CIO Roundtable auf dem MWC

Enterprise Mobility: Die Erfahrungen der CIOs

25.02.2016 von Manfred Bremmer
Wenn es darum geht, Effizienz, Agilität und Kundenbindung in Unternehmen zu verbessern, ist Enterprise Mobility ist zu einem Schlüsselfaktor geworden. In einem CIO Roundtable auf dem Mobile World Congress in Barcelona offenbarten Topmanager von CaixaBank, Shell, TUI Group und TVH Group, welche Chancen und Herausforderungen mit ihren mobilen Aktivitäten verbunden sind.
Die Diskussionsrunde (vlnr): Marc DeCorte, Shell, Isabelle Droll, TUI OneAviation, Nick McQuire, CCS Insight, Pere Nebot, CaixaBank und Kalman Tiboldi, TVH Group.
Foto: Manfred Bremmer

Bei der CaixaBank, der größten Bank Spaniens, deuten nicht nur die 22.000 Smartphones und 15.000 Smart-PCs - bei insgesamt 30.000 Mitarbeitern - darauf hin, dass Mobility ein großes Thema ist. Der größte Wert für sein Unternehmen liege dabei in den vielen Regularien, die man einhalten müsse, sagt CIO Pere Nebot. Damit die Berater beim Kunden nicht mit mobilen Drucker und einem Stapel Papier anrücken müssten, habe die Caixabank nun die Möglichkeit der digitalen Signatur von Verträgen integriert.

Der Erfolg kann sich sehen, beziehungsweise messen lassen: Inzwischen werden laut Nebot 70 Prozent aller Verträge auf den Smart-PCs der Außendienstler digital unterschrieben - von rund 40 Prozent Anfang dieses Jahres und voraussichtlich 80 Prozent bis Ende Februar.

Eine andere Initiative ist die Möglichkeit, Rechnungen über ein Wearable-Device zu bezahlen, wenngleich Nebot einräumt, dass es im Bereich Wearables und IoT noch viel Luft nach oben gebe. "Ich glaube, die Technik hat ein gewaltiges Potenzial, aber wir müssen sie noch mehr nutzen", so der CIO der CaixaBank.

Die Einsparung von Papier ist auch für Isabelle Droll, CIO von TUI OneAviation, ein großes Thema, wenngleich es hier um den Ersatz von Logbücher, Checklisten und Navigationskarten durch iPads geht. Der Hintergrund: Alles, was Gewicht reduziert, spart Treibstoff und damit auch Geld.

Mobiler Erfolg ist schwer messbar

"Wir haben es geschafft, komplett papierlos zu fliegen - nun ist es für die nächsten Innovationsschritte etwas schwieriger, weil die meisten Einsparungen erfolgt sind", erklärt die gebürtige Französin. Dabei gelte in ihrem Unternehmen, dass Innovationen für Kunden willkommen seien, während man diesbezüglich bei den eigenen Mitarbeitern dagegen vorsichtig agiere. "Erfolg muss messbar sein, aber man braucht ein Management, das mutig genug ist, um Versuche zu wagen und nicht nur nach dem Business Case schaut", so Droll.

Für Marc DeCorte, VP Connected Digital Technologies bei Shell, ist Mobilität zunächst eine Business-Vision, es werde erst der reine Business Case, sprich die Kostenreduzierung, betrachtet. Aus diesem Grund habe man etwa noch keine App für die mobile Reisekostenabrechnung entwickelt, weil die Kosten-Nutzenanalyse nicht ganz einfach sei.

Die ersten Apps des Unternehmens seien dann laut DeCorte entsprechend Consumer Apps gewesen. Später kamen dann aber auch mobile B-to-B-Anwendungen hinzu, etwa um Partner anzubinden, für den Vertrieb, das Flotten-Management oder Wartungskräfte. "Wir messen den Wert von allem was wir machen, etwa in Hinblick auf die Wertschöpfung", so der Shell-Manager. Dennoch werde man künftig noch mehr Apps entwickeln, da der Preis für Entwicklungen weiter zurückgehe.

