Arbeitsflüsse effizienter steuern

Enterprise Content Management in der Automobil-Industrie

08.10.2007 von Andreas Schaffry
Mithilfe von Lösungen für das Enterprise Content Management (ECM) lassen sich Dokumente archivieren, filtern und zielgerichtet für operative und strategische Geschäftsprozesse bereitstellen. Nach Ansicht von Analysten der Experton Group profitiert davon auch die Automobilindustrie, denn Hersteller und Zulieferer können Arbeitsflüsse effizienter steuern und die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit verbessern.

Im ECM-Markt stehen die Zeichen auf Wachstum. Das prognostizieren Studien, etwa von Marktforschern wie der Experton Group oder Techconsult.

Dokumente und Prozesse verbinden

Als branchenübergreifende Treiber für die Anschaffung von ECM-Lösungen gelten Datenschutzgrundsätze und Archivierungsrichtlinien sowie die gesetzlich verordneten Pflichten zur transparenten Unternehmensführung, kurz Compliance.

Hinzu kommt, dass Unternehmen die kontinuierlich steigende Flut digitaler Informationen, sei es in Form von Dokumenten wie Rechnungen, Bestellungen und Bestellbestätigungen sowie Verträgen oder E-Mails strukturiert und effizient erfassen, ablegen und verteilen müssen.

Dabei gewinnt ein Dokument seinen Wert erst durch den Geschäftsprozess, in dem es erzeugt, verwendet, verteilt oder abgelegt wird. Auch hierbei helfen ECM-Systeme. Zudem realisieren Unternehmen, die die Vorgänge digital bearbeiten und steuern, erhebliche Kosten- und Zeiteinsparungen im Vergleich zu herkömmlichen Papier basierten Abläufen.

Branchenanforderungen erfüllen

Darüber hinaus gibt es aber auch branchenspezifische Anforderungen, wie etwa die der Automobilindustrie, die sich mithilfe von ECM-Software erfüllen lassen. Speziell diese Branche steht unter einem immens hohen Wettbewerbsdruck. Deshalb bringen Hersteller neue Modelle immer schneller auf den Markt.

Gleichzeitig wird die technische Ausstattung immer umfangreicher und komplexer, etwa durch Elektronik und Software für die Steuerung von Motoren und Telematik-Diensten. Bestand früher ein Auto aus etwa 800 Einzelteilen, sind es heute je nach Hersteller, Produkt-Typ und Ausstattungsvariante rund 10.000 bis 15.000 Komponenten.

Die Automobilhersteller haben in den vergangenen Jahren ihre Fertigungstiefe kontinuierlich verringert und immer mehr Produktions-, Organisations- und Entwicklungsaufgaben an Zulieferer übertragen. Nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) liegt diese bei deutschen Fahrzeugherstellern derzeit bei unter 25 Prozent - Tendenz sinkend. Viele Komponenten wie Armaturen oder Brems- und Sicherheitssysteme werden heute bereits komplett von den Zulieferern entwickelt, vorgefertigt und dann an die Hersteller geliefert.

Zusammenarbeit verbessern

In diesem Umfeld können ECM-Lösungen dazu beitragen, die Kommunikation und damit die Zusammenarbeit zwischen Zulieferern, Herstellern sowie Vertragshändlern und Werkstätten deutlich zu verbessern. Zum Beispiel lassen sich damit Reparatur-Anleitungen, Ersatzteil-Kataloge, Service-Literatur, aber auch Marketing-Informationen intelligent verwalten und verteilen. Auch Fehler-Diagnosen aus Werkstatt-Informationssystemen können über eine ECM-Software Herstellern und ihren Zulieferern zeitnah bereitgestellt werden. Wurde beispielsweise in einem Modell ein fehlerhaftes Bauteil eingebaut, lassen sich auf diese Weise Rückruf-Aktionen schneller anstoßen und durchführen.

Meist entstehen neue Modelle heute in internationalen Entwicklungs- und Fertigungskooperationen. Bei diesen kollaborativen Entwicklungsprozessen fallen eine Vielzahl von technische Dokumentationen und Zeichnungen an. Hinzu kommen noch die verschiedenen Versionsstände und Versuchsberichte. Diese werden in einer ECM-Lösung sicher abgelegt und sind dort für alle an der Entwicklung eines Fahrzeugteils Beteiligten jederzeit abrufbar.

Letzteres ist schon deshalb wichtig, weil Fahrzeugteile heute während der Entwicklung zahlreiche Änderungen durchlaufen. Ändert sich beispielsweise die Größe der Lichtmaschine eines Fahrzeugs aufgrund eines Neuentwurfs, sieht der Lieferant, der die entsprechende Halterung herstellt, dies sofort.

Zentrale Informationsdrehscheibe

Darüber hinaus bildet ECM-Software eine zentrale Informationsdrehscheibe für Mitarbeiter und Lieferanten, zum Beispiel als Einkaufs- und Beschaffungsplattform oder für den Austausch von Daten über eine Portallösung.

Auf diese Weise können Automobilzulieferer bislang manuelle und papierbasierte Vorgänge - etwa Auftragserfassung, Lieferabrufe oder Änderungs-Management - durch elektronische Prozesse ersetzen sowie Arbeitsflüsse effizienter steuern und Kosten senken.

Laut Experton Group bieten diese Einsatz-Szenarien Unternehmen aus der Automobilindustrie die Möglichkeit, mithilfe von ECM-Lösungen ihre Abläufe besser zu organisieren.