Apple-CEO und Nachfolger von Steve Jobs

Ein Jahr Tim Cook: Was sich bei Apple geändert hat

03.09.2012 von Patrick Woods
Zu große Fußstapfen oder moderner Reformer? Wir zeigen, was sich im ersten Jahr unter Tim Cook bei Apple geändert hat.

Lange Zeit galt Tim Cook als eine von Apples grauen Eminenzen im Hintergrund und war selbst Apple-Fans kaum ein Begriff: Nur wenige öffentliche Auftritte, keinerlei Image, nur Insidern als strenger, effizienter Manager bekannt. Mit alldem ist es seit einem Jahr vorbei. Cook steht seitdem an der Spitze des schillerndsten, wertvollsten Technikunternehmens der Welt. Als Nachfolger des nicht nur sprichwörtlich legendären Steve Jobs hat Cook die Aufgabe, Innovation und Erfolg weiter anzutreiben. Jobs konnte jederzeit viel Aufmerksamkeit auf sich bündeln und sein Wort hatte in der Branche und den Medien Gewicht.

Als Nachfolger des nicht nur sprichwörtlich legendären Steve Jobs hat Cook die Aufgabe, Innovation und Erfolg weiter anzutreiben.

Tim Cook hat im ersten Jahr seiner Amtszeit nicht erst versucht, Steve Jobs zu imitieren oder dessen Stil der Unternehmensführung zu kopieren. Stattdessen hat Cook von Beginn an eigene Akzente setzen wollen: Sonderurlaub für Apple-Mitarbeiter, mehr wohltätige Spenden, Dividende für Aktionäre, öffentliche Informationen über die Zulieferer. Dabei war es Cooks erste Amtshandlung, den Mitarbeitern Kontinuität zu versprechen und Apples Stil weiter führen zu wollen. Bei öffentlichen Anlässen wie der Telefonkonferenz zu den jeweils aktuellen Quartalszahlen ist Cook gesprächiger und auskunftsfreudiger als Vorgänger Jobs dies je war.

Apple-Innovationen aus 12 Jahren
iMac (1998)
Als das erste große überarbeitete Apple-Produkt stellt der iMac mit seinen grellen Farben, durchsichtigem Monitor und Tastatur den Anfang der Zeitachse dar. Obwohl der iMac den Windows-basierten PC nicht überholen konnte, hat der iMac dennoch jede Menge erwünschter Veränderungen innerhalb der Computer-Industrie wie etwa die Abschaffung des Floppy-Disk-Laufwerks sowie USB-Anschlüsse ausgelöst. Noch wichtiger: der iMac hat den Wendepunkt für Apple eingeleitet, das nunmehr anfing sich darauf konzentrieren, sämtliche Energien auf Innovationen zu verwenden.
iPod (2002)
Mit dem iPod hat Apple seinen Ruf als die Comeback-Firma schlechthin fest in dieser Dekade verankert. Die erste Version spielte rund 1000 digitale Lieder ab und hat sogar Zufallswiedergabelisten unterstützt. Je ausgereifter der iPod jedoch wurde, desto mehr Geld hat Apple seinen Kunden abgeknöpft. Die letzte Variante des iPod Classic spielt für seinen Preis allerdings 40.000 Lieder ab, abgelegt auf einer Festplatte mit einem Gesamtspeicher von 160 GByte.
Xserve (2002)
Mit dieser Technologie hat Apple das erste Mal den Abstecher in das Unternehmens-Segment unternommen. Als Steve Jobs vor acht Jahren den Xserve vorgestellt hat, zielte er allerdings eher auf kleine und mittelständische Unternehmen ab als auf Großunternehmen. Zudem zeigt der Xserve, dass Apple nicht nur ein Endverbraucherunternehmen ist, sondern eine Marke, die sich aggressiv über den IT-Markt ausdehnen will.
Das MacBook Pro (2006)
Die wichtigste Änderung bei diesen Geräten war sicherlich der Umstieg von IBM- auf Intel-Prozessoren. Das MacBook Pro ist das erste Produkte, das auf die Intel-Architektur umgestellt wurde, ein 15-Zoll-Laptop der einen Intel Core Duo Prozessor beinhaltet und bis zu 1 GByte Arbeitsspeicher schluckt. Einige Monate später hat Apple das erste MacBook vorgestellt, dessen Spezifikationen denen des MacBook Pros ähneln. Allerdings fiel es mit 13-Zoll etwas kleiner aus. Zu guter Letzt hat Apple das Trio mit dem MacPro vervollständigt, Apples erster Desktop-Computer mit Intel-Architektur.
iPhone, iPod Touch (2007)
An das Jahr 2007 werden sich noch lange viele User erinnern, denn es gilt als das Jahr, in dem Apple den Handy-Markt mit dem iPhone auf den Kopf gestellt. Apple's äußerst beliebtes iPhone wurde zum Prototypen für alle modernen Touchscreen-Smartphones und hat seitens der Nutzer hohe Anerkennung für die einfache Handhabung seines Betriebssystems und im täglichen Gebrauch erhalten. Der iPod Touch, der nahezu wie das iPhone aussieht, jedoch keine Telefonfunktion besitzt, wurde im gleichen Jahr herausgebracht.
MacBook Air (2008)
Das MacBook Air gilt nicht gerade als revolutionäre Innovation wie etwa das iPhone oder der iPod, doch dient es als neues und schickes Produkt, mit dem Apple während der Entwicklung des iPads angeben konnte. Der große Aufmacher des MacBook Air war die Kampagne als Apples dünnstes und leichtestes Laptop. Das MacBook Air ist knapp 2 Zentimeter dünn und wiegt 1,36 Kilogramm.
iPad (2010)
Der Höhepunkt dieses Jahres ist zweifellos das Tablet iPad, ein Touchscreen-Computer, der knapp 25 Zentimeter in der Diagonale misst und somit in die Geräte-Kategorie zwischen Laptop und Smartphone fällt. Entscheiden Sie sich für diese zusätzliche Highspeed-Internet-Verbindungen, müssen Sie allerdings noch mit Provider-Gebühren rechnen; selbstverständlich ist das Gerät auch mit WLAN-Antenne ohne mobile Highspeed-Internet-Verbindung verfügbar. Es stellt sich allerdings die Frage, ob es - wie das iPhone - wirklich die Technikindustrie verändern wird. Oder wird es letztendlich doch nur auf eine weitere Innovation im Stil des MacBook Air herauslaufen, das die Kunden zu schätzen wissen, jedoch nicht gerade wie verrückt kaufen? In den nächsten Monaten werden wir es sehen.
iPad 2
Fast so sehnsüchtig erwartet, wie sein Vorgänger hat das iPad 2 der Tablet-Konkurrenz 2011 das Fürchten gelehrt. Gerade einmal 601 Gramm schwer und mit beachtlicher Rechenpower ausgestattet steht das iPad 2 momentan unangefochten an der Spitze der Tablet-Klasse.

