Auch Twitter als Vorbild

Facebook kontert Google+

20.09.2011 von Thomas Pelkmann
Das noch mit großem Abstand führende Netzwerk Facebook scheint sich vom kleinen Bruder Google+ und von Twitter jüngst einiges abgeschaut zu haben.
Bei den Nutzerzahlen liegt Facebook noch deutlich vor Google+. Beim Schutz der Privatsphäre seiner Nutzer muss Facebook dagegen noch aufholen.
Foto: Techniker Krankenkasse

Eine der wichtigsten Funktionen von Google+ ist die Möglichkeit, seine Kontakte in unterschiedlichen Kreisen zu organisieren (Business, Freunde, Familie, Hobby...). Facebook kontert diese "Circles" nun mit seinen sogenannten Smart Lists.

Anders als die manuell geführten Circles sollen die intelligenten Listen von Facebook Freunde automatisch nach Zugehörigkeiten wie Schule, Familie, Beruf sortiert werden. Die Informationen für diese Zuordnungen holt sich Facebook aus den Profilen, die - je nachdem wie ausführlich sie geführt werden - diese Angaben mehr oder weniger vollständig enthalten.

Neu ist auch die angekündigte Option, die Kontakte nach der Intensität der Freundschaft sortieren zu können: Enge Freunde (BFF - Best Friends Forever) können einerseits bevorzugt mit Infos und Bildern versorgt werden. Auf der anderen Seite sind Neuigkeiten der Best Friends dann auch prominenter als bisher auf der eigenen Facebook-Seite zu sehen.

Prinzipiell ging das alles bei Facebook auch bisher schon, sei aber zu kompliziert geworden, schreibt Facebook-Produktentwickler Blake Ross in einem Blog-Beitrag bei Facebook. Die neuen Funktionen werden ab sofort, aber, wie bei Facebook offenbar üblich, erst nach und nach für die Benutzer freigeschaltet.

Auch beim Kurznachrichtendienst Twitter ist Facebook auf der Suche nach Innovationen offenbar fündig geworden: Facebook kündigte laut der Nachrichtenagentur dpa Mitte September die Möglichkeit an, Einträge von einem Nutzer zu abonnieren, ohne dafür mit diesem befreundet sein zu müssen. Genau das ist das Prinzip von Twitter.

Von Twitter abgeschaut

Damit könne man jetzt zum Beispiel besser Neuigkeiten von Künstlern oder Politikern verfolgen, erläuterte Facebook in einem Blogeintrag. Bei Facebook kann man im Gegensatz zu Twitter auch auswählen, ob man alle Einträge eines Nutzers angezeigt bekommen möchte oder nur die wichtigsten.

Bestimmen kann man zudem, über was man sich informieren lässt, ergänzt der Mediendienst Kress: "Große Updates" (Beziehungsstatus, Job), "Statusmeldungen", "Fotos und Videos" sowie "Spiele" lassen sich einzeln auswählen. Um zu verhindern, dass man sich nun ungewollt in fremde Datenströme einloggt, müssen Facebook-Nutzer anderen zunächst erlauben, seine Beiträge zu abonnieren, ohne mit ihm befreundet sein zu müssen.

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner lobt Google+

Mit diesen und anderen Neuerungen geht Facebook offenbar auf die harsche Kritik von Datenschützern am Umgang mit der Privatsphäre seiner Nutzer ein. Lob gibt es dafür aber noch nicht. Das heimst derweil Facebook-Konkurrent Google+ ein. So sieht Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) den Start von Google+ laut dpa als "Gewinn für den Datenschutz bei Online-Netzwerken". So erklärte die Ministerin jüngst in Berlin: "Entscheidend ist, dass es jetzt Konkurrenz gibt, die ähnliche Netzwerke mit anderen Einstellungen aufbaut". Die Äußerungen der Ministerin sind insofern bemerkenswert, als dass Aigner in den vergangenen Monaten öffentlichkeitswirksam (Kritiker sprechen von "plakativ") ihre Mitgliedschaft bei Facebook gekündigt hatte und andere davor warnte, bei Facebook mitzumachen.

Zum weiteren Aufschwung bei Google+ dürfte auch die Veröffentlichung der API am 16. September beitragen, die es Entwicklern ermöglicht, Apps rund um Google+ zu programmieren. Im ersten Schritt, heißt es bei Google, erlaubt das API allerdings lediglich den Zugriff auf öffentliche Daten. Aber auch bereits damit ist es zu erwarten, dass es schon bald spezielle Anwendungen für unterschiedliche Endgeräte und den Zugriff auf Google+ geben wird.