Agiles Management

Durch Selbstorganisation zu größerem Unternehmenserfolg

14.12.2015 von Georg Kraus
Wie sollte unsere Organisation künftig strukturiert sein, damit sie langfristig Spitzenleistungen erbringt? Darüber wird in vielen Unternehmen unter dem Stichwort "Agilität" zurzeit lebhaft diskutiert.

"Wie können wir eine High-Performance-Organisation nicht nur sein, sondern auch bleiben?" Diese Frage wird aktuell aufgrund des sich immer rascher wandelnden Umfelds in vielen Unternehmen unter den Stichworten "Agiles Management" und "Agile Organisationsentwicklung" lebhaft diskutiert.

Beim agilen Management entscheiden die Mitarbeiter selbst, ob sie eine Leitung benötigen und organisieren ihre Zusammenarbeit eigenständig.
Foto: Kraus & Partner

Bei dieser Diskussion geht es nicht nur darum, wie die Unternehmen mit anderen Verfahrensmodellen ihr Projektmanagement und beispielweise ihre Produktentwicklung effektiver gestalten können. Die zentrale Frage lautet vielmehr: Wie können Unternehmen durch eine andere, menschengerechtere Organisation der Arbeit

Autonome (Projekt-)Teams

Als Schlüssel zum Erfolg werden dabei unter anderem folgende Faktoren gesehen:

In einem solchen Umfeld, so die Erwartung, kommen die (Projekt-)Teams schnell voran und zum Ziel. Das führt zum befriedigenden Gefühl, etwas bewirken zu können und zu bewirken - und somit auch zu einer höheren Identifikation mit der Arbeit. Das klingt nach einem idealen Arbeitsumfeld und optimalen Bedingungen dafür, dass Menschen ihr volles Potenzial entfalten.

Aktuell bauen Unternehmen, wenn sie neue Wege gehen, um den rasanten Marktveränderungen gerecht zu werden, meist auf flache Hierarchien und Matrixorganisationen. Hierdurch wächst häufig der kommunikative Aufwand, um folgende Fragen zu klären:

Statt zu einer höheren Flexibilität führt diese Struktur oft zu mehr Governance, weil sich mehr Menschen absichern wollen. Dies gilt insbesondere für Unternehmen, die aus einer stark hierarchischen Struktur kommen. In ihnen besteht zwar häufig ein Ansatz zur Partizipation, doch unter der Oberfläche hält sich eisern das alte Modell. Das zeigt sich vor allem, wenn etwas schiefläuft: Dann nutzen die Verantwortlichen meist die Schlupflöcher der neuen Struktur, um sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben.

Prinzip Selbstorganisation

Anders ist dies bei agilen Organisationen. Sie setzen auf Selbstorganisation und darauf, dass jeder im Team verantwortlich ist. Und die Führungsaufgaben? Sie werden auf verschiedene Mitarbeiter des Teams verteilt. Spannend dabei ist: Es geht nicht um ein Abschaffen von Führung, sondern um ein Abschaffen der Führungskräfte.

Moderation, Kommunikation nach außen oder Kontrollaufgaben werden von den Mitarbeitern im Team übernommen, denen diese Aufgaben am meisten liegen. Eine interne Unterstützung durch die klassischen administrativen Bereiche wie zum Beispiel Finanzbuchhaltung und Controlling ist bei dieser Organisationsform natürlich trotzdem nötig.

Das Konzept klingt vielversprechend. Doch es hat wie alle Konzepte außer Vorzügen auch Nachteile.

Vorteile - unter anderem:

Nachteile - unter anderem:

Erste Pilotprojekte wagen

Diese Vorteile und Nachteile gilt es abzuwägen - unter anderem unter Berücksichtigung der Kultur des Unternehmens, der Herausforderungen, vor denen es steht, sowie der Kompetenz und des persönlichen Profils der relevanten Mitarbeiter.

Und noch ein Hinweis: Meist erweist sich der Versuch als Sackgasse, dieagilen Organisationsprinzipien zugleich im gesamten Unternehmen einzuführen. Zielführender ist es in der Regel, mit ein, zwei Bereichen zu starten - zum Beispiel denen, wo das Unternehmen zum Erbringen von Spitzenleistungen am stärksten auf das (Erfahrungs-)Know-how in den Köpfen der Mitarbeiter angewiesen ist.

Agiles Projektmanagement
Prüfen von Anforderungen in agilen Projekten
Ohne die Priorisierung der Anforderungen des IT-Projekts drohen hohe Folgekosten in einzelnen Sprintphasen.
Verzögerungen durch exportierte Probleme
Neben dem Totalausfall eines Sprints gehören Verzögerungen zur Tagesordnung. Diese entstehen etwa bei unklar definierten Anforderungen, die eventuell im falschen Detaillierungsgrad vorliegen oder durch Überlastung des Product Owners verspätet priorisiert werden.
Zeitverluste durch fehlende Aufgabenzuordnung
Zunächst lassen sich nicht ausreichend gut definierte Anforderungen durch ohnehin erforderliche Routinearbeiten wie der Spezifikation technischer Anforderungen kompensieren. Später droht dagegen der Totalverlust ganzer Sprints.
Anforderungen treffen ungesteuert auf das Projektteam
Bei agilem Projektmanagement stehen viele Unternehmen noch immer auf der Bremse. Der Grund: Viele Projektverantwortliche müssen zusätzlich zu den Projektanforderungen weiterhin Aufgaben im Tagesgeschäft übernehmen.
Anforderungen laufen beim Product-Owner-Team zusammen
In einem Projektteam aus typischerweise sechs bis acht Mitarbeitern laufen alle Fäden beim Product Owner zusammen. Das Product-Owner-Team besteht aus maximal drei Personen. Der Product Owner managed alle an das Team herangetragenen Anforderungen. Das gilt sowohl vonseiten der Auftraggeber als auch der beteiligten Fach- und IT-Abteilungen sowie der Revision. Viele Unternehmen machen dabei den Fehler, Product Owner nicht ausreichend vom Tagesgeschäft freizuhalten.