Apple bleibt Apple

Und doch sind Begriffe wie "Transparenz" im Zusammenhang mit Apple immer noch als sehr relativ zu betrachten: Zukünftige Produkte sind immer noch streng geheim, mehr als das, was Apple als Aktiengesellschaft veröffentlichen muss, gibt das Unternehmen immer noch nicht von sich preis. Patentklagen in Serie und verwirrende Vorgänge wie Apples lautes "jein" zum EPEAT-Umweltsiegel oder "Entlassungen-nein-doch-nicht" kratzen am Saubermann-Image, das Apple gerne für sich beanspruchen will.

Cook hat in seiner bisherigen Amtszeit einige Akzente gesetzt und mit den genannten Aktionen gezielt versucht, Apples Image zu wandeln. Doch die wesentlichen Punkte wie die Kommunikationspolitik haben sich nicht grundsätzlich geändert. Was sich jedoch gewandelt hat: Die Verantwortung wird jetzt auf mehr Schultern verteilt. Tim Cook hat den iTunes-Chef Eddy Cue zum "Senior Vice President" befördert und somit dessen wichtige Rolle für Apples Erfolg auch in der Unternehmenshierarchie abgebildet. Auf Keynotes spricht längst nicht mehr nur der Chef, sondern die jeweiligen Abteilungsleiter zeigen Ihre Entwicklungen, Chef Cook kümmert sich nur um Begrüßung und Verabschiedung.

Auf der anderen Seite verliert Apple unter Tim Cook einige zentrale Mitarbeiter. Ron Johnson, verantwortlich für den großen Erfolg der Apple Stores, verließ das Unternehmen. Bob Mansfield, Chef der Hardwareentwicklung bei Apple, wird die Firma ebenfalls bald verlassen und sich zur Ruhe setzen.

Wenig spricht dafür, dass die Topmanager unzufrieden waren oder nicht einverstanden mit der neuen Führung. Doch Cook steht vor dem Problem, die Topleute zu halten, deren Haltefristen ihrer Aktienoptionen auslaufen und die mit Apple schon alles erreicht haben, was man als leitender Ingenieur wirtschaftlich erreichen kann. Auch Bertrand Serlet, Chef der OS-X-Abteilung, ist inzwischen nicht mehr bei Apple, verließ das Unternehmen aber bereits im März 2011.

Funktionäre statt Visionäre

Apple ist unter Tim Cook mehr zu einer gewöhnlichen Organisation geworden. Aus der "Kultfirma mit dem charismatischen Chef" wurde in den Medien "der iPhone-Hersteller". Die One-Man-Show ist solider Unternehmensroutine gewichen. Weniger Aufreger durch markige Sprüche des Vorstandschefs - wie unter Jobs - dafür muss Apple sich neu finden und kann sich nicht mehr nur auf eine Person verlassen, die die Außendarstellung der Firma bestimmt. (Macwelt)