SAP-Belegschaft

Ende der SAP-Doppelspitze weckt Unbehagen

23.07.2013
Der Amerikaner Bill McDermott übernimmt 2014 die Alleinherrschaft bei SAP. Bei der Belegschaft wächst nun die Angst, dass der Softwarekonzern noch amerikanischer wird - und möglicherweise sogar der Firmensitz aus Deutschland wegverlagert werden könnte.

Vor wenigen Tagen war noch alles wie immer. "Ich übergebe an meinen Partner und Freund Jim Hagemann Snabe", sagte Bill McDermott bei den Quartalszahlen vergangene Woche. Die Formulierung wird der 51-Jährige in Zukunft nicht mehr verwenden können. Die Doppelspitze wird es vom kommenden Jahr an nicht mehr geben. Das Traumpaar bei SAP trennt sich.

McDermott und Snabe galten als perfekte Ergänzung. Das Verkaufstalent und der analytisch denkende Mathematiker. Der euphorischere Amerikaner und der empathischere Däne. Nun wird McDermott, der im Gegensatz zu Snabe nur einige Brocken Deutsch spricht, den Konzern alleine führen. Von welchem Standort aus sei noch offen, sagte ein Sprecher. McDermott hatte seinen Arbeitsplatz bislang an einem der drei US-Standorte der Firma in Pennsylvania.

