Trends beim Software-Testing

Fehlerfreie Software gibt es nicht

04.05.2011 von Eike Bieber
Das Outsourcing einzelner Tests und kompletter Testorganisationen nimmt zu. Auch wächst der Markt für Blended-Service-Strategien mit Near- und Offshore-Ressourcen, wie Eike Bieber von Pierre Audoin Consultants feststellt.
Eike Bieber ist Senior Consultant bei Pierre Audoin Consultants (PAC).
Foto: PAC Germany

Software-Testing gehört zu den IT-Aufgaben, die nicht allzu beliebt, aber dennoch unbedingt notwendig sind. Die Qualitätssicherung der IT-Anwendungslandschaft stellt sicher, dass Geschäftsprozesse reibungslos funktionieren und Software-User ihrer Arbeit störungsfrei nachgehen können.

Im Kern geht es im Testing um Risikominimierung, denn fehlerfreie Software gibt es nicht. Auf die richtige Dosierung kommt es an. In Zeiten knapper IT-Budgets sollen Softwaretests bei möglichst geringem Aufwand eine größtmögliche Wirkung erzielen.

Die Marktbeobachtungen von PAC zeigen, dass Unternehmen sich der Bedeutung des Software-Testing in den letzten Jahren bewusster geworden sind. Immer höher ist die Zahl an Unternehmen, die sich dabei nicht allein auf interne Testspezialisten und Key User verlassen will, sondern einen Teil der Testaufgaben bis hin zur kompletten Testorganisation in die Hände geeigneter IT-Dienstleister legt.

Im Zuge der Wirtschaftskrise hat die Nachfrage nach Testing-Services natürlich einen Dämpfer erhalten. Eingefrorene Budgets für Software-Entwicklung und Systemintegration hatten zur Folge, dass auch die Aufwände für Testing zurückgefahren wurden. Gleichzeitig haben viele Unternehmen erkannt, dass sich durch die Einbindung qualifizierter Dienstleister in vielen Fällen Geld einsparen lässt. Zu einem massiven Einbruch der Einnahmen kam es auf Dienstleisterseite deshalb auch während der Wirtschaftskrise nicht.

Der IT-Markt hat sich längst von der Krise erholt und Investitionen in Software-Anwendungen und Systemintegration steigen, zur Freude der Dienstleister für Test- und Qualitätsmanagement. Gespräche und Befragungen von IT-Entscheidern, die PAC regelmäßig durchführt, zeigen, dass die große Mehrheit der Unternehmen bereit ist, in die Verbesserung ihrer Testorganisation zu investieren.

Blended Service Delivery mit Nearshore und Offshore-Ressourcen

Die damit verbundenen Ziele sind vielfältig. Statt der erwarteten Kostensenkungsziele stehen qualitätsorientierte Motive an erster Stelle:

Einfluss auf die Kosten nimmt auch die Einbindung von Near- und Offshore-Ressourcen im Software-Testing. Unternehmen, die mit Testing-Dienstleistern zusammenarbeiten, erwarten heute oftmals eine sogenannte "Blended Service Delivery". Anlass hierzu geben vor allem die Möglichkeit zur Kostensenkung sowie die Aussicht auf eine höhere Qualität in der Service-Erbringung.

Viele IT-Führungskräfte sind davon überzeugt, durch eine Blended Delivery außerdem die Flexibilität in der Service-Erbringung zu erhöhen. Hierbei spielt zum Beispiel die Verteilung der Testspezialisten auf verschiedene Zeitzonen eine Rolle.

IT-Dienstleister weiten ihre Services aus

Die Dienstleister im Bereich Software-Testing und Qualitätsmanagement haben sich auf die steigende Nachfrage nach Testing-Services einerseits und den Wunsch nach internationalen Delivery-Strukturen andererseits eingestellt. In der Blended Service Delivery geht es vor allem darum, einen ausgewogenen Mix bereitzustellen.

Dies ist keine leichte Aufgabe, denn eine für sämtliche Unternehmen geltende optimale Ressourcenverteilung existiert nicht. Sie hängt mit der Situation und den Zielen jedes einzelnen Kunden zusammen. Dazu zählt auch die Reife des Unternehmens hinsichtlich der Zusammenarbeit mit und Steuerung von global verteilten Ressourcen.

Da die Nachfrage nach Testing-Services hoch ist, wundert es nicht, dass die verschiedenen Anbieter ihre Angebote seit einiger Zeit offensiver vermarkten. Teilweise haben sie ihr Leistungsspektrum um zusätzliche Bestandteile erweitert und flexiblere Service- und Abrechnungsmodelle eingeführt.

Was die Leistungen betrifft, so stehen standardisierte Service- und Lösungspakete hoch im Kurs, die zum Beispiel bei bestimmten, häufig wiederkehrenden Testaufgaben wie dem Performance Testing angewendet werden oder auf spezielle Technologien wie SAP zugeschnitten sind.

In Hinblick auf die Servicemodelle zeichnet sich im Markt eine steigende Nachfrage nach Managed Testing Services ab. Auf Basis aktueller Marktanalysen geht PAC davon aus, dass diese selektive Outsourcing-Form global jährlich im zweistelligen Bereich wächst.

Bezahlung nach tatsächlich gelieferten Ergebnissen

In einem zunehmend reifen Markt spielt für die Einkäufer von Testing-Services auch die Art der Leistungsvergütung eine zentrale Rolle. Immer mehr Kunden von Testing-Services legen großen Wert darauf, dass Testing-Dienstleistungen flexibel und auf Basis der tatsächlich gelieferten Ergebnisse abgerechnet werden.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass der Markt für Software-Testing in Bewegung ist. Diese geht einerseits von den Kunden aus, die immer öfter externe Unterstützung in der Testdurchführung in Anspruch nehmen und die Optimierung der Testaktivitäten als wichtiges Ziel vor Augen haben. Andererseits werden die Marktveränderungen von den IT-Services-Anbietern beeinflusst, die ihr Portfolio der Nachfrage ausbauen und aktiver vermarkten.

Aus Sicht von PAC ergibt sich hieraus eine Situation, von der durchaus beide Seiten profitieren können. Welcher Dienstleister die hohen Anforderungen der Kunden in dieser sensiblen IT-Disziplin erfüllen kann, spricht sich schnell im Markt herum.

Eike Bieber ist Senior Consultant bei Pierre Audoin Consultants (PAC).