Strom fürs Smartphone

Falsche Angaben über Akku-Leistung

23.10.2012 von Bettina Dobe
Hersteller geben für Smartphones oft Akku-Leistungen an, die im Alltag nicht zu gebrauchen sind. Den Verbrauch durch Surfen, Videos und Apps ignorieren sie.

Hektisch blinkt die Anzeige, dann wird das Display schwarz. Die meisten Smartphone-Benutzer kennen das: Nur kurz mal Google Maps benutzt und E-Mails gecheckt, schon reicht der Akku nicht einmal mehr aus, um zu telefonieren. Viele schleppen deshalb ein Ladegerät mit sich herum, doch auch eine Steckdose ist nicht immer in Reichweite. In der Produktbeschreibung steht diese kurze Akku-Laufzeit so nicht, vielmehr ist die Rede von mehreren hundert Stunden Leistung.

Ungenügende Spezifikationen

Smartphone-Nutzer begleitet dieses Symbol fast jeden Tag - fatal, wenn es das Diensthandy ist.
Foto: virtua73 - Fotolia.com

Viele Hersteller geben meist Spezifikationen an, die mit dem täglichen Gebrauch nichts zu tun haben, wie eine Studie der Tech-Support-Firma WDS herausfand. WDS sammelte ein Jahr lang Daten über die 50 meist verkauften Smartphones. Surfen, Videos ansehen und Apps werden bei den Spezifikationen häufig ignoriert, obwohl doch Smartphones genau für diesen Zweck entworfen wurden. Zwar gibt es ein paar Stromspartipps, aber auch die helfen nur begrenzt.

Nur bei zwei der geprüften Smartphones gaben die Hersteller Informationen heraus, wie sich Surfen auf die Akku-Ladung auswirkt: Das Apple iPhone 4S und das Nokia N 9. Für die anderen Geräte gab es nur Stand-Bye Zeiten und Gesprächszeiten. Zwar weisen die Hersteller im Kleingedruckten darauf hin, dass die Akku-Leistung von der Internetnutzung abhängt. Aber konkrete Angaben fehlen häufig.

Immer mehr Kunden beschweren sich

WDS analysierte zwei Millionen Anrufe in Kunden-Centern, die mit der Hardware von Mobiltelefonen zu tun hatten. Und stellte fest: Die Kunden werden immer unzufriedener. Seit 2008 hat sich die Zahl der Anrufer, die sich über die Akku-Leistung beschwert, vervierfacht. Vor vier Jahren beschwerten sich nur 4851 Kunden darüber, dass die Batterien ständig leer wären. Das machte etwa fünf Prozent der Anrufe aus. Dieses Jahr waren es schon 22.736 Verbraucher, die sich deswegen beschwerten.

Inzwischen beziehen sich etwa zehn Prozent der Anrufer in ihren Beschwerden auf den Akku ihres Smartphones. Und das sind nur die, die sich über die Mühe eines Anrufs machen. Knapp ein Drittel (28 Prozent) der 18 bis 34-Jährigen rufen bei Batterieproblemen nicht an. Bei den 35 bis 54-Jährigen sind es 21 Prozent und in der Altersgruppe der über 55-Jährigen sind es 16 Prozent, die sich nicht beschweren.

Akku-Leistung wirkt sich auf Neukauf aus

Die Kunden werden immer unzufriedener. Das kann sich auch auf den Unternehmenserfolg auswirken. Wie eine Studie des Marktforschungsunternehmens J.D. Power bestätigte, wirkt sich die Akku-Leistung direkt darauf aus, ob ein Verbraucher ein Smartphone dieser Marke noch einmal erwirbt.

Die Akku-Leistung sei derzeit eben noch beschränkt, heißt es in der WDS-Studie. Aber man könne die Kunden besser informieren, um die Zufriedenheit zu erhöhen. Angaben müssen auf die echte Nutzung abgestimmt sein, heißt es in der Studie. Denn gerade Apps, vor allem die kostenlosen, verbrauchen besonders viel Strom.

Das iPhone 5 lockt mit längerer Akku-Ladezeit als bisher.
Foto: Apple

Zwar gab es laut Studie in 80 Prozent der Fälle von den Herstellern eine Angabe darüber, wie lange die Gesprächszeit mit einer Akku-Ladung war. Aber nur vier Prozent der Firmen gaben an, wie lange die Batterie-Leistung halten würde, wenn man über Wi-Fi oder 3G im Netz surft.

Zufriedene Apple-Kunden

Wenigstens ein Hersteller konnte punkten, auch wenn das nicht überraschen dürfte. Die meisten Kunden zeigten sich mit den Angaben von Apple zufrieden: Der Anbieter war im Ranking der Kundenzufriedenheit an der Spitze. Das neue iPhone 5 wartet auch mit längerer Akkulaufzeit auf, verspricht zumindest der Hersteller. Bis jetzt hat aber noch kein einziger Akku-Hersteller eine Lösung gefunden, die Laufzeit generell zu verlängern. Bis dahin hilft nur, das Ladegerät immer griffbereit zu haben und einen Adlerblick für Steckdosen zu entwickeln.