Anlaufpunke im Web

Google abgeschlagen hinter Facebook

17.11.2011 von Kolja Kröger
Internet-User verbringen auf Facebook mehr Zeit als auf anderen Seiten, und fast ein Drittel informiert sich dort über das Weltgeschehen, fand Bitkom heraus.
Mit "Gefällt mir" stempeln User Nachrichten und andere Links. Sie sind quasi eine Crowd-Scourcing-Redaktion.
Foto: Fotolia/Steffen Persiel

Einem gefällt das sicher nicht: Google. Facebook lässt den Internet-Riesen aus Mountain View weit hinter sich. Deutsche Internet-User verbrachten ihre Online-Zeit im September zu 16,2 Prozent bei dem sozialen Netzwerk. Das ist etwa vier Mal so viel wie noch ein Jahr zuvor, meldet der Branchenverband Bitkom unter Berufung auf eine Erhebung des Marktforschers ComScore. Google kommt aktuell auf 12,4 Prozent, und das inklusive seiner ganzen Ableger wie YouTube, Google Mail und dem direkten Facebook-Konkurrenten Google+.

"Danach hat sich das soziale Online-Netzwerk Facebook zum zentralen Anlaufpunkt im Web entwickelt", heißt es in der Bitkom Mitteilung. "Facebook entwickelt sich zu einer multifunktionellen Plattform", interpretiert Bitkom-Sprecher Maurica Shahd diese Entwicklung.

Die neue Nachrichtenredaktion: Der "Gefällt mir"-Knopf

Nachrichten-Portale oder Online-Videos hätten die User bisher eher individuell angesteuert, so Shahd. Nun scheinen sie dies verstärkt aus Facebook heraus zu tun - weil Freunde den Links mit dem "Gefällt mir"-Button empfehlen oder die User direkt Fans von Spiegel-Online, Bild.de oder dem Internet-Auftritt ihres Lokalblatts werden.

Fast ein Drittel der Facebook-User, 28 Prozent, informiert sich im Netzwerk über das aktuelle Tagesgeschehen, ergab zudem jetzt eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Bitkom. Dazu passt, dass Zeitungen gerade Social Media für sich zu entdecken scheinen. 85 Prozent von ihnen sind auf diesem Feld schon aktiv, besagt eine aktuelle Erhebung des Verlegerverbandes BDZV. Die meisten befinden sich dabei noch in der Erprobungsphase.

Facebook steht wie eine Wand. Google kann dagegen nicht viel ausrichten.
Foto: Rene Schmöl

329 Minuten verbrachte ein deutscher Surfer im September auf Facebook, also 11 Minuten am Tag. Diesen Schnitt ziehen natürlich diejenigen nach unten, die gar nicht auf Facebook aktiv sind oder dort nur selten vorbeischauen. ComScore hat unter anderem die tatsächlichen Minuten gemessen, die eine repräsentative Gruppe von über 10.000 Nutzern auf verschiedenen Seiten verbringt.

Weit abgeschlagen hinter Mark Zuckerbergs Netzwerk und Google, die zusammen 28 Prozent der Online-Zeit aufsaugen, liegen Anbieter wie Microsoft und United Internet. Mit Portalen wie Bing, MSN und Hotmail kommt Microsoft auf einen Nutzungsanteil von zusammen fünf Prozent. Ebay folgt mit 2,4 Prozent und United Internet (gmx.de und web.de) mit 2,1. Die Deutsche Telekom landet auf 1,4 Prozent. Die 20 größten Online-Anbieter teilen etwa die Hälfte der Zeit unter sich auf, die die Deutschen im Netz verbringen.

Was die User zu Facebook zieht

Bitkom wollte zudem wissen, wovon sich die Leute in Soziale Netzwerke treibt. Forsa hat dafür 703 Internet-Nutzer befragt. Am allerwichtigsten ist es ihnen der Kontakt zu Freunden: Nachrichten verschicken (79 Prozent), mit Freunden chatten (60) und sich über sie zu informieren (71). Fotos teilen sie fast so oft (44) wie dass sie Infos zu Veranstaltungen erhalten wollen (46). Videos anschauen spielt im Vergleich dazu mit 16 Prozent eine untergeordnete Rolle, auch Social Games wie Farmville spielen mit 24 Prozent nicht in der Spitzengruppe mit.

Wie schon erwähnt, verfolgen 28 Prozent schon auf Facebook die Nachrichtenlage, vor allem die 14- bis 29-Jährigen. Sie kommen bei dieser Frage auf 28 Prozent. Der Job nimmt keine sehr große Bedeutung ein. Nur 20 Prozent pflegen via Social Media bestehende berufliche Kontakte, acht Prozent suchen dort nach einem Job und neun Prozent informieren sich über potenzielle Arbeitgeber.

Fast alle dieser User sind sich bewusst, dass ihr Surfverhalten wichtige Daten für Facebook liefert. Wie eine Forsa-Studie im Bitkom-Auftrag jetzt zeigt, passen acht von zehn Mitgliedern einer Online-Community die Datenschutz-Einstellungen ihres meistgenutzten Netzwerks an. „Die Diskussionen der letzten Monate und die Aufklärungsmaßnahmen der Community-Betreiber haben offenkundig Wirkung gezeigt", sagt dazu Bitkom-Präsident Dieter Kempf. Nur elf Prozent haben sich noch nicht mit den Datenschutz-Einstellungen befasst.