Freibrief für interne IT-Abteilungen

Erfolglosigkeit bei IT-Projekten wird klaglos hingenommen

14.01.2008 von Christiane Pütter
IT-Projekte dauern oft zu lang und kosten auch noch zu viel - für viele Entscheider ist das aber kein Grund, mit dem Anbieter ein ernstes Wörtchen zu reden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Dienstleisters Tata Consultancy Services.
Übersicht der Nationen: Die Reaktion auf gescheiterte IT-Projekte ist nicht überall gleich.

Demnach überschreiten 62 Prozent der Projekte den vereinbarten Zeitrahmen, 49 Prozent sprengen das Budget. 47 Prozent der Studienteilnehmer erklären außerdem, die Wartungskosten seien höher als angenommen. Und jeder Vierte beklagt, die Endnutzer akzeptierten die neue Lösung nicht.

Tata Consultancy Services (TCS) interessiert sich naturgemäß für die Mentalitäten seiner Zielgruppen in den verschiedenen Ländern und hat die Antworten nach Nationen auswerten lassen. Dabei zeigt sich, dass vor allem Japaner mit 71 Prozent der Nennungen bereit sind, die genannten Probleme als "notwendiges Übel" hinzunehmen. Mit deutlichem Abstand folgen Schweden (58 Prozent) und Franzosen (55 Prozent).

In Deutschland wird diese Haltung von 31 Prozent der Befragten vertreten. Amerikaner sind mit 23 Prozent am wenigsten bereit, die genannten Schwierigkeiten zu akzeptieren.

TCS wollte wissen, welche Konsequenzen die Entscheider ziehen. Fazit: Erstaunlich oft gar keine. Das scheint insbesondere für die deutschen Führungskräfte zu gelten: 93 Prozent lassen weiterhin Geld in die Projekte fließen. Am unteren Ende der Skala finden sich in dieser Frage die Briten mit 56 Prozent.

Nicht einmal jeder zehnte Deutsche (neun Prozent) ist vorsichtiger geworden, wenn es um Gelder für neue IT-Vorhaben geht. In Frankreich und Schweden gilt das mit jeweils 27 Prozent am häufigsten. Dagegen kommen nur zwei Prozent der Japaner auf diese Idee.

Kompensation vom Anbieter wird nur selten gefordert. Die Inder sind in diesem Punkt am aktivsten, und auch das mit nur 24 Prozent der Nennungen. Deutschland bildet das Schlusslicht - nur ein Prozent der Befragten setzt sich mit dem Anbieter auseinander.

Indische IT-Manager suchen sich einen Sündenbock

Immerhin: In Deutschland verfällt man offenbar nie darauf, einen Sündenbock in der eigenen IT-Abteilung zu suchen. Unter den indischen Entscheidern tut das mit 21 Prozent mehr als jeder fünfte.

Tata Consultancy Services hat für die "Studie zur Liefersicherheit bei IT-Projekten" mit 800 IT-Entscheidern aus Europa (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Schweden), Asien (Indien, Japan, Singapur) und den USA gesprochen.