Verhalten im sozialen Netzwerk

Facebook - Mein Freund der Chef

14.12.2012 von Andrea König
Jeder Fünfte ist auf Facebook mit dem Chef befreundet. Und mehr als die Hälfte gewährt Kollegen den Blick auf sämtliche Inhalte ihrer Timeline.

Fast jeder fünfte Angestellte aus Deutschland bis zum Alter von 25 Jahren ist auf Facebook mit dem eigenen Vorgesetzten befreundet. Weltweit hat ein Viertel der Arbeitnehmer zwischen 18 und 25 Jahren den Chef zum virtuellen Freund. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Software-Anbieters AVG Technologies, an der 4400 Personen aus elf Ländern teilnahmen.

51 Prozent der jungen Angestellten aus Deutschland gewähren ihren Kollegen uneingeschränkten Zugriff auf ihre Facebook-Pinnwand.
Foto: Facebook

Am höchsten ist der Anteil der Facebook-Freundschaften zwischen Chefs und Angestellten in den USA und Italien. Denn dort ist jeder Dritte mit dem Chef im sozialen Netzwerk befreundet. Deutschland und Japan teilen sich mit 19 Prozent den vorletzten Rang. Mit großem Abstand dazu folgt Frankreich. Dort sind acht Prozent der Befragten auf Facebook mit dem Vorgesetzten befreundet.

Die Mehrheit der Arbeitnehmer macht keinen Gebrauch von den Zugriffsbeschränkungen, die Facebook seinen Nutzern anbietet. So gewähren im internationalen Durchschnitt rund 60 Prozent, in Deutschland 51 Prozent, der jungen Mitarbeiter ihren Kollegen uneingeschränkten Zugriff auf ihre Facebook-Pinnwand. An der Spitze stehen Umfrageteilnehmer aus Japan. Dort nutzen 73 Prozent der Angestellten keine Zugriffsbeschränkungen. Schlusslicht ist erneut Frankreich. Dort begrenzt jeder Zweite, welche Inhalte die Kollegen im sozialen Netzwerk sehen dürfen.

Nach Feierabend beleidigende Inhalte über den Chef

Gerade wenn man den Chef als Facebook-Freund bestätigt hat, sollte man sich ganz genau überlegen, welche Inhalte man auf seiner Pinnwand veröffentlicht. Dies beherzigen nicht alle Umfrageteilnehmer. Im internationalen Durchschnitt geben 13 Prozent der Befragten an, nach einem schlechten Arbeitstag beleidigende Inhalte über ihren Chef oder ihr Unternehmen online zu stellen. In Deutschland tun dies sogar 15 Prozent der jungen Mitarbeiter.

In der Umfrageauswertung von Sicherheitsanbieter AVG Technologies heißt es dazu: Bevor man etwas über die Arbeit auf seiner Facebook-Pinnwand veröffentlicht, sollte man sich selbst fragen, ob man auch wagen würde, das gleiche laut im Büro vor allen Kollegen zu sagen. Ist dem nicht so, sollte man es auch lieber nicht posten.

Weniger vorsichtig sind die Befragten aus Deutschland beim Veröffentlichen unangebrachter Bilder. 28 Prozent von ihnen gaben an, solche Bilder hochzuladen. Noch deutlich höher ist der Anteil mit 80 Prozent in Spanien, in den USA ist er mit 21 Prozent am niedrigsten.

42 Prozent der jungen Nutzer in Deutschland überprüfen ihre Online-Profile, ebenso viele sind es in USA. Die höchste Quote erreichen die Befragten in Neuseeland mit 48 Prozent, während Spanien mit 20 Prozent auf dem letzten Rang steht. Als hilfreiches Tool für die Verwaltung der Online-Identität empfehlen die Studienautoren das Google Dashboard.

Vorsicht: Online-Profil bei Bewerbungen

Besonders wenn man sich gerade in der Bewerbungsphase befindet, sollte man prüfen, wie die persönlichen Online-Profile für die Öffentlichkeit dargestellt werden. Sieben Prozent der Umfrageteilnehmer aus Deutschland wurden laut Umfrage bereits in Bewerbungsgesprächen mit ihren Profilen in sozialen Netzwerken konfrontiert.

Auf den ersten Blick sind das nicht viele. Doch womöglich verhindern Inhalte im Social Web, dass ein Bewerber es überhaupt ins Vorstellungsgespräch schafft. Laut einer Microsoft-Studie haben 70 Prozent der Personal-Manager schon einmal Bewerber abgelehnt wegen Informationen, die sie über sie im Netz gefunden haben.

Wie frühere Studien zeigen auch die Umfrageergebnisse von AVG Technologies, dass Social Media Verbote am Arbeitsplatz wirkungslos bleiben. So berichtet ein Drittel der Umfrageteilnehmer davon, dass ihr Arbeitgeber den Zugang zu sozialen Netzwerken am Arbeitsplatz einschränkt. Diese Verbote werden allerdings häufig umgangen. 46 Prozent der Umfrageteilnehmer aus Deutschland gaben an, am Arbeitsplatz über ihre mobilen Geräte soziale Netzwerke aufzurufen, wenn der Zugriff über den Arbeits-PC nicht erlaubt ist. Noch höher ist der Anteil bei Mitarbeitern in den USA und Australien (58 Prozent), gefolgt von Großbritannien und Italien (je 57 Prozent).

Wie Sie Ihre Privatsphäre auf Facebook schützen

Wer die Umfrage von AVG Technologies zum Anlass nehmen möchte, das eigene Facebook-Profil zu prüfen, sollte sich im ersten Schritt ansehen, wie es für die Öffentlichkeit dargestellt wird. Dafür klickt man auf der eigenen Timeline auf den Button rechts vom Aktivitätenprotokoll und wählt "Anzeigen aus der Sicht von". Dann kann man prüfen, wie die Chronik der Öffentlichkeit oder bestimmten Kontakte wie dem Chef angezeigt wird. Mit welchen Einstellungen man seine Privatsphäre auf Facebook schützt, erklären wir zum Beispiel im Beitrag Alle Fakten zur Facebook-Chronik.