IT-Verantwortliche sind in der Geschäftsführung oft isoliert

Diskrepanzen zwischen CEOs und CIOs

22.07.2004 von Detlef Scholz
Die meisten CEOs betrachten ihre CIOs ausschließlich als zuverlässige IT-Manager. Nur sehr wenige sprechen ihnen auch strategisches Potenzial zu. Die IT-Verantwortlichen selber glauben meist das Gegenteil. Über das oft heikle Verhältnis zwischen Vorstandsvorsitzendem und IT-Vorstand informiert eine Gartner-Studie.

Die CEOs stufen die Fähigkeiten der CIOs, strategische Geschäftsentscheidungen zu treffen, als sehr niedrig ein: Der IT-Vorstand nimmt in einer entsprechenden Rangliste unter acht Abteilungsleitern den vorletzten Platz ein. Schlusslicht ist der HR-Verantwortliche. Solche und ähnliche unterstellte Defizite in den Fähigkeiten des CIO begrenzen dessen Möglichkeiten, zum Wohl des Unternehmens zu agieren.

Doch haben der Studie zufolge die CIOs die Chance, ihren Wertbeitrag für das Unternehmen zu verbessern. Dazu müssen sie, so die Analysten, ihre Risiko-Scheu ablegen und ihre Rolle außerhalb ihrer "Komfortzone" IT stärker wahrnehmen. Das Zeitalter des ausschließlich operationell agierenden IT-Vorstands neigt sich dann dem Ende entgegen, wenn er seine Aktivitäten stärker strategisch ausrichtet.

Gartner nennt drei Hauptgründe für das oft angespannte Verhältnis zwischen Vorstandsvorsitzendem und IT-Vorstand. Erstens hat für den oft überlasteten CEO die IT keine Priorität. Vorstandchefs sehen oft keinen Zusammenhang zwischen Unternehmenswachstum und IT. Diese falsche Sicht erweise sich aber häufig als Wachstumsbremse, so die Analysten.

CIOs gelten oft als notorische Bedenkenträger

CIOs und CEOs haben zudem sehr unterschiedliche Prioritäten. So fördert die Studie zutage, dass Vorstandsvorsitzende auf Erträge und Wachstum fixiert sind, während für CIOs Kosten, Sicherheit und Datenschutz Vorrang haben. Diese Diskrepanz der Prioritäten kratzt an der Vertrauenswürdigkeit des IT-Verantwortlichen und durchkreuzt nicht selten seine Möglichkeiten auf der Führungsetage.

Schließlich verweist die Studie auch auf Unterschiede in Stil und Gebaren zwischen CEOs und CIOs hin. Vorstandsvorsitzende sind meist optimistischer, missionarischer und ideenverliebter als ihre IT-Kollegen. Diese charakterisiert Gartner als konservativer, anwendungs- und detailorientiert sowie mehr auf den Abschluss einer Sache bedacht.

Profile anderer Manager (CxO) ähneln eher dem des CEO's. Als Resultat wird der IT-Mann von den anderen CxOs oft in der Rolle des notorischen Neinsagers gesehen, der nur seine komplexen Systeme im Kopf hat. Dadurch gerät der CIO oft außer Tritt mit dem Rest der Führungsmannschaft. In den Augen der andern mangelt es ihm an Dynamik und Visionen.

Gemäß der Gartner-Studie ist das Verhältnis zwischen CEO und CIO aber keinesfalls unveränderlich. "Wie der CEO den CIO sieht, das ändert sich mit wachsender Abhängigkeit des Unternehmens von der IT", so die Autoren.

Doch kann der IT-Vorstand selber auch einiges tun, um sein Verhältnis zum CEO zu verbessern. So sollte er seinen aufgabenbezogenen mehr zum beziehungsorientierten Geschäftsstil verändern. CIOs müssen darüber hinaus lernen, Risiken auf sich zu nehmen und auch außerhalb ihres angestammten Aufgabenfelds sicher zu agieren. Dazu ist es erforderlich, dass sie sich mehr Geschäftswissen aneignen. Wenn sie ihren Wert für das Unternehmen vergrößern wollen, müssen sich IT-Verantwortliche außerdem stärker mit den Anforderungen und Vorstellungen der Führungsebene arrangieren.

Für die Studie, wie CEOs ihre CIOs sehen, befragte Gartner über 450 Vorstandsvorsitzende.

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