IT-Berater im Aufwind

Die leise Expansion der IT-Berater

27.06.2008 von Christiane Pütter
IT-Beratungen mausern sich mehr und mehr zu Management-Beratern. Zudem lassen sie klassische Beratungshäuser wie McKinsey und Boston Consulting in Sachen IT weit hinter sich. Das bestätigen Zahlen einer aktuellen Studie von Consulter Lünendonk.
In der praktischen Umsetzung sehen die Befragten den Vorzug von "Gesamtdienstleistern", die IT und Management-Beratung verknüpfen.

Gesamtdienstleister nennt Lünendonk die neuen Player, die sich immer stärker etablieren. Das Portfolio von Beratungshäusern wie Accenture, Capgemini und IBM umfasst IT-Beratung, Systemintegration, IT- und Geschäftsprozess-Outsourcing sowie Strategie- und Management-Beratung.

Lünendonk wollte wissen, wie diese Unternehmen im Vergleich zu klassischen Management-Beratern am Markt wahrgenommen werden. Ergebnis: Die neuen Anbieter machen den klassischen Beratern mächtig Konkurrenz.

Zwar schneiden Beratungshäuser wie McKinsey, Boston Consulting Group und Roland Berger in Sachen Management-Beratungs-Kompetenz nach wie vor gut ab und landen vor den "Gesamtdienstleistern mit Beratungskompetenz". Doch bieten diese vor allem in der praktischen Umsetzung enorme Vorteile.

Hemdsärmelige Problemlöser gesucht

Zwar haben McKinsey, Roland Berger und Boston Consulting IT in ihrem Portfolio, doch IT-Manager schätzen deren Fähigkeiten gering ein.

Die für die Studie befragten 56 IT-Entscheider sehen gerade in der "Umsetzungsverantwortung und -orientierung während der Strategiekonzeption" (43,1 Prozent) Vorteile der Gesamtdienstleister. Ebenfalls unter den Top Fünf: Prozessorientierung und Praxiserfahrung sowie Problemlösungskompetenz. Berater, die sich nach dem großen Strategieentwurf aus dem Staub machen, sind nicht länger gefragt. Erstaunlich ist, dass die Befragten das IT-Know-how (17,6 Prozent) nicht als besonderes Plus ansahen. IT-Kompetenz ist offenbar - so der Umkehrschluss - in klassischen Beratungshäusern inzwischen vorhanden.

Das sehen auch die parallel befragten 18 unabhängen Marktexperten anders. Die Prioritäten unterscheiden sich. Gesamtdienstleister sind demnach in Hinblick auf die "Transformation von (Prozess-)Strategie und IT-Infrastruktur" sehr begehrt. Ebenso sehen die Experten deren "IT-Know-how und die effektive und effiziente Strategietransformation" als wichtige Vorteile an.

Klassische Beratungen führen das Ranking der Management-Beratungs- Kompetenz an. Doch ist der Vorsprung von Accenture und Co. gering.

In der Bewertung der IT-Beratungskompetenz schneiden die Gesamtdienstleister klar besser ab als die klassischen Beratungshäuser. Auch wenn das IT-Know-how inzwischen auch bei Roland Berger, McKinsey und Co. angekommen ist und praktiziert wird, ist eine derartige Kompetenz noch nicht in den Köpfen der Manager verankert.

Klassische Berater: in IT-Kompetenz mager

Auf einer Skala von eins (besonders schwach) bis sechs (herausragend gut) pendeln sich die klassischen Berater auf etwa drei ein. In Schulnoten ausgedrückt wäre das gerade einmal ein "Ausreichend". Gesamtdienstleister hingegen bekommen Werte zwischen vier und fünf, wobei IBM mit 4,86 (also fast einem Schulnoten-Gut) das Ranking anführt. Besonders bei Strategiethemen, die einen Einfluss auf die Geschäfts- und IT-Prozesse und somit auf die Aufbau- und Aufbauorganisation der Kunden haben und deren Umsetzung auch gefordert sei, hätten Gesamtdienstleister mit Beratung inzwischen eine starke Position, resümiert Thomas Lünendonk - auf Augenhöhe mit den klassischen Beratern.