Schweizer Behörde zieht Millionen-Auftrag zurück

Finanz-Department lässt Projekt mit Unisys platzen

10.09.2007 von Werner Kurzlechner
Eines der größten IT-Projekte der Schweizer Bundesverwaltung ist erst einmal geplatzt. Das Eidgenössische Finanz-Department (EFD) hat eine millionenschwere Auftragsvergabe an den E-Government-Spezialisten Unisys widerrufen. Das Unternehmen sollte die IT-Lösung der Eidgenössischen Steuerverwaltung erneuern.

Das Projekt mit dem schönen Namen "Insieme" ist vorerst an Zwistigkeiten gescheitert. Dabei bedeutet dieses Wort im italienischen ausgerechnet "miteinander“. Zueinander gefunden haben EFD und Unisys in fast anderthalb Jahren nicht.

Bereits im März vergangenen Jahres hatte das EFD der Schweizer Unisys-Niederlassung den Zuschlag für einen im April 2005 ausgeschriebenen Auftrag erteilt. Doch seither gelang es beiden Parteien nicht, einen Werkvertrag auszuhandeln. Entsprechende Medienberichte hat das EFD inzwischen bestätigt.

Die Bürger in den 26 Kantonen müssen sich jetzt noch etwas gedulden, ehe das "Bedürfnis der Steuerzahlenden nach einem einfachen und transparenten elektronischen Direktzugriff" befriedigt wird. Das ist nämlich eines der Hauptziele von "Insieme".

Ältere Presseberichte beziffern das Volumen des Auftrags auf 70 Millionen Schweizer Franken (43 Millionen Euro). Das Finanz-Department bestätigt derzeit nur, dass nach der Ausschreibung Angebote zwischen 26 Millionen Franken (16 Millionen Euro) und 99 Millionen Franken (60 Millionen Euro) eingegangen seien.

Ansonsten schweigen beide Seiten zum laufenden Verfahren. Unisys steht es frei, Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht in Bern einzureichen.

Ausgeschriebene Leistungen entsprechen nicht mehr der heutigen Marktlage

In der Begründung des Rückziehers der Verwaltung verweist das Schweizer Handelsamtsblatt auf den langen Zeitraum von 16 Monaten seit Zuschlag - "ohne dass in der Zwischenzeit ein alle Leistungsbestandteile umfassender Beschaffungsvertrag, der die Sicherheitsinteressen des Bundes angemessen berücksichtigt, abgeschlossen werden konnte“.

Nun ist es auch nicht mehr damit getan, den Auftrag einfach neu zu vergeben. Weil sich die IT-Welt schnell dreht, entsprechen die ausgeschriebenen Leistungen nicht mehr den aktuellen Anforderungen und Möglichkeiten des Marktes. Der Leistungsgegenstand muss also neu definiert werden.

Auf seiner Homepage kokettiert die Schweizer Unisys damit, der Mutterkonzern genieße das Vertrauen von 1.500 Behörden aus aller Welt. Ironischerweise steht dort auch noch dieser Satz zu lesen: "Als führender E-Government Dienstleister zählt Unisys die Eidgenössische Bundesverwaltung und ihre Departemente, diverse kantonale Regierungen sowie ihre Polizeikorps zu ihren zufriedenen Kunden.