Kapitalmarkt

Finanzdienstleister geben Risiko-Infos nicht weiter

12.06.2012 von Ursula Pelzl
Acht von zehn Finanzdienstleistern beobachten den Kapitalmarkt mit Risikomanagementsystemen. Über aktuelle Schwankungen informieren sie ihre Kunden nicht.
Geheim! Finanzdienstleister geben ihre Kapitalmarktbeobachtungen nicht an ihre Kunden weiter.
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Weniger als ein Fünftel der Firmenkunden werden bisher ohne konkrete Nachfrage von ihrer Hausbank oder Versicherung über die Auswirkungen möglicher Schwankungen an den Kapitalmärkten informiert. Banken und Versicherer nehmen sich dabei nichts. Das zeigt die Studie "Ertragssicherung in der Finanzkrise" von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut.

Gut 82 Prozent der Finanzdienstleister setzen aktuell Risikomanagementsysteme ein, um die stark volatilen Bewegungen am Geld- und Kapitalmarkt im Auge zu behalten. 43 Prozent der Banken und Versicherer setzen zudem auf ein Frühwarnsystem. Sie zollen damit der Finanzmarktkrise Tribut. Die externen und internen Anforderungen an Risikomanagementsysteme im Financial-Services-Sektor sind seither gestiegen. Richtlinien wie Basel III, und Solvency II machen die kontinuierliche Überwachung der Finanzmärkte erforderlich.

Neben der Überwachung der Märkte sind die Finanzdienstleister auch gefordert, intern die Steuerung von Risiken voranzutreiben. Als gängige Instrumente in der Risikosteuerung bieten sich Frühwarnsysteme und ein integriertes Reporting an, das bilanzielle, aufsichtsrechtliche und interne Ertrags- und Risikokennzahlen vorhält. Sie legen die Basis dafür, dass Banken und Versicherungsunternehmen künftige Kapitalmarktschwankungen frühzeitig antizipieren und auch adäquat reagieren können.

68 Prozent der Banken und Versicherungen fühlen sich dank des Einsatzes von Risikomanagementsystemen auch gut auf künftige Kapitalmarktschwankungen vorbereitet. Trotzdem sollten die Unternehmen ihre Systeme kontinuierlich überprüfen und verbessern, rät das Beratungshaus Steria Mummert. "Die Optimierung der Risikomanagementsysteme und -prozesse macht die Unternehmen resistenter in Bezug auf die ertragsstörende Wirkung von Kapitalmarktschwankungen. Die Investition in Risikomanagementsysteme ist somit eine Investition in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens", betont Bankexperte Torsten Lammers von Steria Mummert Consulting.

Ihr Wissen und ihre Erkenntnisse aus der Marktbeobachtung behalten die Banken und Versicherungen allerdings gerne für sich. Firmenkunden beklagen denn auch diese Zurückhaltung. Nur 18 Prozent der Firmenkunden geben an, eigeninitiativ von ihrer Hauptbank informiert zu werden. 48 Prozent erhielten Nachrichten zum Kapitalmarkt nur auf Nachfrage und ganze 21 Prozent überhaupt nicht.

Die Assekuranz ist nicht aktiver. Nur 17 Prozent der befragten Unternehmen werden von dem Versicherer, bei dem sie die meisten Risiken abgesichert haben, eigenständig über Einflüsse durch Kapitalmarktschwankungen informiert. 25 Prozent der Firmen erhielten keine oder nur unzureichende Informationen.

Mehr Risiko-Transparenz durch Aufklärung der Kunden

Experte Lammers plädiert dafür, dass Finanzdienstleister ihr Wissen auch als Kundenservice für Unternehmen anbieten: "Die Finanzdienstleister erreichen ein Mehr an (Risiko-)Transparenz in ihren Dienstleistungen und Produkten, wenn der Kunde frühzeitig über die Risiken aufgeklärt wird."

Der Managementkompass "Ertragssicherung in der Finanzkrise" von Steria Mummert Consulting zeigt auf, mit welchen Strategien Unternehmen bei Kapitalmarktschwankungen ihren Ertrag sichern können. Er beinhaltet zudem die wichtigsten Ergebnisse der gleichnamigen Potenzialanalyse. In einer Online-Befragung wurden vom 17. bis zum 27. Januar 2012 wurden 110 Fach- und Führungskräfte aus allen Branchen der deutschen Wirtschaft befragt.