Als Collaboration-Tool

Facebook soll Wissensmanagement retten

15.02.2011 von Kim S.  Nash und Andrea König
In sozialen Netzwerken sind die Menschen viel eher dazu bereit, ihr Wissen mit anderen zu teilen. Daran scheiterten Collaboration-Projekte bisher immer wieder.
Die Beliebtheit von Facebook könnte Collaboration-Lösungen im Unternehmen Aufwind geben.
Foto: Techniker Krankenkasse

In den Neunzigerjahren entstand Wissensmanagement, um Fachkenntnis im Unternehmen zu sammeln und anderen zur Verfügung zu stellen. Angestellte trugen ihre Fähigkeiten und Wissensgebiete in ein Profil ein, damit andere Kollegen dann den bestmöglichen Mitarbeiter für ein Projekt finden konnten.

Wirklich durchgesetzt hat sich Wissensmanagement nie, schreibt unsere amerikanische Schwesterpublikation CIO.com. Viele Mitarbeiter empfanden es als mühsam, ihre Profile aktuell zu halten oder vergaßen es einfach. Dadurch waren die gespeicherten Daten schnell nicht mehr aktuell. Damit Wissensmanagement funktioniert, muss die Bereitschaft vorhanden sein, Daten und Wissen mit anderen zu teilen.

Der Erfolg sozialer Netzwerke wie Facebook könnte nun Wissensmanagement im Unternehmen zu einer Renaissance verhelfen. Die Menschen haben heute eine andere Einstellung dazu, ihr Wissen mit anderen zu teilen. Mittlerweile gibt es beispielsweise sogar Wissensmanagement-Lösungen, die Informationen und Unterhaltungen der Mitarbeiter archivieren, während diese chatten oder Dokumente teilen.

Collaboration birgt aber nach wie vor Herausforderungen, sagt John Poulin von der Huron Consulting Group. Wenn ein Unternehmen das Thema vorantreiben möchte, weil es die Entscheidungsfindung verbessern will, sollten CIOs Collaboration-Tools bei E-Mail, Geschäftsprozessen und Applikationen für Analytik integrieren, rät er.

In sozialen Netzwerken erleben Menschen gerade, wie einfach es sein kann, sein Wissen mit anderen zu teilen. "Sie und eine halbe Milliarde andere kennen Facebook als einen Ort, an dem man sich online mit seinen Freunden austauscht. Im Unternehmen ist so ein Tool der Dreh- und Angelpunkt für Wachstum", sagt Tim Campos, der IT-Verantwortliche bei Facebook.

Neue Konkurrenz für Microsoft und Oracle

Ob ein Collaboration-Projekt erfolgreich wird, hängt seiner Meinung nach von der Firmenkultur ab. Als Schlüsseltechnologien für eine erfolgreiche Einführung bezeichnet er Tools, die eine Interaktion auslösen. Wenn Mitarbeiter es als zu viel Arbeit empfinden, die Datenbanken zu pflegen, scheitert Wissensmanagement.

Collaboration funktioniert dann am besten, wenn Mitarbeiter Zugang zu vielen Informationsquellen haben. So könnten sich zum Beispiel an einem bestimmten Thema interessierte Personen online treffen, Daten austauschen und wieder auseinandergehen, wenn die Arbeit erledigt ist.

Nach wie vor gibt es Herausforderungen bei der Integration: Bekannte Collaboration-Produkte wie Microsoft Sharepoint und die Oracle Collaboration Suite sind nicht leicht mit den Produkten anderer Anbieter integrierbar. Erst wenn diese Schwierigkeiten behoben sind, erreiche man den Zustand, "von dem wir für das Wissensmanagement geträumt haben", sagt Campos, der IT-Verantwortliche von Facebook.