Kienbaum-Studie

Firmenkultur bleibt hinter Ansprüchen zurück

06.04.2010 von Nicolas Zeitler
Firmenkultur gewinnt als Wirtschaftsfaktor an Bedeutung. Während Aspekte wie Kollegialität an Bedeutung verlieren, werden Wirtschaftlichkeit und Kundenorientierung wichtiger.

Die Unternehmenskultur gilt in deutschen Firmen als Faktor, der immer wichtiger für den wirtschaftlichen Erfolg wird. Das legt eine Studie des Beratungsunternehmens Kienbaum nahe. 70 Prozent der Befragten bewerten den Einfluss der Firmenkultur auf den Unternehmenserfolg schon heute als hoch oder sehr hoch. Für die Zukunft gehen davon 94 Prozent aus.

Für die Studie "Unternehmenskultur. Ihre Rolle und Bedeutung - Studie 2009/2010" haben die Berater 157 Firmen unterschiedlicher Größen und Rechtsformen aus verschiedenen Branchen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Teilnehmer waren fast zur Hälfte Mitarbeiter der Personalabteilungen, aber auch Mitarbeiter auf Führungspositionen.

Wichtigste Elemente von Firmenkultur sind für die Befragten zum einen das Selbstverständnis des Unternehmen und Unternehmenswerte. Unter letzteren verstehen die Studienautoren das, was Firmen nach Ansicht der Befragten wichtig sein sollte. Auch Normen und eine Vision wurden von jeweils mehr als der Hälfte der Befragten als zum Kern von Firmenkultur gehörig genannt.

Dass ihre Firma über ein Leitbild verfüge, gaben in der Umfrage 83 Prozent an. In Firmen mit bis zu 400 Mitarbeitern gibt es öfter kein Leitbild als in größeren. Gibt es in einem Betrieb Leitlinien, stehen darin meist Kunden, Führung und Zusammenarbeit im Mittelpunkt. Themen wie Umwelt oder Gesellschaft decken Leitlinien weitaus seltener ab. Für die Verfasser des Studienberichts steht das im Widerspruch zu der Bedeutung, die diesen Themen in öffentlichen Äußerungen beigemessen wird.

Vergleichbar mit dem als immer größer wahrgenommenen Einfluss von Firmenkultur auf den wirtschaftlichen Erfolg wächst auch das Interesse an dem Thema. Knapp die Hälfte der Befragten gab an, dass Firmenkultur derzeit in ihrem Unternehmen auf großes oder sehr großes Interesse stoße. Für die Zukunft nehmen das 78 Prozent an.

Firmenkultur wird nicht optimal umgesetzt

Den größten Nutzen bringt Firmenkultur nach Ansicht der Befragten für die Identifikation mit dem Unternehmen, das Engagement der Angestellten und die Bindung von Leistungsträgern. Dass sie auch den Firmenerfolg positiv beeinflusse, glauben mit 20 Prozent deutlich weniger Teilnehmer - obwohl sie zuvor einen hohen Einfluss der Kultur darauf bejaht hatten.

In der Frage, inwieweit Firmen ihr Leitbild umsetzen, offenbart die Befragung Verbesserungsmöglichkeiten. Ein Drittel der Teilnehmer sieht das Leitbild umgesetzt, knapp die Hälfte nur zum Teil. Führung und Personalwesen sind offenbar die Bereiche, in denen Leitbilder in die tägliche Arbeit einfließen. Kaum eine Rolle spielt Firmenkultur dagegen beim Thema M&A.

Nachwuchsplanung kaum an Firmenkultur ausgerichtet

Entwicklung und Auswahl von Führungskräften ist das Instrument, das Firmen am häufigsten auf ihre Kultur abstimmen. Nachwuchsplanung, Leistungsbeurteilungen und Leistungsindikatoren werden hingegen nur selten mit der Firmenkultur in Einklang gebracht.

Um zu prüfen, wie es um die Firmenkultur bestellt ist, werden in 70 Prozent der Firmen Mitarbeitergespräche geführt oder Umfragen durchgeführt. Für die Pflege der Firmenkultur ist in den meisten Betrieben die Personalentwicklungs zuständig. Sie zählt neben der Geschäftsführung auch als wichtigste Instanz, die für den Erhalt von Unternehmenskultur eintritt.

Wirtschaftliche Aspekte der Firmenkultur werden wichtiger

Bei der Frage nach verschiedenen Aspekten von Firmenkultur zeigt sich, dass diese mehr und mehr wirtschaftlichen Zielen dienen soll. So nimmt die Kollegialität, die beim Blick zurück noch wichtigster Aspekt war, an Bedeutung ab. Neben Führungsqualität rücken stattdessen Kundenorientierung und Wirtschaftlichkeit nach vorn.

Gepflegt werden soll Firmenkultur in den meisten der befragten Unternehmen. Zwei von drei gaben an, sie planten entsprechende Maßnahmen. Am häufigsten wollen sie Mitarbeiterbefragungen und auf die Kultur abgestimmte Personalentwicklung umsetzen.