Aktie steigt trotzdem

Google steigert Gewinn - bleibt aber unter Erwartungen

24.04.2015
Zum sechsten Mal in Serie hat der Internet-Gigant Google die Prognosen der Finanzprofis mit seinen Quartalszahlen unterboten. Trotzdem bleibt der Konzern eine Geldmaschine.

Das Werbegeschäft von Google wächst auch im Smartphone-Zeitalter. Die Haupteinnahmequelle brachte dem Internetkonzern im ersten Quartal 16,5 Milliarden Dollar ein, das waren elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "Wir sehen weiter großen Schwung im mobilen Werbe-Geschäft", sagte Googles scheidender Finanzchef Patrick Pichette nach Vorlage der Zahlen am späten Donnerstag.

Google verdient sein Geld hauptsächlich mit Anzeigen im Umfeld von Suchanfragen. Das Geschäft mit Online-Werbung folgt jedoch den Nutzern vom PC auf die Smartphone-Bildschirme. Die Tarife für Anzeigen auf mobilen Geräten sind dabei niedriger. Google konnte aber den Rückgang der durchschnittlichen Einnahmen pro Klick um sieben Prozent durch ein höheres Volumen ausgleichen.

Doch auch die Konkurrenz legt auf diesem Gebiet kräftig zu. Vor allem Facebook, das erst am Mittwoch einen Umsatzsprung von 42 Prozent gemeldet hatte, ist ein unangenehmer Rivale.

Insgesamt wuchs der Gewinn im ersten Quartal im Jahresvergleich um vier Prozent auf 3,59 Milliarden Dollar (umgerechnet 3,32 Milliarden Euro). Der Umsatz kletterte um zwölf Prozent auf 17,3 Milliarden Dollar. Allerdings litt wie so viele US-Unternehmen auch Google unter dem starken Dollar. Ohne den Einfluss des Wechselkurses, der die im Ausland erwirtschafteten Erlöse bei Umrechnung in US-Währung verringert, hätte das Umsatzplus 17 Prozent betragen.

Zugleich gelang es Google besser, die Kosten unter Kontrolle zu behalten. Die Ausgaben wuchsen um 21 Prozent nach einem Anstieg von 35 Prozent im Vorquartal.

