Erste Experten-Analysen

Firmendaten auf dem iPad unsicher

19.04.2010 von Nicolas Zeitler
Trotz VPN-Client und Hardware-Verschlüsselung ist das iPad nur bedingt firmentauglich. Hacker könnten Unternehmensdaten gefährden, warnen Experten.

Fachleute fürchten, dass die Sicherheits-Standards des iPad nicht für den professionellen Einsatz ausreichen. Dass der neue Tablet-PC von Apple seinen Weg in Unternehmen finden wird, halten sie gleichzeitig für unvermeidbar.

"Allein schon durch Druck seitens der Anwender steht Firmen der Einfall des iPad bevor", sagt Wolfgang Kandek, Chief Technology Officer beim Sicherheitsanbieter Qualys Inc. gegenüber unserer amerikanischen Schwesterpublikation Computerworld.com. Die Ansicht vertritt auch Ted Schadler vom Marktforschungsunternehmen Forrester. Das iPad werde in den Händen ganz normaler Angestellter in Firmen kommen, genau wie zuvor das iPhone, meint er.

Vor diesem Hintergrund kritisieren Experten die Sicherheitsstandards. Marktbeobachter bezweifelten im Gespräch mit Computerworld.com, dass Datenübertragungen von und zum iPad sicher sind. Allerdings betont Computerworld.com-Autor Matt Hamblen, dass der Tablet-PC mit einem VPN-Client von Cisco ausgestattet sei. Zusätzlich erlaube das Apple-Gerät weitere Einstellungen für Virtual Private Networks nach den Standards L2TP (Layer 2 Tunneling Protocol) und PPTP (Point-to-Point Tunneling Protocol). Zu finden sind die Einstellungen Hamblen zufolge über das Einstellungen-Symbol unter "Netzwerke". Diese Funktionen seien wohl vielen Kritikern nicht bekannt, sagt Hamblen.

Selbst mit diesen Ausstattungsmerkmalen sei das iPad nicht ausreichend gegen Hacker geschützt, sagt allerdings Jack Gold vom Beratungsunternehmen J. Gold Associates. Er verweist darauf, dass Angreifer ja auch geschafft hätten, ins iPhone einzudringen. Das iPhone erlaubt ebenfalls die Datenverschlüsselung und läuft auf dem gleichen Betriebssystem wie das iPad, nur in einer älteren Version. "Man kann die Verschlüsselung zum Teil umgehen. Deshalb müssen Firmen mit strengen Datenschutzvorgaben dem iPad schlechte Noten geben", sagt Gold.

iPad anfällig für Jailbreaks

Auch die Marktforscher von Gartner nähren Befürchtungen, das iPad genüge hohen Sicherheitsvorgaben nicht. Wie Computerworld.com schreibt, ist der Tablet-PC nach Ansicht von Gartner-Experten womöglich ebenso wie das iPhone anfällig für sogenannte Jailbreaks. Das sind Angriffe, bei denen es Hackern gelingt, andere als nur vom Hersteller zugelassene Anwendungen auf Apple-Geräten laufen zu lassen.

Gartner räumt ein, das iPhone 3GS habe eingebaute 256-Bit-Verschlüsselung für Hardware nach AES (Advanced Encryption Standard), die nicht abschaltbar sei. Wem allerdings ein Jailbreak oder ein anderer Hack-Zugang gelinge, der habe Zugriff auf die Daten.

Wer im Unternehmen mit dem iPad arbeiten will, sollte laut Gartner dieselben Verhaltensregeln beachten, die das Marktforschungsunternehmen auch für das iPhone vorschlägt: komplexe Passwörter verwenden, automatische Abschaltung der Geräte bei längerer Nichtnutzung, gegebenenfalls Sperrung von Youtube, App-Store und iTunes.

Insgesamt kommen die Gartner-Berater zu dem Schluss, das iPad sei trotz des Cisco-VPN nicht firmentauglich. "Wir befürworten den Einsatz von Netbooks nicht, und das iPad fällt auch in diese Kategorie", sagt Ken Dulaney von Gartner. Sicherheit und Steuerbarkeit von Offline-Anwendungen lasse ebenfalls zu wünschen übrig. Außerdem biete Apple dafür keinen Firmen-Support an.

Doch auch Dulaney prophezeit, dass das iPad Firmen erobern werde. Wer ein modernes Image pflegen wolle, komme nicht darum herum. Der Gartner-Experte rechnet auch damit, dass Unternehmen iPad-Anwendungen für Kunden in Auftrag geben werden. Dasselbe habe er beim iPhone beobachtet: Banken hätten ihren Mitarbeitern den Gebrauch für berufliche Zwecke verboten, aber Bank-Apps für ihre Kunden entwickeln lassen.

Firmen-Mails dank Microsoft Exchange sicher

Was das Verschicken von Firmen-Mails übers iPad angeht, hat Dulaney kaum Bedenken. "Der Support funktioniert, und die Sicherheits-Standards von Microsoft Exchange reichen aus", sagt er.

Tablet-PCs sind aus Sicht der Gartner-Manns vor allem für Angestellte geeignet, die den ganzen Tag unterwegs sind. Wolle ein Unternehmen eine Anwendung für einen Touch-Screen-Rechner entwickeln, solle es statt auf das iPad allerdings eher auf Tablet-PCs mit Windows 7 als Betriebssystem setzen. Dieser Markt sei reif und erprobt.

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