SAP nur bei Finanzen und Business-Warehouse

Eigene Lösungen für komplexe Anforderungen

11.06.2004 von Lars Reppesgaard
Claudia Schiffer als Eröffnungsgast und die erste Demonstration in Deutschland, die sich gegen den Einsatz von RFID-Chips wendet - die größten Schlagzeilen in Sachen Technologie macht bei der Metro AG der Future Store in Rheinberg.

Am Niederrhein sammelt der größte Handelskonzern Deutschlands praktische Erfahrungen mit intelligenten Waagen, Regalen und Selbstbedienungskassen. Doch der "Future Store ist in erster Linie ein Experimentierfeld, die Musik in Sachen IT spielt woanders. Den Warenwirtschafts- und Logistiksystemen, dem Data Warehouse und kundenorientierten Anwendungen, wie etwa den Kassensystemen, gilt das Hauptaugenmerk von CIO Zygmunt Mierdorf.

Niemand weiß das besser als er: Ein international operierender Handelskonzern wie die Metro muss Tag für Tag den Fluss immenser Warenströme rund um die Erde lenken. Die MGI Metro Group Information Technology GmbH hat als Konzerntochter die Aufgabe, den dazu nötigen Informationsfluss zu sichern.

Die MGI setzt häufig auf Eigenentwicklungen. Dennoch spielt SAP eine wichtige Rolle im Konzern: etwa das Financials-Modul bei der Abrechnung sowie die Auswertungen aus dem Business Warehouse als Entscheidungsgrundlage für das Management, wenn es Sortimente bestückt.

Doch die digitalen Herzstücke der Metro wurden in Eigenleistung entworfen. 5600 Benutzer in 900 Märkten und in der Zentrale arbeiten mit einem von der MGI entwickelten, Web-basierten Warenwirtschaftssystem, das auf Oracle-Datenbanken zugreift. Wegen des "Merchandise Management Systems" (MMS) verließen Metro-Cash + Carry-Chef Bernd Bothe und zwei seiner Geschäftsführer im März 2002 das Unternehmen nach einem heftigen Streit. Sie hatten auf der Einzelhandelslösung ("Retail) von SAP bestanden, während Mierdorf bezweifelte, dass die Walldorfer Lösung in der Lage sei, die komplexen Abverkaufsprozesse der Metro abzubilden.

Entscheidung gegen SAP-Retail-Lösung

Seit dem Abgang der SAP-Verfechter ist entschieden, dass die Eigenentwicklungen wie MMS und das darauf fußende internationale Warenwirtschaftssystem GMS die Basis für die Metro darstellen, um weltweit Synergien zu schaffen. Outsourcing gilt vor diesem Hintergrund im Konzern deshalb nur als zweitbeste Wahl. Statt Dienste an Serviceunternehmen auszulagern, setzt man auf aus dem Konzern herausgelöste Töchter wie die Metro MGL Logistik GmbH.

Auch die Anwendungen, mit denen MGL die Warenströme steuert, sind Eigenentwicklungen der IT-Tochter des Handelsriesen. Und die Eigenleistungen sind erfolgreich: Das Supply-Chain-Konzept wurde mit dem Deutschen Logistikpreis ausgezeichnet. Eine Termintreue von 98 Prozent ermöglicht es Metro heute, zu beinahe jeder Zeit genau das anzubieten, was bei den Kunden gefragt ist.

Da ist es nur schlüssig, dass Metro in schlechten Zeiten, wo andere Konzerne wegen ausbleibender Drittgeschäfte ihre IT-Töchter wieder eingliedern oder händeringend Käufer für sie suchen, auch im laufenden Jahr die IT-Serviceorganisation weiter ausbauen will.