Uwe Pöttgen, Leiter Zentrale Dienste und IT bei Asklepios

"Die IT muss intuitiver werden"

30.07.2007 von Andreas Schmitz
INTERVIEW DER WOCHE: Das Future Hospital in Barmbek ist für den IT-Chef der privaten Krankenhausgruppe Asklepios Uwe Pöttgen der Innovationspool schlechthin. In Vision-Workshops entwickelt Pöttgen zusammen mit Ärzten und Pflegern neue Ziele für Asklepios. Der CIO fordert intuitive IT für das medizinische Personal.
Uwe Pöttgen, IT-Chef der Asklepios Kliniken, setzt IT und Ärzteschaft in Vision-Workshops an einen Tisch.

Herr Pöttgen, Ihr Projekt One-IT ist in Hamburg abgeschlossen. Was kommt jetzt?

One-IT ist in den Hamburger Asklepios-Einrichtungen seit einem halben Jahr im Einsatz. Bis Ende 2008 sollen alle 95 Einrichtungen von Asklepios auf der Basis von One-IT konsolidiert sein. Das bedeutet eine einheitliche Client-Server-Struktur und ein einheitliches Betriebssystem. Patches für Software werden dann zentral verteilt.

Welche wichtigen anderen IT-Projekte betreuen Sie derzeit?

Parallel zum Standardisierungsprojekt One-IT werden wir am Future Hospital Barmbek ein neues Rechenzentrum errichten. Die Eilbeker Klinik, in der das Asklepios-Rechenzentrum bis dato liegt, wurde an die Schön-Kliniken verkauft. Wir planen, das neue Rechenzentrum im Februar 2008 in Betrieb zu nehmen. Zudem strukturieren wir unser Netzwerk um. Das Metropol Area Network stellen wir von einer Stern- auf eine Ringstruktur um. Dies ermöglicht uns Bandbreiten von bis zu 10 Gigabit. Heute haben wir bis zu einem Gigabit zur Verfügung.

Was hat sich in den letzten zehn Jahren in der IT-Landschaft der Asklepios verändert?

Damals bestand die IT nur aus einem Verwaltungssystem. Jetzt ist die IT in Leistungsstellen wie etwa Radiologie oder Endoskopie nicht mehr wegzudenken. Die IT dringt immer mehr in die Behandlungsprozesse ein. Um diese Prozesse weiter zu entwickeln, haben wir das Future Hospital Programm entwickelt, für das Asklepios zusammen mit den Partnern einen hohen siebenstelligen Betrag jährlich ausgibt. Dazu gehören beispielsweise regelmäßige so genannte Vision-Workshops mit Pflegern und Ärzten, die dazu beitragen, wichtige Anforderungen zu erkennen und später in Pilotprojekten zu testen.

Was sollte die IT für das medizinische Personal einmal leisten?

Die IT muss intuitiver werden. Neue Formen der Visualisierung für medizinische Fakten sollten geschaffen werden, um den Arzt ohne Umschweife die Essenz auf den Schirm zu bringen. Zudem möchte er vorselektierte Informationen, wir müssen also die Präsentation verbessern. Tablet-PCs wie Dashboards können helfen.

Der Markt der Krankenhausinformationssysteme ist noch immer nicht konsolidiert. Auf welche Produkte setzen Sie?

Zu 80 Prozent setzen wir in unseren Kliniken Systeme von SAP und Agfa Healthcare ein, also i.s.h. med und Orbis. Für uns ist jedoch zunächst einmal wichtig, mit One-IT die Basis zu standardisieren. Die klinischen Systeme kommen als nächstes. Die SOA-Architektur steckt in Krankenhäusern erst in den Anfängen. Ich erwarte, dass hier interessante und nützliche Services entstehen werden. Mir ist wichtig, dass das KIS-Produkt funktionell ist und stabil läuft. In Anbetracht von sechsstelligen Euro-Beträgen für die KIS-Einführung in nur einer Klinik sollte die Entscheidung langfristig sein. Derzeit ist der Markt noch zu unsicher.

Die Zusammenarbeit über Klinikgrenzen hinaus wird in den kommenden Jahren eine immer wichtiger Rolle einnehmen. Wie gehen Sie hier vor?

Wir erhoffen uns von der elektronischen Fallakte Prozessvorteile. Es gibt eine Spezifikation. Alleine macht eine solche Fallakte keinen Sinn. Deshalb arbeiten wir hier unter anderem mit den anderen privaten Kliniken und der Charité zusammen. Etwa 30 Prozent des Marktes dürfte damit bereits abgedeckt sein. Und wir haben eine Investitionssicherheit zumindest bis zum Jahr 2011. Die Fallakte schafft für uns die Möglichkeit, auch Daten etwa mit Kliniken, die zu Rhön gehören, auszutauschen. Ein entsprechender Pilot beginnt dazu im Herbst.

Ärzte und Pfleger sehen die IT in der Regel als lästige Pflicht. Wie lässt sich der Ruf der IT im Krankenhaus verbessern?

Innerhalb der Vision-Workshops tauschen wir regelmäßig Ideen und Anregungen aus, aus denen dann auch Pilotprojekte werden. Man muss sehen: Die IT kommt aus der Verwaltung und soll jetzt die Behandlung unterstützen. Das ist ein Paradigmenwechsel.

Das heißt, heute ist der Ruf der IT im Keller?

Mit der IT sind die Behandelnden nicht zufrieden. Und das kann ich gut verstehen. Der Grund ist, dass wir als Kliniken dem Markt, also den Software-Anbietern, nie genau gesagt haben, was wir wollen. Deshalb befinden wir uns IT-mäßig derzeit noch in der Bronze-Zeit.