Stärken und Schwächen der IKT-Branche

Die sieben IT-Wachstumsfelder bis 2013

23.12.2008 von Riem Sarsam
Die deutsche IKT-Branche will an die Weltspitze. Eine Analyse der Chancen, Stärken und Schwächen.
Die deutsche IKT-Branche muss erst noch beweisen, ob sie im Rennen um den internationalen Markt mithalten kann. Chancen hat sie durchaus. Experten bescheinigen ihr Stärken - aber auch Schwächen.
Foto: MEV Verlag

Der IKT-Standort Deutschland steht gut da, hat aber noch einiges vor sich, um sich in der Weltspitze zu positionieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage unter Experten aus der Forschung, Anbietern und Anwendern des Marktforsches TNS Infratest im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Demnach müssen vor allem zunächst einmal die infrastrukturellen Rahmenbedingungen optimiert werden.

Als Zweites müssen die Standortvorteile gesichert, drittens die Chancen in Wachstumsfeldern genutzt und viertens die internationale Wettbewerbsfähigkeit ausgebaut werden. Bestehende Schwächen und künftige Standortrisiken müssen außerdem minimiert werden. Dafür sei eine IKT-Strategie unter dem Motto "ICT made in Germany and applied in a global webciety" zielführend.

In der Umsetzung einer derartigen IKT-Strategie geht ein Drittel der Experten davon aus, dass die infrastrukturellen Voraussetzungen eine besondere Stärke des IKT-Standortes Deutschland sind. Die Befragten beurteilten Standortfaktoren wie den Internet-Zugang in Unternehmen oder die Festnetz- und Mobilfunkpenetration als gut. Allerdings wertet nur jeder Fünfte den Aspekt "flächendeckende Verfügbarkeit der Netze" gegenwärtig als Stärke.

Auf die Frage nach den derzeitigen Stärken des IKT-Standortes Deutschland kommen "Nutzung und Einsatz von IKT als Querschnittstechnologie" mit 41 Prozent aller Nennungen auf den ersten Platz. Die Hälfte der Anbieter sieht in der IKT als Querschnittstechnologie eine besondere Chance für Deutschland, bezogen auf das Jahr 2013. Diese Ansicht teilen 40 Prozent der Experten aus Forschung und Lehre und 26 Prozent der Anwender.

Als weitere Standortstärke sehen die Experten die Themen "Datenschutz und Internet-Sicherheit", die von 17 Prozent der Befragten als bedeutend eingestuft wurden. Ferner wurde "IKT-Sicherheit in Unternehmen" von sieben Prozent der Experten als besondere Stärke des IKT-Standortes Deutschland eingeschätzt.

Für die kommenden fünf Jahre sehen die IKT-Experten vorrangig sieben Bereiche, die Wachstum bringen und sichern. An erster Stelle werden 2008 aber auch für 2013 "IT-Services und innovative Dienste" gesehen. Der große Gewinner ist der "Branchenübergreifende IKT-Einsatz", der sich um vier Positionen von Rang sechs (2008) auf Rang zwei (2013) verbessert. Der "Branchenspezifische IKT-Einsatz" verbessert sich innerhalb von fünf Jahren um zwei Positionen von Rang fünf auf Rang drei. Zu den weiteren chancenreichsten Wachstumsfeldern gehören 2013 "Internet der Dienste", "Internet der Dinge", "Mobile Datendienste" und "Konvergenz".

E-Energy, Green IT, Internet der Dinge und Mobile Anwendungen

In nur wenigen Jahren, so die Expertenauffassung, könnten insbesondere "E-Energy", "Green IT", "Internet der Dinge" und "Mobile Anwendungen" zu den Treibern der deutschen IKT gehören. Am besten stehen die Chancen für "Mobile Anwendungen", die von 41 Prozent der Anwender, von 31 Prozent der Anbieter und von einem Viertel der Experten aus Forschung und Lehre als besonders chancenreich angesehen werden.

39 Prozent der Befragten sehen im "Innovativen IKT-Mittelstand" eine besondere Stärke des Standortes Deutschland - jedoch blieben viele Chancen noch ungenutzt. Insbesondere sind technologiebasierte Unternehmensgründungen und Innovationscluster im Verbund mit Großunternehmen auch grenzüberschreitend anzuraten. Denn der gegenwärtige Status quo einer "Mangelnden Internationalisierung des IKT-Mittelstandes" wird von 18 Prozent der befragten Experten als Schwäche und von 17 Prozent als Risiko gesehen

Gegenwärtig hat Deutschland einen zu geringen Einfluss auf die internationalen Entwicklungen der IKT-Wirtschaft. Dies liegt unter anderem auch daran, dass zu wenige deutsche Global Player am IKT-Standort Deutschland verfügbar sind. Das wird von 38 Prozent der Befragten als gegenwärtige Schwäche und von einem Drittel als künftiges Risiko eingestuft.

Fast jeder zweite Experte sieht eine Verbesserung der Attraktivität des IKT-Standorts Deutschland für 2013 voraus. Etwas mehr als jeder Vierte erwartet eine Verschlechterung. Knapp jeder vierte IKT-Experte meint, die Attraktivität des IKT-Standortes Deutschland verändere sich bis 2013 nicht.

Standortnachteil Fachkräftemangel

Zu den Standortnachteilen, die bis 2013 gemildert werden müssen, gehören für 82 Prozent der Experten der Fachkräftemangel im IKT-Sektor. Für vier Fünftel zählen Defizite in der Aus- und Weiterbildung, für drei Viertel Umsetzungsdefizite von Innovation in marktreife Produkte und für jeden zweiten Befragten die mangelnde Fokussierung der Forschung auf zentrale Wachstumsbereiche und Fragestellungen dazu.

TNS Infratest befragte im Vorfeld des 3. Nationalen IT-Gipfels 111 IKT-Experten.