SAP-Geschichte
Anfang der 70er
Die SAP-Gründer traten an, das alte Zeitalter der Datenverarbeitung ...
Anfang der 70er
... via Lochkarten zu beenden.
1974
Arbeitsplatz von Hackman und Neugard.
1976
Das Computer-Team mit ...
1976
... Dietmar Hopp und
1976
Hasso Plattner ...
1976
... bei einem Fußballturnier.
In den 80ern
Graphiken stellen R2 vor
1980
So sahen damals die Arbeitsplätze bei SAP aus.
1980
Das erste SAP-Gebäude
1982
Die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira)
1982
Die Gründer von SAP (v.l.: Hopp, Tschira, Hector, Plattner)
1982
10 Jahre SAP
1982
10 Jahre SAP. Das SAP-Gründer-Team und der damalige Walldorfer Bürgermeister (v.l.: Plattner, Tschira, Bürgermeister Jürgen Criegee, Hopp, Hector)
1986
SAP beim Gewerbegebiet an der Neurottstraße
1987
Hopp beim Tennistournier zum 15. Geburtstag von SAP
1987
Plattner beim Tennistournier zum 15. Geburtstag von SAP
1987
Das SAP-Team
1987
Hopp startet den Bau der SAP-Zentralen in Walldorf
1988
Dietmar Hopp bei der Einweihung des Schulungszentrum
1988
Der erste Handelstag der SAP-Aktie
1988
Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie
1988
Die Gründer von SAP: v.l. Klaus Tschira, Hasso Plattner, Ditmar Hopp und Hans-Werner Hector
1988
Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie
In den 90ern
R/3 wird vorgestellt.
In den 90ern
... vorgestellt.
Anfang der 90er
Hopp (2.v.l.) und Oswald (links) treffen den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl
1990
Die COMPUTERWOCHE schreibt bereits im Herbst 1990 über SAP:
1990
"Nahezu unbemerkt hat sich die SAP AG, Walldorf, mit dem modularen Standardsoftware-Paket R/2 eine Quasi-Monopol-Position auf dem Gebiet der kommerziellen Standardsoftware für S/370-Rechner in der Bundesrepublik geschaffen."
1990
Auf der CeBIT: Oswald und Hopp
1990
Die erste Bilanzpressekonferenz
1990
Die erste Bilanzpressekonferenz
1992
Plattner an der Gitarre auf der 20 Jahre SAP Feier in den USA
1992
Die Torte auf der 20 Jahre SAP Feier in den USA
1992
Das SAP-Team
1992
Bei der Übgerabe des Bundesverdienstkreuz: Hopp und der damalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg Erwin Teufel (Mitte)
1992
Der Countdown zu R/3
1992
Hopp und der Architekt Willi Vorfelder
1992
Hopp stellt die ersten SAP-Kunden vor
1992
Das Industriegebiet in Walldorf
1992
Gerhard Oswald (Mitte) beim Countdown zu R/3
1993
Bilder von der Hauptversammlung
1993
Hopp auf der Hauptversammlung
1993
Kooperationsabkommen zwischen Plattner und ...
1993
Bill Gates (links)
1995
Das SAP-Team: v.l. Tschira, Kagermann, Zencke, Plattner
1995
Kagermann und Rudolf Scharping
1995
Die erste SAP-Aktie
1996
Award: Company of the Year für SAP
1996
Dietmar Hopp
1996
Dietmar Hopp auf der Bilanz-Pressekonferenz
1996
Kagermann und Bill Gates
1996
Kagermann, Bill Gates und Tschira (v.l.)
1996
Tschira, Bill Gates und Kagermann (v.l.)
1996
Die SAP-Zentrale
1997
25 Jahre SAP
1997
25 Jahre SAP
1997
25 Jahre SAP
1997
25 Jahre SAP
1997
25 Jahre SAP
1997
Ein SAP-Arbeitsplatz
1997
Ein SAP-Arbeitsplatz-Server
1997
SAP auf der CeBIT
1997
SAP auf der CeBIT
1997
SAP auf der CeBIT
1997
SAP auf der CeBIT
1997
Hasso Plattner auf der CeBIT
1997
Der SAP Formel1 Wagen
1997
Dietmar Hopp
1997
Hopp beim Golfturnier zum 25. Geburtstag
1997
Hopp, Kagermann und Oswald (v.l.)
1997
Kagermann beim Golfturnier zum 25. Geburtstag
1997
Plattner beim Golfturnier zum 25. Geburtstag
1997
Plattner beim Golfturnier zum 25. Geburtstag
1997
Die SAPPHIRE in Amsterdam
1997
Die SAPPHIRE in Amsterdam
1997
Die SAPPHIRE in Orlando
1997
Hasso Plattner auf der SAPPHIRE in Amsterdam
1997
Luftbild von der SAP-Zentrale in Walldorf
1998
Kagermann und Namgung, der damalige CEO von Samsung
1998
Das SAP-Team in New York
1998
Kagermann (li.) und Heinrich (Mitte) beim Börsengang in New York
1998
Kagermann und Plattner beim Börsengang in New York
1998
Kagermann und Plattner beim Börsengang in New York
1998
Plattner, Erwin Teufel, Kagermann (v.l.) auf der CeBIT
1998
Die Eröffnungszeremonie zu den WDF03 mit Kagermann
1998
Die Eröffnungszeremonie mit Kagermann (li.) und dem damaligen Bürgermeister von Walldorf
1998
Die Eröffnungszeremonie mit Kagermann (li.) und Erwin Teufel
1998
Die Softwarepalette R/3
1998
Ein SAP-Arbeitsplatz
1998
Plattner (re.) und Joschka Fischer
1998
Plattner (re.) und Joschka Fischer
1998
Ex-Bundeskanzler Helmuth Schmidt, Kagermann und Plattner (v.l.)
1998
Der Release von R3
1998
Der Release von R3
1998
Bilanzpressekonferenz mit Plattner, Hopp und Kagermann
1998
Zum Börsengang in New York
1998
Zum Börsengang in New York
1998
Zum Börsengang in New York
1998
Die SAPPHIRE in LA
1998
Die SAPPHIRE in LA
1999
Das SAP-Team
1999
Kagermann (li.) und Ex-Bundespräsident Roman Herzog
1999
Tiger Woods bei der SAP Open
1999
Ein SAP-Arbeitsplatz
2000
Luftbild von der SAP-Zentrale in Walldorf
2002
Auf der CeBIT 2002
2002
Auf der CeBIT 2002 treffen sich Kagermann (vorne li.) und Gerhard Schröder
2007
Luftbild von der SAP-Zentrale in Walldorf
2008
Das SAP-Team
2008
Auf der CeBIT mit Angela Merkel und Kagermann
2009
Auf der CeBIT mit Léo Apotheker, Arnold Schwarzenegger, Angela Merkel und Henning Kagermann (v.l.)
2010
Luftbild von der SAP-Zentrale in Walldorf

In zehn Monaten, nach der Hauptversammlung im Mai 2014 wird Snabe den Vorstandsvorsitz abgeben und in den Aufsichtsrat wechseln. Eine Abkühlungsphase wird es nach dem Plan nicht geben. Dem Corporate-Governance-Kodex sei genüge getan, wenn 25 Prozent des Kapitals zustimmten, sagte ein Sprecher. Aufsichtsratschef Hasso Plattner, der allein fast 10 Prozent der Anteile hält, hatte Snabe selbst den Vorschlag gemacht, der Firma wenigstens als Aufsichtsrat erhalten zu bleiben.

