Digitale Vernetzung von Objekten

EU will Produkte funken lassen

15.07.2008 von Alexander Galdy
Hier könnte die Zukunft der IT liegen: Intelligente Alltagsobjekte, die per Funk mit ihrer Umgebung kommunizieren. Ein EU-Projekt unter Leitung der Universität Bonn will diese Schlüssel-Technologie weiter vorantreiben. Unter den Partnern aus ganz Europa sind auch Unternehmen wie SAP, Boeing und Schneider Electric.

Vielleicht sieht ein künftiger Supermarkt-Besuch so aus: Joghurt, Obst und Wurst in die Einkaufstasche packen und damit einfach nach Hause gehen. Kein Anstehen an der Kasse, kein Suchen nach der Geldbörse, kein Umpacken vom Einkaufswagen in die mitgebrachten Beutel. Wie viel der Einkauf gekostet hat, sieht man am Ausgang auf dem Display des Einkaufswagens und bei der nächsten Kreditkarten-Abrechnung.

Die Technologie für dieses Szenario gibt es im Prinzip schon: RFID. Damit erkennt die Computerkasse am Ausgang, um welches Produkt es sich handelt. Das Preisschild sendet dazu einen Identifikationscode aus, den die Kasse entschlüsseln kann. Praktiziert wird die Technik bereits, etwa in den Alpen, wo funkende Skipässe die Wartezeiten am Lift reduzieren. In Korea senden Busfahrkarten die Daten, so dass der Fahrpreis vom Konto des Kunden abgebucht wird.

Die Funk-Preisschilder sind nur ein Beispiel für die digitale Vernetzung von Alltagsobjekten - sozusagen der kleine Bruder einer Technologie namens Cooperating Objects. Experten prognostizieren ihr riesige Wachstumschancen. Die EU fördert daher seit Juni 2008 ein Projekt, das die Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet vorantreiben soll. Der Bonner Informatiker Pedro José Marrón leitet das "Cooperating Objects Network of Excellence" (CONET). Die EU lässt sich das Exzellenz-Netzwerk bis 2012 vier Millionen Euro kosten. Die Partner aus der Industrie steuern noch einmal sechs Millionen Euro bei.

"Das Thema ist extrem heiß", sagt Pedro José Marrón, "gerade auch für die Logistik-Branche." So können intelligente Etiketten nach dem Check-In am Flughafen dafür sorgen, dass die Koffer wirklich zum richtigen Flugzeug gelangen.

Die Daten, die kooperierende Objekte generieren, lassen sich allerdings auch missbrauchen wie zum Beispiel für Käufer- oder Bewegungsprofile. "Der Datenschutz ist eine große Herausforderung", bestätigt der Informatiker, der an der Universität Bonn und am Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS in Sankt Augustin tätig ist. "Mit der Sicherheit der Technologie steht und fällt ihre Akzeptanz."