Nutzerzufriedenheit bei internen Apps gemessen

Bei der belgischen TVH Group werde auch bei internen Apps die Nutzerzufriedenheit gemessen, berichtet Kalman Tiboldi, Chief Business Innovation Officer des belgischen Unternehmens. Schließlich würden die Mitarbeiter die mobilen Anwendungen zehn bis 50 Stunden im Monat einsetzen, erklärt er, das sei richtiges Geld. Bei B-to-C-Apps sei dies ohnehin ein Muss, so Tiboldi, da immer mehr Kunden mobil Bestellungen tätigen würden. Dabei werde vorausgesetzt, dass sie auch auf Smartphone oder Tablet den Bestellprozess und den Stand der Lieferung verfolgen können.

Auf die Frage nach Herausforderungen für die Organisationen gab es in der Runde unterschiedliche Antworten. DeCorte verweist darauf, wie schwierig es sei, "mit Hilfe der Digitalen Agenda das Business neu zu gestalten". Man benötige dazu Manager, die darüber nachdenken, wie man Digitalisierung im Business einsetzen könne, erklärt er. Normalerweise sei die Diskussion darüber viel schwieriger wie die spätere technische Umsetzung.

CaixaBank-CIO Nebot wiederum verweist auf die damit verbundenen Sicherheitsrisiken und dass es mitunter schwer sei, die Denkweise der Mitarbeiter zu verändern. Aus Sicht von TUI-Managerin Droll wiederum ist die größte Schwierigkeit, IT und Business zur Zusammenarbeit zu bewegen.

In diesem Punkt ist die TVH Group schon einen deutlichen Schritt vorwärts gekommen. Der Anbieter von Ersatzteilen und Zubehör für Industriemaschinen habe IT und Business in einen neuer Dachorganisation mit dem Titel "Business Innovation to IT" untergebracht, berichtet Tiboldi, mit zwei CIOs an ihrer Spitze, die aber nicht für die Enterprise-IT verantwortlich seien. "Wir haben erkannt, dass es für eine digitale Transformation nicht ausreicht, Technologie ins Unternehmen zu bringen", so der TVH-Manager. Daher habe man entschieden, IT und Business in einer komplett neuen Organisation zu bündeln und die Tür für Mitarbeiter aus allen Geschäftsbereichen zu öffnen, die auf eine Transformation angewiesen seien.

Was die eingesetzen mobilen Lösungen anbelangt, müssen aus Sicht der Panel-Teilnehmer nicht nur die IT-Hersteller bessere Arbeit leisten, die Organisationen sollten sich auch darauf vorbereiten, die Lösungen von mehr als einem Anbieter zu nutzen. "Wir beschäftigen uns heute mit verschiedenen Komponenten, die Integration in die Geschäftsprozesse und wenden uns nun IoT zu - das sind alles verschiedene Anbieter", berichtet Tiboldi.

Shell-Manager DeCorte fügt hinzu, dass die Zeiten vorbei seien, in denen seine Company nach einem Technologielieferanten Ausschau gehalten habe und diesen dann für die gesamte Lösung eingesetzt habe. "Wir arbeiten heute mit großen Herstellern, Systemintegratoren und Startups mit der neuesten Technologie", so DeCorte. Auf letztere aufmerksam zu werden, sei dabei aber eine Herausforderung, insbesondere, wenn man global arbeite.

"Wir müssten mehr Scouting betreiben", stimmt Droll bei. "Ich glaube, die größte Schwierigkeit, die wir haben, ist die Geschwindigkeit der Veränderung. Bis wir uns entscheiden, mit einem Hersteller zu arbeiten, vergehen sechs Monate - andere sind da viel schneller."

"Mobile muss die Arbeitsweise verändern, nicht replizieren"

Von Nick McQuire, VP Enterprise beim Analystenhaus CCS Insight und Moderator der CIO-Session, nach Best Practices im Mobility-Bereich gefragt, geben die Panel-Teilnehmer verschiedene Empfehlungen. Man solle Mobile nutzen, um die Arbeitsweise der Angestellten zu verändern, und nicht einfach auf Mobilgeräten zu replizieren, rät Shell-Manager DeCorte.

Tui-OneAviation-CIO Droll regt an, bei der Planung von Apps die Mitarbeiter mit ins Boot zu nehmen, während diese aus Sicht von TVH-Mann vor allem zu mehr Sicherheitsbewusstsein erzogen werden sollten. CaixaBank-CIO Nebot schließlich empfiehlt, viel viel auszuprobieren.