Studie kritisiert "Risikovermeidungs-Mentalität" der öffentlichen Hand

Die IT als Katalysator für Verwaltungsreformen

06.12.2005 von Dorothea Friedrich
Die Hälfte aller IT-Vorhaben der öffentlichen Hand verzögert sich massiv oder überschreitet das vorgesehene Budget zum Teil erheblich. Knapp ein Drittel scheitert sogar. Das sind Ergebnisse einer aktuellen McKinsey-Studie. Sie hat herausgefunden, dass die öffentliche Verwaltung alleine durch professionelles Management ein Fünftel ihrer gesamten IT-Ausgaben sparen könnte.

Sie belaufen sich auf rund elf Milliarden Euro jährlich. Davon entfallen rund fünf Milliarden auf Projekte wie die Entwicklung des Lkw-Mautsystems Toll-Collect oder der Steuer-Software Fiscus.

Der Studie zufolge ist die IT ein geeignetes Instrument, um dringend notwendige Verwaltungsreformen in Deutschland voranzutreiben. "Unklare Entscheidungsstrukturen, eine Risikovermeidungsmentalität vieler Beamter und übertriebene Detailplanung sind vielfach die Gründe für das Scheitern öffentlicher IT-Projekte. Solange IT nicht auch in der Verwaltung Chefsache ist, werden wir weiter mit hohen Ineffizienzen und Pannen leben müssen", sagte McKinsey-Direktor Detlev Hoch, einer der Autoren.

In einer modernen Verwaltung sieht die Studie einen entscheidenden Standortvorteil und eine Voraussetzung für die Ansiedlung internationaler Unternehmen. Eine Wirtschaftsnation wie Deutschland kann sich demnach eine öffentliche Hand, die zehn bis 20 Jahre hinter der Zeit herhinkt, nicht leisten. Sie sollte daher die IT als Katalysator für die Modernisierung nutzen. Verbessertes IT-Management im öffentlichen Sektor sei eine Chance, ganze Prozesse umzugestalten und zu vereinfachen, so die Studie. Nur so könne die Verwaltung entschlackt werden.

Vorbild Privatwirtschaft

Die Studie zeigt, wie die öffentliche Hand trotz Einschränkungen durch das Vergabe-, Haushalts- und Beamtenrecht sowie der kameralistischen Buchhaltung von der Privatwirtschaft lernen kann. Entscheidend für den Erfolg - auch von öffentlichen - IT-Projekten ist demnach eine klare Definition der Ziele.

Dazu kommt eine sinnvolle Beschränkung der Anforderungen. Wichtig ist weiterhin professionelles Projekt-Management, das die Mitarbeiter motiviert, das Projekt inhaltlich und zeitlich auf Kurs hält sowie Gefahren rechtzeitig erkennt. "Risiko-Management und Controlling sind schließlich wirksame Instrumente, den Erfolg einer Initiative zu überwachen und zu sichern", sagte Peter Leukert, Co-Autor der Studie.

Potenzial für Wachstum und Beschäftigung

Die IT-Ausgaben der öffentlichen Hand werden mit ihrem Gesamtvolumen von rund elf Milliarden Euro nur noch vom Finanzdienstleistungsbereich übertroffen. Nach aktuellen Schätzungen wird der Markt für IT in der Verwaltung künftig jährlich um etwa sieben Prozent wachsen. Davon kann der Studie zufolge vor allem die heimische IT-Branche profitieren. Sie kann an Markt- und Wettbewerbsfähigkeit zulegen, Wachstum und neue Arbeitsplätze schaffen.

Die Studie des Beratungsunternehmen McKinsey ist unter dem Titel "Erfolgreiches IT-Management im öffentlichen Sektor" als Buch erschienen.