SAS, Teradata & Co.

Die größten BI-Anbieter in Deutschland

27.08.2012 von Christiane Pütter
Plus von 19 Prozent: Eine Lünendonk-Studie zeigt das wachsende Geschäft für auf Business Intelligence spezialisierte Anbieter - und die veränderte Rolle von BI.

"Ein sehr gutes Jahr" nennt Mario Zillmann 2011 für spezialisierte BI-Anbieter (Business Intelligence). Zillmann ist Head of Professional Services beim Berater Lünendonk aus Kaufbeuren. Er hat sich den Markt für Business-Intelligence-Standard-Software in Deutschland angesehen. Fazit: Die von ihm analysierten Anbieter erlösten 2011 gut 19 Prozent mehr Geld als 2010. Sie kommen jetzt auf einen Gesamtumsatz von 421 Millionen Euro.

BI-Marktstichprobe des Beraters Lünendonk in alphabetischer Reihenfolge, Teil Eins.
Foto: Lünendonk

Damit liegt das kleine Segment BI deutlich über dem Gesamtmarkt für Standard-Software. Dieser wuchs 2011 um gut fünf Prozent, wie die Kaufbeurener ausgerechnet haben.

SAS größter spezieller BI-Anbieter auf dem deutschen Markt

Bei dieser Studie muss die Definition erörtert werden, die Lünendonk anwendet: Die analysierten Unternehmen erwirtschaften mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes mit Produktion, Vertrieb und Wartung eigener Business-Intelligence-Standard-Software. Dickschiffe wie SAP, IBM und Oracle kommen in der Analyse daher nicht vor.

Zillmann hat 27 Firmen unter die Lupe genommen, die größte davon ist SAS aus Heidelberg, die kleinste Menta aus München. In seiner Liste fehlen die Anbieter Arcplan, Jaspersoft, Jedox und Talend, weil sie keine Angaben zu ihren Umsätzen gemacht haben.

BI-Marktstichprobe des Beraters Lünendonk in alphabetischer Reihenfolge, Teil zwei.
Foto: Lünendonk

Die 27 Unternehmen erzielen mehr als 90 Prozent ihres Umsatzes im Inland. Wird der Blick von dieser Marktstichprobe auf alle BI-Anbieter in Deutschland ausgeweitet, schätzt Zillmann das Volumen auf rund 1,1 Milliarden Euro. Von 2011 auf 2010 habe die Branche erstmals die Eine-Milliarde-Euro-Grenze übersprungen, so der Analyst.

Bis auf eine Firma - MIK aus Reichenau, bei der der Erlös stagnierte - legten alle Anbieter aus der Lünendonk-Liste zu. SAS führt unangefochten mit einem Ergebnis von 128 Millionen Euro Umsatz in Deutschland. Mit sehr großem Abstand folgen Teradata aus Augsburg (62 Millionen Euro) und Microstrategy aus Köln (31 Millionen Euro).

Am anderen Ende der Skala finden sich die Münchener Menta mit einer Million Euro Umsatz sowie die Dortmunder Rapid-I mit 1,1 Millionen und Targit Deutschland aus Hülfingen mit 1,3 Millionen Euro Umsatz. Das zeigt die Menge an kleinen Spezialisten in diesem Segment.

BI und ERP wachsen auch in der Krise

Dass der Teilmarkt so zulegt, überrascht Zillmann nicht. "In Krisenzeiten werden CRM-Projekte (Customer Relationship Management) oder Produktionsstraßen gestoppt, aber BI und ERP (Enterprise Ressource Planning) wachsen", sagte der Analyst bei der Vorstellung der Zahlen in München.

Andreas Gödde freute es. Der Director Business Intelligence von Platzhirsch SAS Deutschland war ebenfalls in München. Er erklärt das starke Wachstum von BI mit der Entwicklung, die die Software durchläuft. War es früher schlicht um Reportings gegangen, wird der Einsatz von BI zunehmend anspruchsvoller, so Göddes These. BI muss mehr und komplexere Daten - Stichwort Big Data - bewältigen und zu intelligenten, vorausschauenden Analysen verarbeiten, und das nach Möglichkeit immer schneller.

Das heißt auch, dass die Nutzer von BI verstehen müssen, wie ihr Unternehmen am Markt agiert und wie es rasch auf Veränderungen reagieren kann. Beispiel Handelsbranche: Es sei nicht mehr damit getan, dass BI in Reports den gestrigen Umsatz ausweist. Vielmehr müssen die Aktionen und die Kommunikation von Kunden über verschiedenste Kanäle inklusive Social-Media-Tools erfasst und intelligent ausgewertet werden, so Gödde.

Plädoyer für BI-Competence-Center

Der SAS-Manager plädiert denn auch für BI-Competence-Center innerhalb der Unternehmen. Business Intelligence sei eine gemeinsame Aufgabe von Fachbereich, Geschäftsleitung und IT, beobachtet Gödde zumindest mit Blick auf seine Kunden.

Lünendonk-Analyst Zillmann bestätigt diese Einschätzung - und will sie keinesfalls als Entmachtung des CIO verstanden sehen. Ganz im Gegenteil: "Das wertet die IT auf", sagt Zillmann. Die IT habe ihre Rolle als Unterstützerin abgelegt und gewinne innerhalb der Unternehmen an strategischer Bedeutung.

Einig sind sich Gödde und Zillmann auch in einem weiteren Punkt: Der Mangel an Fachkräften wirkt sich im Feld BI besonders stark aus. "Selbst wenn die Branche eigene Akademien gründet, kann das nicht aufgefangen werden", so Gödde. Es reiche für BI-Analysen eben nicht mehr, irgendwelche Zahlen zusammenstellen zu können. Ein wichtiger Teil der Arbeit sei, das Geschäftsmodell der Firma zu verstehen und über Abteilungen und Prozessketten hinausdenken zu können.