CEOs hören mehr auf Marketing-Chefs

Gestatten: CIO, Marketing-Hiwi

18.10.2013 von Christiane Pütter
Welche Social-Media-Plattform findet der Marketing-Chef denn am besten - um solche Fragen dreht sich künftig der Alltag des CIO. Kommt es zum Konflikt mit dem Marketing, gibt der CEO dem Marketing recht. Diese düstere Vorstellung beschwört Werbe-Guru Larry Weber herauf.

Der Kunde ist König, der Kunde steht im Mittelpunkt - dieses Mantra zieht aus Sicht des CIO ungeahnte Konsequenzen nach sich. Marketing wird für Unternehmen immer wichtiger, und weil Marketing heute nicht mehr die Reklame im Werbefernsehen ist, sondern Social Media über diverse Kanäle, verbraucht der Chief Marketing Officer (CMO) viel IT-Leistung. Über die aber bestimmt er selbst.

Was das für die Zukunft des CIO heißt, beschreibt Paul Rubens von unserer US-Schwesterpublikation cio.com in seinem Beitrag "Are CIOs destined to work for the CMO?". Sein Kronzeuge ist Larry Weber, Chef der Weber Group Public Relations Company.

Konflikte zwischen IT und Marketing
Es läuft nicht rund zwischen IT und Marketing. Woran es hapert, wollten die Analysten von Accenture genauer wissen. Für die Studie "The CMO-CIO disconnect" haben sie Angaben von 405 Marketing- und 252 IT-Entscheidern ausgewertet.
Zusammenarbeit
Fast acht von zehn CIOs sehen mehr Bedarf an Alignment mit dem Marketing. Dem stimmen allerdings nur knapp sechs von zehn CMOs zu.
Alignment - Sicht der CIOs
Elf Prozent der IT-Chefs halten "sehr viel mehr" Zusammenarbeit mit dem CMO für nötig. Ebenso viele halten die aktuelle Praxis für gerade richtig. Dringender ist CIOs die intensivere Zusammenarbeit mit den Business Units.
Alignment - Sicht der CMOs
Zwölf Prozent der CMOs sähen lieber eine sehr viel stärkere Zusammenarbeit mit dem CIO. Andererseits wollen dreizehn Prozent den Status Quo nicht verändern.
Probleme, die die CIOs sehen
CIOs halten die Komplexität der Lösungen für problematisch. Außerdem ärgern sie sich darüber, dass das Marketing sie beim Einkauf von Lösungen übergeht. Zudem fehlt es an zeitlichen und technischen Ressourcen.
Probleme, die die CMOs nennen
Auch CMOs erkennen, wie schwierig die Komplexität der Lösungen ist. Außerdem behaupten sie ihrerseits, die IT lasse sie außen vor - und räume ihnen keine Priorität ein.

Dessen steile These: Die IT-Abteilung fungiert künftig als Technologie-Team der Marketing-Abteilung. "Es wird immer noch diese typischen langweiligen IT-Jobs geben, also arbeitslos wird der CIO nicht", erklärt Weber. "Aber auf lange Sicht glaube ich kaum, dass der CIO so wichtig sein wird wie der CMO."

Dabei seien diese Abteilungen sehr weit voneinander entfernt, so Weber weiter. Sie sähen anders aus, zögen sich anders an, und sie redeten nicht miteinander. Hier sieht Weber den CIO in der Bringschuld.

Glaubt man seinen Beobachtungen, hat der IT-Chef in diesem Konflikt die schlechteren Karten. Bei Auseinandersetzungen - etwa dann, wenn der CMO eine bestimmte Anwendung wolle, die der CIO aus Sicherheitsgründen ablehnt - stelle sich der CEO meist auf die Seite des Marketing-Chefs, sagt Weber.

Der PR-Mann sieht die Berufsbilder seiner eigenen Zunft in Rollen wie Community Manager, Vice President of Content oder Vice President of Social Media. Die der Informatiker sieht er als Technology Advisor of Marketing Department.

Kathleen Schaub, Vice President im CMO Advisory Service beim Marktforscher IDC, gibt Weber von der Tendenz her Recht. Sie bestätigt die wachsende Bedeutung des CMO und stimmt auch der These zu, dass Marketing-Aktivitäten immer mehr IT-Unterstützung beanspruchen. Budget-Fragen seien dabei nicht immer geklärt. Bei SaaS-Lösungen (Software as a Service), die ausschließlich für Marketing-Zwecke genutzt werden, sei die Zuordnung noch einfach. Schwieriger wird es etwa bei Storage und Betriebskosten für Big-Data-Analytics.

Schaub hält es aber für falsch, dass nur der CIO sich bewegen soll. Sie plädiert für eine Annäherung beider Seiten.