Performance Management

Gartner: Web-Scale wird Mainstream

06.06.2014 von Christiane Pütter
Mit Web-Scale-Technologien soll die IT besser skalieren können, um Business-Anforderungen besser zu erfüllen. IT-Chefs sollten dafür zwei Teams bilden, rät Gartner
Ian Head, Research Director bei Gartner, beobachtet ein rasant steigendes Interesse an Web Scale-Technologien.
Foto: Gartner

Die Trennlinie zwischen traditioneller und künftiger IT wird bei Web-Scale-Techniken sichtbar. Diese Technologien sollen die Skalierbarkeit und Anpassungsfähigkeit liefern, die Unternehmen für ihre Geschäftsanwendungen brauchen.

Konkret: Die Anbieter von Web-Scale versprechen schnelle Anpassung an geschäftliche Veränderungen, operative Effizienz und die Fähigkeit, auf unerwarteten Erweiterungsbedarf von Unternehmensumgebungen reagieren zu können.

Manager für Infrastructure und Operations wichtig

Der US-Marktforscher Gartner erwartet, dass solche Technologien in den kommenden drei Jahren Mainstream-Status erreichen. Die Analysten führen das in dem Report "Capacity and performance management form the basis of web-scale IT" aus. Auf diese Entwicklung müssen sich CIOs vorbereiten, so die Analysten. Hier seien insbesondere I&O-Manager gefragt (Infrastructure & Operations).

Diese müssten nun überprüfen, mit welchen Tools sie bisher ihre Kapazitäts-Planung und das Performance-Management vornehmen. Gartner rechnet offenbar damit, dass sich Entscheider in den kommenden Jahren neu ausstatten. Laut Ian Head, Research Director bei Gartner, wird dieses Thema bei vier von fünf größeren Unternehmen auf der Tagesordnung stehen.

Die 10 CIO-Prioritäten für 2014
Die 10 CIO-Prioritäten für 2014
Der CIO muss sich 2014 um den Mehrwert der IT für das Unternehmen kümmern. Das ist seine persönliche Aufgabe und Herausforderung, meint Luis Praxmarer von der Experton Group.
1. Aufbau von Innovationsteams
In fast allen Unternehmen steht das Thema Innovation ganz oben auf der Agenda. Die IT muss funktionsübergreifende Teams aufbauen, um alle Innovationsbereiche aktiv angehen zu können: also Innovationen bei Produkten, Prozessen und Geschäftsmodellen. Fast 75 Prozent der Verantwortlichen auf der Geschäftsseite sehen die IT nicht als Innovationsführer, und noch mehr sprechen den IT-Experten die dafür erforderlichen Qualifikationen ab.
2. Business Prozess Know-how, Self-Service, TCE
Entwicklung von Geschäftsprozesswissen; Geschäftsprozess-Masterplan, Self-Service, Total Customer Experience (TCE); Total Customer Experience
3. BI, Big Data, Enterprise Performance Management
Business Intelligence steht auf der Prioritätenliste schon eine ganze Weile ganz oben. Die Implementierung schreitet allerdings nach wie vor relativ schleppend voran und erfolgt meist auf isolierte Weise für einzelne Applikationen. Jetzt steht mit dem Schritt auf die nächste Ebene die Implementierung eines Enterprise-Performance-Management-Konzepts an. Angesichts der zunehmenden Datenmenge aus vielen unterschiedlichen Quellen bieten "Big Data" Konzepte vielen Unternehmen einen exzellenten Mehrwert.
4. Industrie 4.0, Branchen-Trends, IT als Produkt
Der vierten industriellen Revolution, kurz Industrie 4.0, bescheinigt die Experton Group enormes Potenzial und dies obwohl es von der Regierung initiiert wurde. Laut Wiki ist Industrie 4.0 ein Zukunftsprojekt in der Hightech-Strategie der Bundesregierung, mit dem die Informatisierung der klassischen Industrien, wie z.B. der Produktionstechnik, vorangetrieben werden soll.
5. Workspace of the Future - Mobility
Nicht mehr der Arbeitsplatz steht im Mittelpunkt sondern der Arbeitsraum. Wer hat noch einen festen Arbeitsplatz im herkömmlichen Sinn? Ja, es werden noch viele in den nächsten Jahren sein, aber eben schon lange nicht mehr alle. Es kommt zu einer radikalen Verschiebung durch die Mobilität, die wir heute mit dem Einsatz von ICT erreicht haben. Der "Bring-your-own-Device"-Ansatz (BYOD) hat zu allerlei Kontroversen geführt. Doch Tatsache ist: BYOD wird nicht mehr zu unterbinden sein.
6. Social Business, Strategie & Richtlinien
Social Collaboration bedeutet Dezentralisierung der Organisation und des internen Kommunikationsstils. Bei der externen Kommunikation und geschäftlichen Ausrichtung wird oft vom Social Enterprise / Social Business gesprochen, auch wenn das mit "sozial", verantwortungsvollen Investitionen oder Achtsamkeit eigentlich nichts zu tun hat. Wir alle wissen ja, wie sich durch die sozialen Medien der Kommunikationsstil zwischen Menschen und Organisationen verändert hat. Das muss bei der übergreifenden ICT-Strategie bedacht werden, und die IT-Organisation ist gefordert, entsprechende Empfehlungen für das Unternehmen aufzusetzen.
7. Dynamic Infrastructure dem Business anpassen (Cloud!)
Cloud Computing als neue IT-Architektur des Jahrzehnts, ermöglicht mehr Flexibilität und Business-Fokus für die IT-Strategie. In den meisten Unternehmen gibt es inzwischen eine stabile IT-Umgebung und auch die Effizienz wurde in den vergangenen Jahren gesteigert. Eine agile IT ist allerdings in den meisten Fällen noch nicht umgesetzt worden. Agilität bedeutet, die sehr schnelle Anpassung der Ausgaben und Ressourcen an sich verändernde Märkte.
8. Security & Datenschutz (Cloud, BYOD, Mobility)
Cloud Computing, BYOD und Mobility werden immer wichtiger. Damit sind Sicherheit und Datenschutz ein Muss und eine unabdingbare Voraussetzung. Das Thema Identitätsmanagement nimmt ja bereits seit einiger Zeit eine hohe Priorität ein. Bei der Implementierung vieler Cloud-Lösungen spielt es nun eine ganz entscheidende Rolle. Es muss ein Cloud-Framework aufgebaut werden, das auch die Themen Single-Sign-On, Provisionierung, Verrechnung und Sicherheit adressiert. Das Thema Datenschutz hat und hatte insbesondere in Deutschland immer schon einen sehr hohen Stellenwert und muss natürlich all diese neuen Lösungen mit beinhalten.
9. Skill Analyse & HRM-Strategie
In der Mehrheit der Unternehmen liegt bei der IT-Qualifikation der Fokus zu 90 Prozent darauf, die Systeme am Laufen zu halten. Es geht also um Skills wie Management des IT-Betriebs, Helpdesk, Infrastrukturmanagement, Desktops und mobile Endgeräte und Anwendungsunterstützung. IT-Architekten und Geschäftsprozess-Spezialisten sind dagegen dünn gesät. Anders ausgedrückt, die meisten Skills sind in Bereichen vorhanden, die bereits heute oder spätestens in nächster Zukunft Standard sind und dem Unternehmen keine Wettbewerbsdifferenzierung bieten.
10. Sourcing Strategie überarbeiten (Commodity/Value)
Insgesamt 80 Prozent des Server-basierten Computings wird bis zum Jahr 2020 ausgelagert sein. Es gilt, diesen Trend zu verstehen und sich entsprechend vorzubereiten, zu entscheiden, was Standard ist und was dem Unternehmen einen Mehrwert bringen kann. Auch wenn die Rechenzentren regelmäßig aufgerüstet wurden, sind viele doch nicht in der Lage, moderne Strom- und Kühlungsbedarfe zu erfüllen.

