Verfehlte Planungen

Firmen vergessen bei SAP-Einführung das Risiko-Management

08.04.2005 von Thomas Zeller
Ein konsequentes Risiko-Management kann bei der Einführung von SAP-Lösungen zum langfristigen Projekterfolg beitragen. Allerdings verzichten drei Viertel der Anwender auf eine entsprechende Absicherung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von Mitgliedern der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG).

Auftretende Budget- und Terminüberschreitungen sowie Probleme bei der Funktionsumsetzung sind laut Studie hausgemacht: Rund 58 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass sich die aufgetretenen Probleme im Vorfeld angekündigt hätten. Durch den Einsatz von Risiko-Management hätten die Probleme verringert, wenn nicht sogar verhindert werden können.

"Es ist überraschend, dass die Mehrheit der Unternehmen bei der Einführung von SAP-Lösungen auf Risiko-Management verzichtet. Die Ergebnisse zeigen, dass die aufgetretenen Probleme bei der Einführung von Standardsoftware primär bei den Anwenderunternehmen begründet liegen“, so Karl Liebstückel, zweiter Vorsitzender der DSAG.

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren für die erfolgreiche Einführung von Standard-Software sind laut Studie: die Unterstützung durch die Geschäftsleitung (82 Prozent), kompetentes Projekt-Management (78 Prozent), gute Zusammenarbeit (67 Prozent), strukturierte Vorgehensweise (67 Prozent) und die Einbeziehung der Fachabteilung (66 Prozent).

Nur 18 Prozent der befragten Anwender haben ihre Ziele vollständig erreicht. Rund 63 Prozent gaben an, dass die Ziele in einem akzeptablen Rahmen erreicht wurden. 19 Prozent konnten die gesteckten Ziele eher nicht oder nicht erreichen. In rund 56 Prozent konnten benötigte Funktionen auf Anhieb richtig umgesetzt werden, in 44 Prozent waren Nacharbeiten erforderlich.

Zeitplanung überzogen

60 Prozent dokumentierten eine Terminüberschreitung. In etwa zwei Dritteln aller nicht zeitgerecht abgeschlossenen Projekte lag eine Überschreitung des geplanten Fertigstellungstermins von bis zu 25 Prozent vor. Zudem sind bei über zwei Dritteln (68 Prozent) der Projekte Budgetüberschreitungen aufgetreten, im Durchschnitt um 21 Prozent.

Die Hauptrisiken bei Standardsoftware-Projekten sind der Studie zufolge der fehlende Einsatz von Risiko-Management (78 Prozent), mangelnde Zeit in der Planungsphase (78 Prozent), unklare Anforderungen (78 Prozent), die Mehrbelastung der Mitarbeiter (75 Prozent), permanente Änderungswünsche während der Projektlaufzeit (74 Prozent), schlechte Planung im Vorfeld (67 Prozent) sowie mit 63 Prozent die mangelnde Beherrschung der SAP-Technologie.

An der Umfrage haben sich 148 SAP-Anwenderunternehmen aus dem DSAG-Arbeitskreis Basis & Technologie beteiligt. Die durchschnittliche Projektlaufzeit betrug 15 Monate. Pro Projekt wurden im Durchschnitt fünf Module eingeführt. Die Umfrage wurde im Rahmen einer Diplomarbeit zum Thema "Risikomanagement von Standardsoftware-Einführungsprojekten – Konzept und empirische Studie“ an der Fachhochschule Würzburg durchgeführt.

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