Der CIO in der Post-Corona-Zeit

Es wird viele CIO-Wechsel geben

14.12.2020 von Sabine Thiemann  
Nachdem in diesem Jahr viele IT-Entscheider zu "Helden der Corona-Krise" wurden, steigt im kommenden Jahr der Erwartungsdruck an sie. Es wird mehr unternehmerische Verantwortung auf den Schultern der CIOs lasten.
Wer die strategische Weiterentwicklung der Unternehmen nicht begleiten kann, läuft Gefahr, ausgetauscht zu werden.
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Der Corona Lockdown im März und die folgenden Monate waren für CIOs eine Art Karriereförderungsprogramm. Allein um das mobile Arbeiten zu gewährleisten, wurden viele IT-Verantwortliche zu "Helden der Corona-Krise". In zahlreichen Gesprächen mit CIOs wird deutlich, dass es für ihren Einsatz viel Lob und Bestätigung in den Unternehmen gegeben hat.

Neben der Flexibilisierung der Bereiche Privat und Arbeit beschleunigte die Pandemie die Digitalisierungs- und Automationsanstrengungen in vielen Unternehmen. Sichtbarkeit und Reputation der obersten Informatiker gewannen dadurch. Gute CIOs nutzten 2020, um ihr Profil und ihre Position innerhalb ihrer Firma zu stärken.

Was wird 2021 passieren?

Die spannende Frage lautet nun: Was passiert im kommenden Jahr, wenn wir nach einem sicherlich noch schwierigen Restwinter wieder in normalere Fahrwasser zurückkehren werden? Wird die Pandemie im Rückblick eine Art Initialzündung gewesen sein, mit deren Hilfe die IT-Ressorts ihre Bedeutung in den Unternehmen ausbauen konnten? Was also wird aus dem Jahr 2020 dauerhaft bleiben und die Rolle der CIOs verändern?

Die vermutlich nachhaltigste Veränderung wird die höhere Transformationsgeschwindigkeit bezüglich der Digitalisierung sein. Wo früher möglicherweise nur halbherzig in neue Systeme und Prozesse investiert wurde, stehen inzwischen Mittel und der Wille zur Umsetzung zur Verfügung. Die Digitalisierung, das zeichnet sich schon jetzt ab, wird in deutschen Unternehmen durch die Corona-Pandemie einen erheblichen Schub erhalten.

Der Erwartungsdruck steigt

Für die CIOs bedeutet dies aber auch: Der Erwartungsdruck steigt. Mit der reinen Administration von IT-Funktionen wird künftig kein Blumentopf mehr zu gewinnen sein. Wir werden in den oberen Rängen der IT-Verantwortlichen in den kommenden Monaten und Jahren überdurchschnittlich viele Wechsel erleben. Wer die strategische Weiterentwicklung der Unternehmen nicht begleiten kann, läuft Gefahr, ausgetauscht zu werden.

Und natürlich gilt auch weiterhin: IT bleibt komplex und ist nicht so einfach umsetzbar. Die Einführung neuer Instrumente und Systeme ist selbstverständlich ein Engpass. Nur, dass die Geduld des Top-Management mit Verzögerungen und Fehlinvestments geringer sein dürfte als in der Vergangenheit. Wer in der Prioritätenliste nach oben rückt, dessen Fortschritte werden auch strenger überwacht.

Das Mindset der Mitarbeiter muss sich ändern

Ein Hemmnis für die Umsetzung einer konsequenten Digitalstrategie hat sich auch durch die Pandemie nicht geändert. Investitionen und die Bereitschaft des Top-Managements zum digitalen Wandel nützen wenig, wenn sich in der Mitarbeiterschaft der Mindset nicht mitentwickelt. Mit der IT-Transformation muss die kulturelle Transformation schritthalten.

Moderne Technologien bleiben stumpf, wenn sie von den Mitarbeitern und Kunden nicht angenommen werden. Nicht jeder war im Lockdown bereit, im Homeoffice die Kamera anzuschalten. Die Erfahrungen seit März sollten die CIOs auch ermutigen, noch stärker als bisher die Zusammenarbeit mit den Personalfunktionen zu suchen, um die Menschen für die digitale Transformation fit zu machen. Kultur darf nicht zum Bremsklotz werden.

HR und IT haben viel zu besprechen

In diesem Zusammenhang müssen auch neue Modelle des Arbeitens weiter definiert und differenziert werden. Eine Rückkehr zur alten Normalität wird es vielerorts nicht geben. Auch in diesem Aspekt gibt es an der Schnittstelle zwischen HR und IT enorm spannende Fragestellungen, die es gilt, in den kommenden Jahren kreativ zu meistern.

Automatisierung uns IT-Sicherheitsfragen werden zunehmen

Die Ausgangslage für eine verstärkte Digitalisierung ist dabei nicht einfach. Der Kostendruck bleibt. Die Corona-Pandemie führt ja nicht zu ausufernden Budgets, im Gegenteil. Bei sinkender Profitabilität lautet die Aufgabe des IT-Ressorts: deutlich mehr leisten bei möglicherweise weniger Investitionen. Die Weichen sind damit eindeutig auf Automatisierung gestellt.

Und noch ein diffiziles Thema muss dringend angepackt werden. Der Siegeszug von Zoom, Slack und anderen Formen der digitalen Kommunikation macht die offenen Fragen zur Cyber-Security nur noch drängender. Zu oft wird das in den Unternehmen noch verdrängt, weil man das operative Geschäft nicht gefährden will. Dabei müssen kniffelige Fragen des Datenschutzes dringend geklärt werden, wenn private und berufliche Kommunikation zunehmend zusammenwachsen.

Deutlich höhere unternehmerische Verantwortung für CIOs

Corona ist also für die IT-Ressorts und ihre Verantwortlichen nicht nur ein Segen. Wenn durch die beschleunigte digitale Reise bei begrenzten Mitteln der CIO nun in vielen Unternehmen tatsächlich näher an CEO und COO heranrückt, tritt ein, was Experten seit Jahren voraussagen. Der CIO muss beweisen, dass er die neue Aufgabenfülle auch bewältigen kann. Corona wirkt wie ein Brennglas, das Stärken und Schwächen offenlegt. Es wird in Zukunft also deutlich mehr unternehmerische Verantwortung auf den Schultern der CIOs lasten.