Einen Konflikt habe es nicht gegeben, heißt es in Unternehmenskreisen. Snabe begründet den Wunsch, seinen Vertrag aufzulösen, mit seiner Familie. "Das ist in den letzten Jahren sehr zu kurz gekommen", sagte der 47-jährige Däne der Onlineausgabe der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Seine Frau und seine beiden Kinder leben in der Nähe von Kopenhagen, er sieht sie nur am Wochenende.

Mit dem Weggang von Snabe nimmt der Anteil der Europäer im Vorstand weiter ab. "Das ist eine Schwächung des Standorts Deutschland", sagte Betriebsratschef Stefan Kohl. "Es gibt niemanden im Vorstand mehr, der SAP in Deutschland oder Europa als CEO repräsentieren kann." In der Belegschaft macht sich die Sorge breit, dass SAP sich zusehends in die USA verlagern könnte. Die Frage trieb auch die Aktionäre auf der diesjährigen Hauptversammlung um.

Was sagen die Kunden?

Im Mai hatte SAP die Leitung seiner Kommunikationsabteilung ins kalifornische Palo Alto verlegt. Dort sind bereits wichtige Entwicklungsbereiche angesiedelt. Und Aufsichtsratschef Plattner wird nicht müde, die Vorzüge des Silicon Valley zu loben. "Deren Wille, zu gewinnen, ist enorm - höher als in Deutschland", sagte er jüngst im Interview mit der "Wirtschaftswoche".

"Die Umwandlung in die SE macht es einfacher, den Firmensitz zu verlagern", sagt Betriebsratschef Kohl. 2014 soll SAP in eine europäische Aktiengesellschaft (SE) umgewandelt werden, wenn die Aktionäre zustimmen. Ein SAP-Sprecher beschwichtigt: "Es gibt keinerlei Überlegungen den Unternehmenssitz zu verlagern."

In der Branche fragt man sich auch, wie die Kunden reagieren werden. Snabe hatte einen guten Ruf bei den europäischen Firmen, sagt ein SAP-Kenner, der auch mit Kunden zusammenarbeitet. McDermotts "amerikanische" Art komme dagegen gar nicht so gut an.

Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) will sich nicht zu der Personalie äußern. Snabe kam indes bei den deutschen SAP-Kunden gut an. Nachdem sein Vorgänger Leo Apotheker die Firmen mit höheren Preisen verschreckt hatte, erntete er bei einem Treffen der SAP-Kunden 2011 Applaus.

Wer diese Rolle einnehmen soll, ist offen. Technikvorstand Vishal Sikka gilt bei Analysten als neuer zweiter Mann des Softwarekonzerns, nachdem er im Mai nach dem Weggang von Cloud-Chef Lars Dalgaard alle Innovationsbereiche zugeschlagen bekam. Doch Sikka spricht noch weniger Deutsch als McDermott. Den Kontakt zu Kunden pflegt eher der 60-jährige Gerhard Oswald, dessen Kompetenzen im Mai ebenfalls noch einmal erweitert wurden. Doch Oswald, heißt es bei SAP, spreche in der Regel lieber deutsch als englisch. Eine ungünstige Konstellation in einem global agierenden Konzern.

Obwohl Doppelspitzen - aus einem Techniker und einem Vertriebsexperten - bei SAP Tradition haben, wird McDermott nun vorerst allein herrschen. Der Amerikaner lobte die Zusammenarbeit mit seinem "Freund und Partner" Jim Hagemann Snabe stets in den höchsten Tönen. Dem Magazin "Capital" hatte der SAP-Co-Chef aber einmal gesagt: Wäre er früher gefragt worden, mit jemandem zusammen Chef zu werden, hätte er erwidert: "Was ist die Pointe?" (dpa/mb)