Patrick Naef, Gerald Höhne, Stefanie Kemp

Global Exchange Award: Die Sieger 2011

24.11.2011 von Wolfgang Herrmann
Das CIO-Magazin und die Computerwoche vergaben den "Global Exchange Award" in diesem Jahr an gleich drei Gewinner.
Global Exchange Award: Das sind die Sieger.
Foto: cio.de

Zum zweiten Mal vergaben das CIO-Magazin und die Computerwoche im Rahmen des Wettbewerbs "CIO des Jahres" einen Preis für herausragende länderübergreifende IT-Projekte. Alle Kriterien erfüllt hatten Bewerber, wenn sie länderübergreifende IT-Projekte fristgerecht und gemäß den Budgetvorgaben abgeschlossen hatten. Mindestens aber mussten sie ein Projekt gestemmt haben, das von einem multikulturellen Team über zwei oder mehr Projekte realisiert wurde. Wer die drei Gewinner sind, erfahren Sie auf der nächsten Seite.

Platz 1: Patrick Naef, Emirates Group

Patrick Naef
Foto: Emirates

Gäbe es eine ideale Qualifikation für einen modernen CIO, hätte Patrick Naef gute Aussichten auf einen Spitzenplatz. Der 46-Jährige hat nicht nur ein Informatikstudium an der ETH Zürich absolviert, sondern auch einen MBA an der Universität St. Gallen erworben. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um die vielschichtigen internationalen Projekte der Emirates Group zu stemmen, die weltweit rund 57.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Auch die ihm unterstellte Mannschaft passt zum komplexen Aufgabengebiet. Neben mehr als 2000 Mitarbeitern in Dubai greift Naef auf zwei Offshore-Entwicklungszentren in Indien und einen Ableger der hauseigenen IT-Tochter Mercator in Bangkok zurück. Er agiert zugleich als Mercator-Geschäftsführer.

Das Kernprojekt, mit dem er sich für den "CIO des Jahres" bewarb, klingt zunächst wenig aufregend: Hinter dem Begriff "The New Airline Station Accounting" (N-ASA) verbirgt sich im Grunde "nur" ein neues Finanzbuchhaltungssystem für die Organisationseinheit Group Finance. Interessanter wird es, wenn man sich die Dimensionen vor Augen führt. Das Vorhaben betraf 75 Niederlassungen in 62 Ländern, verteilt über sechs Kontinente. Im Projektteam arbeiteten zeitweise mehr als 100 Mitarbeiter.

Nach einer Laufzeit von 33 Monaten war das Projekt fristgerecht und gemäß den Budgetvorgaben abgeschlossen. Die Effekte können sich sehen lassen: Neben jährlichen Kosteneinsparungen von rund 1,7 Millionen gelang es dem Team, die komplexen Prozesse rund um die bis dato weltweit uneinheitliche Finanzbuchhaltung effizienter zu gestalten und das Unternehmen als Ganzes reaktionsfähiger zu machen.

Naef liefert darüber hinaus ein Beispiel für gelungenes Alignment: Erst die enge Zusammenarbeit von Finanz- und IT-Organisation habe den Projekterfolg ermöglicht, berichtet er. Durch seine ausgezeichneten Management-Fähigkeiten sei es ihm gelungen, "Fachbereich und IT zu einer Einheit zu formen, die gemeinsam an einem Strang zieht", lobt denn auch unsere Jury für den Global Exchange Award

Platz 2: Gerald Höhne, SMA Solar Technology AG

Gerald Höhne
Foto: Höhne, SMA

"Das Geschäftsjahr 2011 ist schwer prognostizierbar. SMA ist auf alle möglichen Szenarien eingestellt." So stand es im Geschäftsausblick des Solartechnikherstellers aus dem hessischen Niestetal. Doch wie stellt man eine IT-Organisation auf "alle möglichen Szenarien" ein? VP IT Gerald Höhne stand vor dieser Aufgabe. Er löste sie mit dem Projekt "Weltweite Harmonisierung und Flexibilisierung der IT".

Ein Schlüssel für den Erfolg des Vorhabens lag im Definieren und Durchsetzen weltweiter IT-Standards in den 19 Niederlassungen. Höhne führte Systeme ein, die sich hoch skalieren und zugleich zentral steuern lassen. Dazu baute er internationale Strukturen für den IT-Betrieb auf. Neben der Zentrale in Niestetal stützt sich die SMA-IT nun auch auf zwei Rechenzentrums-Hubs in den USA und in Singapur.

Den Kern der Flexibilisierungsinitiative bildete ein "Selective-Sourcing"-Konzept, berichtet der diplomierte Nachrichtentechniker. Dabei konzentriere man das IT-Personalwachstum auf "geschäftsorientierte IT-Rollen". Commodity Services für den IT-Betrieb kaufe SMA verstärkt von außen zu.

"Früher war die IT der SMA rein reaktiv ausgerichtet", blickt Höhne zurück. Bei größeren Veränderungen im Geschäft traten häufig Probleme auf. Nun aber habe die IT die Regeln verändert. Mit Hilfe skalierbarer und dynamisch veränderbarer Infrastrukturen ließen sich Lösungen für neue Geschäftsanforderungen jetzt deutlich schneller bereitstellen. Unterm Strich habe die IT damit die "Time to Market" verkürzt und dem Unternehmen weitere Wettbewerbsvorteile ermöglicht.

Platz 3: Stefanie Kemp, Vorwerk & Co KG

Stefanie Kemp
Foto: Vorwerk

Einheitlichen IT-Standards hat sich auch Stefanie Kemp verschrieben. Die IT-Chefin der Vorwerk-Gruppe entwickelte mit ihrem Team in enger Abstimmung mit den Fachbereichen eine IT-Architektur, die über die Direktvertriebs-Divisionen des Unternehmens in 20 Ländern ausgerollt wird. Komplex ist das Projekt nicht nur in technischer Hinsicht. Mit den rund 50 internen und bis zu 100 externen Beteiligten müssen eine Reihe von interkulturellen Unterschieden überwunden werden. Verschiedene Zeitzonen und die großen Distanzen zwischen Standorten erschweren die Arbeit des international besetzen Teams zusätzlich.

Die neue IT-Architekur der Vorwerk Gruppe kombiniert Standard-ERP und -CRM-Systeme mit einem Enterprise Service Bus (ESB) und einem Java-basierten System für den geschäftskritischen Direktvertrieb. Hinzu kommen weitere Standardanwendungen wie etwa der "Universe Adress Check". Die Basis des Vorhabens bildeten "modulierte und harmonisierte Geschäftsprozesse", wie Kemp berichtet.

Ähnliche Prioritäten wie ihr Amtskollege Höhne von SMA setzt die IT-Managerin auch an einem anderen Punkt. Vorwerk konzentriere sich in Sachen IT auf Kernkompetenzen: Wettbewerbskritisches Know-how halte man intern vor, standardisierte Produkte und Services würden zugekauft. Ihre IT-Strategie beschreibt sie kurz und prägnant: "Wir machen keine IT - wir managen IT!"