks an. Sie gilt laut Gartner als Spezialprodukt. Breiten Absatz finde die Suite nicht. Gartner verweist auf seine Beratungskunden: Von ihnen setze kaum einer Novell ein.

Wave Systems

Wave hat einen sogenannten "Key Management Server" im Angebot. Unternehmen können damit auf eine bestehende Plattform Chiffrier-Schlüssel aufspielen und diese Schlüssel auch auf neue Plattformen übertragen. Ein Manko des Anbieters: Ihm fehlen dafür namhafte Sicherheitszertifikate. Um die sollte sich der Hersteller laut Gartner bemühen.

Hohe Standards bei SafeNet

SafeNet

SafeNet hat die Lizenz, Verschlüsselungsprodukte nach den Type-1-Standards der US-Regierung zu entwickeln - ein hoher Qualitäts-Standard. Viel Umsatz mache das Unternehmen mit diesen Type-1-Produkten. Außerhalb des öffentlichen Sektors kenne aber kaum jemand den Hersteller. Weiterer Minuspunkt: Der Preis für die Sicherheitsprodukte liegt über dem Durchschnitt.

Verdasys

Verdasys bietet datei- und ordner-basierte Verschlüsselungs-Lösungen an. Alle Zugangsversuche und Verschiebungen von Dateien können in Echtzeit überwacht werden. Allerdings verkauft Verdasys seine Verschlüsselungstechnik eher unter Wert - es betrachtet sie als Anhängsel zu seinem sonstigen Sicherheits-Geschäft, beobachtet Gartner.

Auf eine Anwendung im gesperrten Tablet zugreifen

Safend

Dateien und Ordner lassen sich mit den Produkten von Safend verschlüsseln. Besonderheit von Safend ist die Möglichkeit, auf einem gesperrten PC auf eine einzelne Anwendung zuzugreifen. Safend bietet seine Lösungen zu einem niedrigen Preis an. Nachteil: Safend ist stark von OEM-Partnern abhängig.

Becrypt

Ein spezialisierter Anbieter, der vor allem in den zur Nato gehörenden Ländern verkauft. Die Lösungen von Becrypt werden allerdings nur von wenigen Firmen in diesen Staaten verwendet.

Mobile Armor

Als eine Stärke des Nischenanbieters Mobile Armor führt Gartner an, dass er seine ganze Palette an Verschlüsselungs-Produkten als Software as a Service anbietet. Allerdings ist es dem Anbieter bisher nicht gelungen, einen bedeutenden Platz im Wettbewerb mit anderen zu erobern. Das größte Wachstumspotenzial für Mobile Armor sind Gartner zufolge US-Behörden als Kunden.

Kontroll-Etikett für sensible Dateien

Secude

Secude ist nur auf einigen europäischen Märkten vertreten. Das Unternehmen bietet unter anderem Lösungen fürs Zugangs-Management an. Es unterstützt nur Windows-Plattformen und bietet auch nur Basis-Funktionen.

Trustwave

Trustwave ist eines der jüngsten Unternehmen auf dem Markt für die Sicherheit mobiler Geräte. Es bietet eine Kontroll-Software an, mit der sich schützenswerte Daten mit Etiketten versehen lassen. Jeder Datei hängt somit direkt ihre Zugangserlaubnis an. Aus Sicht von Gartner ist das ein viel versprechender Ansatz. Das ist auch gleichzeitig der Hemmschuh für Trustwave - laut Gartner sind die meisten Firmen noch nicht reif für diesen Ansatz.

Gartner sieht auf dem Markt für Datenschutz auf mobilen Geräten grundsätzlich noch Entwicklungspotenzial: Die Zahl an mobilen Geräten, die Datenschutz brauchen, ist laut den Marktbeobachtern bisher deutlich größer als die Verkaufszahlen für Schutz-Lösungen. Allerdings: Sich von Mitbewerbern abzusetzen sei nicht einfach. Alle im Quadranten aufgeführten Hersteller böten ähnliche Grundfunktionen und vergleichbare Verschlüsselungs-Algorithmen an.

Der Markt für Sicherheitslösungen für mobile Geräte litt voriges Jahr unter der Wirtschaftskrise. Mit Lösungen für 23 Millionen Geräte verkauften die Anbieter rund 18 Prozent weniger als 2008.