Ein Kontinent im Hintertreffen

Europa hinkt bei ITK-Investitionen 20 Jahre hinterher

09.03.2005 von Ingo Butters
Das Wirtschaftswachstum im EU-Raum hängt im entscheidenden Maß von Verbreitung und Nutzung der Informations- und Telekommunikations (ITK) - Technologien ab. Doch darum ist es nicht gerade gut bestellt, wie die Marktforscher Indepen und Ovum in einer Studie berichten. Die EU droht den Anschluss an die USA und Asien zu verlieren.

Im März 2000 beschlossen die Staats- und Regierungschef der EU ein ehrgeiziges Programm, die so genannte Lissabon-Agenda. Bis zum Jahr 2010, so das Ziel, solle sich Europa zur "wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaft der Welt" mausern. Davon ist der Kontinent noch weit entfernt – und wird es dauerhaft bleiben, wenn die ITK-Investitionen nicht bald kräftig ansteigen.

Zurzeit bewegen sich die ITK-Investitionen im EU-Raum mit 5,8 Prozent des Bruttosozialprodukts auf dem Niveau, das die USA bereits vor 20 Jahren erreicht hatten. Dabei könnten die ITK-Technologien den Produktivitätsrückstand, den die EU seit Mitte der neunziger Jahre zu den USA aufgebaut haben, wieder wett zu machen.

Das zeigt sich auch an der Differenz zwischen dem ITK-Anteil an den gesamten Investitionen und ihrem Beitrag zur Produktivitätssteigerung. So fließen in der EU 18 Prozent der Ausgaben in den ITK-Bereich. Gleichzeitig haben diesen Technologien zu 42 Prozent den Produktivitätsfortschritt in den Jahren zwischen 1996 und 2000 getragen

Vorbild USA

Ein Blick in die USA verdeutlicht das ganze Potenzial der ITK-Technologien: Diese waren dort sogar zu 80 Prozent für die Produktivitätssteigerungen zwischen 1996 und 2000 verantwortlich.

Vor allem durch die zunehmende Vernetzung trägt ITK zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung bei: Internet, E-Commerce und E-Government steigern die Effektivität.

Die Marktforscher von Indepen und Ovum rufen die Europäische Kommission dazu auf, neue Wege in der politischen Rahmengestaltung zu gehen. Denn die zu niedrigen ITK-Investitionen sind demnach unter anderem auf Überregulierung der Arbeits- und Wirtschaftsmärkte sowie auf Mängel in Bildung und Fähigkeiten vieler Arbeitnehmer zurückzuführen.

Ohne eine politische Neuausrichtung würde das Wirtschaftswachstum der EU in den nächsten fünf Jahren um rund 30 Prozent unter dem der USA liegen. Das Ziel der Lissabon-Agenda wäre endgültig verfehlt.

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