Kollaborations-Plattform durchgefallen

Google schmollt wegen BSI-Kritik an Google Wave

18.09.2009 von Christiane Pütter
Die noch unveröffentlichte Kollaborations-Plattform Google Wave fällt beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) durch. Google hält die Kritik für verfrüht.
Kollaborations-Tools sind eine feine Sache - aber bitte mit Sicherheit!

Beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gibt man sich nüchtern: Die Nutzung von Google Wave sei sowohl aus IT-sicherheitstechnischen Gründen wie wegen des Datenschutzes "aktuell nicht zu empfehlen". Nachzulesen im Lagebericht IT-Sicherheit für das zweite Quartal 2009. Bei Google gibt man sich daraufhin "sehr überrascht".

Dabei rollt der Stein des Anstoßes, das neue Kollaborations-Tool Wave, noch gar nicht über die Ladentische. Wave ist eine Plattform, die verschiedene Kommunikationsformen verbindet. Die Nutzer greifen über ein Web-Interface darauf zu und sollen zum Beispiel asynchron per Mail oder synchron per Chat kommunizieren und gemeinsam an Dokumenten arbeiten können.

Dazu das BSI: "Google Wave ist derzeit nur mit einem Google-Nutzerkonto nutzbar. Alle Google-Wave-Daten liegen auf Google-Servern. Damit gilt für Google Wave dieselbe Kritik, die durch Datenschützer und das BSI an Google Mail, Google Docs, Google Calendar und anderen Online-Diensten des Unternehmens geübt wurde: Der Nutzer verliert vollständig die Kontrolle über seine Daten."

Das will der Hersteller nicht auf sich sitzen lassen. Google Wave sei doch derzeit weder für Tests noch für den öffentlichen Gebrauch verfügbar, so das Unternehmen. Das neue Tool stehe lediglich einigen ausgewählten "vertrauenswürdigen Entwicklern" zur Verfügung, um es vor der Einführung noch verbessern zu können. Wie jedes Produkt werde Google "mit entsprechenden integrierten Datenschutzeinstellungen" versehen.

Und überhaupt sei Google Wave "im strengen Sinn" eigentlich kein Dienst, sondern eine Architektur, für die Google gerade die Quellcodes veröffentlicht. Jeder Anwender könne einen eigenen Wave-Server betreiben.

Dieser offene Ansatz, kontert das BSI, sei ja auch "zu begrüßen". Das ändere aber nichts an der negativen Gesamteinschätzung.

Cloud Computing an sich nicht vertrauenswürdig

Die IT-Szene nimmt’s mit Fassung. "Also was das BSI sagt, ist doch eigentlich, dass Cloud Computing an sich nicht vertrauenswürdig ist - die Gründe, warum Wave gemieden werden sollte, treffen auf alles zu, was man unter CloudComputing verstehen kann...", schreibt etwa ein User namens AlgorithMan in einem Forum von Heise.de.

Andere spekulieren über Lobbyisten beim BSI oder vermuten gar, das Amt sei von Microsoft unterwandert. Nicht die Sorge von Evil_eddie. Er fragt sich: "Warum sollte man alle seine Daten bei Google ablegen, wenn sie ohnehin schon bald in der Bundes-Cloud von BKA, BND usw. sind?"

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