Ohne Zentralisierung geht es nicht mehr

Ein Compliance-Chef für die weltweite Lieferkette

24.06.2008 von Christiane Pütter
In jedem Land andere Regeln und eine ist strenger als die andere - wer heute als Unternehmen global operiert, für den kann sich Compliance zum Albtraum auswachsen. Muss aber nicht, so die Analysten von Aberdeen. Sie raten, einen globalen Lieferketten-Chef einzusetzen. Die IT soll ihm seinen Job erleichtern.
Immerhin mehr als jedes zweite Unternehmen hat bereits eine dezidierte Trade-Compliance-Abteilung eingerichtet.

Dass Aberdeens Appell ins Leere läuft, ist nicht zu erwarten: Fast drei Viertel (74 Prozent) der Firmen sind bereits dabei, ihre weltweiten Handels- und Lieferbedingungen in Hinblick auf Compliance zu verbessern. Weitere 21 Prozent wollen damit noch in diesem Jahr anfangen.

Schritt Eins ist das Bilden eines Teams, das sich explizit als Trade Compliance Department versteht. Immerhin 53 Prozent der Studienteilnehmer wollen ein solches Team schon eingesetzt haben. In den meisten Fällen (57 Prozent der Nennungen) ist aber nach wie vor allein das Lieferketten-Management für das Befolgen von Regularien zuständig. In jeder dritten Firma ist es die Rechstabteilung.

Außerdem werden Beschaffung (24 Prozent) und die Finanz-Abteilung (23 Prozent) als Verantwortliche genannt.

Wenn ein Unternehmen nicht genug Kapazität für ein Trade Compliance Team hat, sollte wenigstens ein einzelner Verantwortlicher benannt werden, so Aberdeen.

In besonders erfolgreichen Unternehmen mischt die Führungriege überdurchschnittlich oft bei Compliance-Initiativen mit.

Die Analysten gehen davon aus, dass sich die Trade-Compliance-Abteilung zunehmend zu einem strategischen Partner der Führungsriege entwickelt. Schließlich geht es nicht nur darum, Kosten zu senken und die Effizienz der Lieferkette zu steigern, sondern auch um das Stärken der Marke oder Marken eines Unternehmens.

Weil das Trade Compliance Team ständig über neue Vorschriften auf dem Laufenden sein muss, rät Aberdeen dringend zum Einsatz IT-gestützter und automatisierter Training-Tools. Außerdem sind die Analysten generell Anhänger des automatisierten Reportings.

Aberdeen unterscheidet die Studienteilnehmer in besonders erfolgreiche Unternehmen ("Best in Class"), Durchschnitt und Nachzügler ("Laggards"). Als Indikatoren gelten die Zahl der Regelverstöße, Kosten pro Lieferung, Termintreue und andere Faktoren. Dabei zeigen sich signifikante Unterschiede: So ist in 69 Prozent der Vorzeige-Unternehmen die Führungsriege in Compliance-Initiativen involviert. Im Schnitt ist das nur in knapp jeder zweiten Firma (48 Prozent) der Fall.

Alles unter Kontrolle

Und während 68 Prozent der Klassenbesten ihr Trade Compliance Management zentralisiert haben, sind es im Durchschnitt nur 47 Prozent.

Die Häufigkeit, mit der die Performance von Compliance gemessen wird, variiert beachtlich.

Außerdem verschaffen sich besonders erfolgreiche Firmen eine bessere Kontrolle über ihre Performance in Sachen Compliance. So messen 55 Prozent der "BiCs" die Ergebnisse monatlich und weitere 31 Prozent halb- oder vierteljährlich (alle anderen Unternehmen: 22 Prozent beziehungsweise 19 Prozent).

Ziel muss es sein, die weltweite Handels- und Lieferkette samt den dazugehörigen Regularien zu einem integrierten Prozess zu machen. Wenn beispielsweise eine Bestellung aufgegeben oder angenommen wird, soll das nicht mehr ohne entsprechende Check-Listen möglich sein.

Die Aberdeen-Analyse "Organizational strategies for improved trade compliance" stützt sich auf Angaben von 340 Im- und Export-Unternehmen.