Hintergrund ist der Ruf nach Agilität. Business-Entscheider wollen schneller auf Marktbewegungen reagieren können. Das erfordert agile Infrastrukturen in der IT. Die monolithischen Server der traditionellen IT eignen sich dafür nicht, so Head weiter. Er betrachtet vertikale Wege der Skalierung von Anwendungen als überholt. Erforderlich sei die horizontale Skalierung. Infrastruktur und Services müssten "as-needed" funktionieren.

Hersteller von Web-Scale-Infrastructure nehmen für sich in Anspruch, das Prinzip einer Software-gesteuerten Infrastruktur umzusetzen. IT-Ressourcen an hunderten Standorten seien zentral zu managen, eine Gesamtübersicht von Betriebszuständen und Ressourcen über alle Cluster hinweg möglich, Anwendungen im selben Cluster erhielten unterschiedliche Redundanz-Niveaus. Man sei in der Zukunft des leicht bedienbaren, kosteneffizienten virtuellen Rechenzentrums angekommen, trommelt einer der Anbieter.

Web-Scale ist Aufgabe von zwei Teams

Das Trommeln wird in Kürze wohl lauter. Head rät CIOs jedenfalls, die derzeitigen Tools zu überprüfen und gegebenenfalls auszutauschen. Er empfiehlt, zwei Teams zu bilden und die Aufgaben auf sie zu übertragen: das Anwendungs- oder Produkt-Team einerseits und das Infrastruktur-Team andererseits.

Aufgaben des Anwendungs-Teams sind Entwicklung der Applikationen, Monitoring ihrer Nutzung in den verschiedenen Standorten und Nutzer-Gruppen sowie Bereitstellung der Ressourcen gemäß der Unternehmens-Policies. Das Infrastruktur-Team sorgt dafür, dass das Ganze physisch funktioniert.

Der Bedarf an sogenannten Demand-Shaping Technologien wird rasant steigen, sagt Head voraus. Derzeit arbeitet weniger als eines von hundert Unternehmen mit solcher Technologie. Bereits 2017 soll es eines von vieren sein. Stichworte dieser Entwicklung sind In-Memory, Big Data und Deep Analytic-Tools.