Nutzen nicht messbar

Firmen mögen Privat-IT am Arbeitsplatz nicht

30.01.2012 von Thomas Pelkmann
Private Tools und Geräte lösen bei Mitarbeitern zwar Freude aus. Doch Nutzen fürs Geschäft ist laut einer Studie von Freeform Dynamics nur schwer zu messen.
Die Konsumerisierung der IT ist definitiv ein Thema - ob es die IT-Abteilungen nun wollen oder nicht.
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Erste Erkenntnis der Umfrage "The Consumerisation of IT" von Freeform Dynamics unter rund 1.600 IT- und Businessprofis: Die Konsumerisierung ist ein Thema in vielen Unternehmen, weil tatsächlich immer mehr Mitarbeiter ihre Privatgeräte zum Arbeiten mitbringen (wollen). Dabei geht es überraschenderweise aber nicht nur um hippe Apple-Produkte wie das iPhone oder das iPad, sondern auch um private PCs oder Windows-Notebooks. Auch Services sind Teil der Diskussion, weil Mitarbeiter private Instant Messaging oder Social Media-Tools ebenfalls beruflich nutzen wollen.

Dabei ist der Grad der Nutzung privater Geräte der Umfrage zufolge sehr uneinheitlich: 15 Prozent nutzen fast nur privates Equipment, neu Prozent zu mehr als zwei Dritteln, zehn Prozent zur Hälfte bis zwei Drittel. Und immerhin 23 Prozent geben an, dass sie weniger als ein Zehntel ihrer Arbeitszeit mit eigenen Gerätschaften verbringen.

Das sagen Unternehmen zur Benutzung eigener Geräte.
Foto: Freeform Dynamics

Die meisten Unternehmen sehen den Trend zur Konsumerisierung nicht gerne, weil er eigene Probleme mit Sicherheit, Datenschutz und Compliance heraufbeschwört. Der Umfrage zufolge verbieten 21 Prozent private Geräte, 29 Prozent raten ihren Mitarbeitern davon ab. Rund ein Viertel (28 Prozent) akzeptiert Konsumerisierung immerhin, während gerade einmal fünf Prozent ihren Mitarbeitern regelrecht zuraten.

Dennoch unternehmen die wenigsten Firmen etwas gegen den Gebrauch von Privatgeräten - auch dann nicht, wenn sie offiziell verboten sind. Die größten Torpedierer solcher Regeln, schreibt Freeform Dynamics, seien dabei ausgerechnet die obersten Führungskräfte, die für sich in Anspruch nähmen, das zu benutzen, was sie wollen. "Dieser Gruppe ‚Nein!’ zu sagen, ist schwer." Dazu kommt, dass auch IT-Mitarbeiter, also die Gruppe, die eigentlich "Nein!" sagen müsste, offenbar sehr gerne eigene Geräte nutzen. Fast zwei Drittel aus diesem Bereich gehören also zur Zielgruppe - auch das sicher ein Grund, warum Ablehnung so schwer fällt.

Je größer die Zahl mobiler Mitarbeiter ist, desto wichtiger ist das Thema Konsumerisierung. Das liegt wohl in der Natur der Geräte, die hier zur Diskussion stehen. Richtig ist aber auch die Erkenntnis, dass diese Mitarbeiter besonders von mobilem Equipment profitieren könnten, wiewohl sie in der Regel dabei nicht vom Arbeitgeber unterstützt werden. Und da, wo das Unternehmen aktiv hilft, sorgen oft veralteten Geräte für Frust und begünstigen die Consumerization daher.

Mehr Zufriedenheit heißt nicht mehr Produktivität

Wie viel Prozent der Mitarbeiter ihre Arbeitszeit mit privaten Geräten verbringen.
Foto: Freeform Dynamics

Die meisten Unternehmen (mehr als 80 Prozent) sind überzeugt, dass Privatgeräte die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter erhöht. Zwei Drittel gehen auch davon aus, dass die Produktivität der Mitarbeiter und der Enthusiasmus für die Arbeit steigen. Weniger Trainingsaufwand sowie schnellere Innovationszyklen stehen ebenfalls auf der Habenseite.

Ungeachtet der Freude, die eigene Geräte bei den Mitarbeitern in der Regel auslösen, sei der tatsächlich messbare Nutzen fürs Geschäft aber nur schwer festzumachen, heißt es in der Studie. Die größere Zufriedenheit der Angestellten etwa gehört zwar zu den positivsten Auswirkungen, werde aber nur selten für das Gewinnen und Behalten qualifizierter Mitarbeiter genutzt.

Geräte lenken ab

Der Anstieg der Produktivität hat auch seine Schattenseiten, weil viele Mitarbeiter durch die Geräte erst Recht abgelenkt würden, weil die IT-Abteilung entweder mit nicht-standardisierten Geräte Probleme habe oder mehr Arbeit mit dem Support der eigentlich nicht unterstützten Geräte.

Daher ist es logisch, dass Freeform Dynamics in der Studie für die Einführung klarer Bestimmungen und Regeln für den Gebrauch privaten Equipments plädiert. Genau daran fehle es den meisten Unternehmen. Gerade auf der Suche nach dem potenziellen Gewinn, den solche Geräte im Unternehmen bringen könnten, seien solche Policies aber unverzichtbar, heißt es in der Studie.

Das ist nachvollziehbar: Den Gebrauch privater Geräte nur zu erlauben oder zu dulden, mag bereits positive Auswirkungen auf die Laune der Mitarbeiter haben. Aber nur, wenn die Infrastruktur an private Geräte angepasst wird, kann man systematisch über Produktivitätsgewinne nachdenken.

Sicherheit, Virtualisierung, Bandbreite

Zu solchen Anpassungen gehören Sicherheitsbestimmungen ebenso wie Virtualisierungskonzepte und Bandbreiten im Netzverkehr, die das performante Einbinden mobiler Geräte überhaupt erst sicherstellen. Auch darauf weist die Studie zu Recht hin.

"Der Geist ist aus der Flasche", heißt es im Fazit der Untersuchung. Und daher sei es nicht die Frage, ob, sondern in welchem Maße und zu welchen Bedingungen private Geräte am Arbeitsplatz zugelassen werden sollten.

Die komplette Studie steht bei Freeform Dynamics zum Download bereit.