Die Geschichte von Google
Der Investor
Mit einer Investition von 100.000 Dollar durch den Sun-Gründer Bechtolsheim beginnt die Geschichte von Google - der Investor verdient dadurch knapp zwei Milliarden.
Backrub
Die in Standford entwickelt Suchmaschine Back Rub ist Vorläufer von Googles Suche. Die Hand im Logo ist übrigens die von Larry Page - der das Foto mit einem Kopierer erstellte.
Hypermodern
Die heutigen Data Center sind weit moderner. Hier wurde eine finnische Papierfabrik an der Ostsee zum Rechenzentrum umgebaut, zur Kühlung kommt Meerwasser zum Einsatz.
Endloses Betastadium
Die erste Version der Google-Website bezeichnet Google noch als "Beta", was auch für viele weitere Projekte wie Google Mail übernommen wird. Die Suchmaschine ist aber bereits früh ein ausgereiftes Angebot.
Die Väter des Erfolgs
Serge Brin und Larry Page lernen sich in Standford kennen, sie gründen 1998 Google. Seit 4. April 2011 ist Page CEO von Google, ein Posten den er ab 2001 an Eric Schmidt abgegeben hatte.
Zwei weitere wichtige Köpfe: David Cheriton...
Der Stanford-Dozent David Cheriton vermittelt den beiden Firmengründern den Kon-takt zu Bechtolsheim und andern Investoren. Auch er ist durch die Investition in Google heute Milliardär.
... und Eric Schmidt
Der Infomatiker und Manager Eric Schmidt kommt 2001 zu Google. Nach Stationen bei Sun als CTO und Novell als CEO übernimmt er den Posten des CEO bei Google. Am vierten April 2011 wechselt er in den Verwaltungsrat von Google.
Ab an die Börse
Der Börsengang am 19. August 2004 ist für Google ein großer Erfolg. Ende 2013 er-reicht sie erstmals einen Stand von 1000 Dollar, was einem Firmenwert von 327 Milli-arden entspricht.
Es geht nur in eine Richtung...
Seit der Gründung von Google sind Umsatz und Gewinn kontinuierlich gestiegen. Auf-fällig sind die Umsatzsteigerungen der beiden letzten Jahre, obwohl hier durch den Kauf von Motorola hohe Verlusten entstanden.
Alle wollen zu Google
Bei der Frage nach dem beliebtesten Arbeitgeber ist Google auch in Deutschland im-mer auf einem der ersten Plätze. Grund dafür ist ein Ruf als innovativer Markführer, der sich gut um seine Mitarbeiter kümmert.
Männerdomäne
Die Anzahl der Frauen bei Google ist eher gering, 70 Prozent der knapp 48.000 Ange-stellten (und 83 Prozent der Entwickler) sind männlich. Auch Minderheiten sind nur schwach vertreten, was von Google als Problem angesehen wird.
Wettbewerber Facebook
Facebook ist zwar keine Suchmaschine, die Plattform von Mark Zuckerberg hat aber eine Nutzerzahl von 1,23 Milliarden und ist als Anbieter von Werbeplatz eine echte Bedrohung für Google - sinkt doch der Stückpreis für Werbung und ist das Mobilge-schäft noch im Aufbau.
Kreativer Freiraum
Google macht immer wieder mit coolen Büro-Fotos auf sich aufmerksam, hier etwa mit einem als Iglu gestalteten Besprechungsraum.
Venedig-Feeling
Wahlweise kann eine Besprechung in einer Gondel abgehalten werden.
Die alles beherrschende Suchmaschine
Google ist als Suchmaschine Marktführer, Konkurrenten wie Bing, Yahoo und DuckDuckGo haben da wenig Chancen. Vor allem bei der Suche nach deutschen Seiten ist ihnen Google klar überlegen.
Spielchen für Zwischendurch
Die Suchmaschine bietet viele versteckte Funktionen wie „zerg rush“: Gibt man den Befehl in der Suchleiste ein, zerschießen kleine Buchstabe alle Suchtreffer auf der Website.
Immer ausgefeiltere Angebote
Eine Neuerung bei der Google-Suche ist der so genannte Knowledge Graph - sucht man beispielsweise Informationen zu einem Film, sind diese im rechten Seitenbereich zu sehen. Dabei greift Google auf fremde und eigene Quellen zurück.
Google Plus
Google Plus ist eine direkte Antwort auf Facebook, Google soll etwa tausend Angestellte auf dieses Projekt angesetzt haben.
Google Maps
Seit 2005 gibt es den Dienst Google Maps, der immer mehr Funktionen erhält. Beein-druckend sind die hoch aufgelösten Satellitenfotos, das Schwesterprodukt Google E-arth ist mittlerweile in Google Maps integriert. Interessant für Android-Nutzer: In einigen Städten werden auf Android-Geräten bereits Daten öffentlicher Verkehrsmittel angezeigt.
Das eigene Tablet
Googles Tablet Nexus 7 ist eines der erfolgreichsten Android-Tablet. Vor allem in Deutschland ist Android sehr erfolgreich und erreicht bei Smartphones bereits einen Marktanteil von über 75 Prozent.
Der ewige Kampf ums Straßenbild
Nur dank einer ganzen Flotte an Kamera-Fahrzeugen konnte Google Streetview anbieten. Das Angebot stieß aber unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes bald auf Kritik. In Österreich ist Streetview seit kurzem sogar verboten.
Google Glass
Wenig Begeisterung bei Datenschützern löst Google neues Produkt Google Glass aus. Die in den so genannten Google-X-Labs entwickelte Brille kann Informationen im Sichtfeld des Benutzers einblenden, die integrierte Kamera wird aber zum Hauptthema und sorgt für einige Verbote - unter anderem in britischen Kinos.
Die Zukunft: Ab auf die Straße
Selbstfahrende Autos sind schon länger ein Thema für Google, im Mai 2014 präsentiert das Unternehmen einen ersten Prototyp. Dank Laser-Scanner und vieler Sensoren soll es äußerst sicher sein. Laut Brin sei es schließlich Verschwendung, wenn Autos ungenutzt herumstünden. Selbstfahrende Autos könnten einfach neue Passagiere aufnehmen.

Insgesamt blieben die Quartalszahlen bereits das sechste Mal in Folge unter den Markterwartungen. Dennoch stieg die Aktie nachbörslich um mehr als drei Prozent. In den vergangenen zwölf Monaten war die Kursentwicklung allerdings auch deutlich hinter der des Technologie-Index Nasdaq zurückgeblieben.

Der Konzern hat derzeit aber ohnehin noch andere Sorgen als den Aktienkurs. So hat die EU-Kommission Google jüngst den Missbrauch einer marktbeherrschenden Position vorgeworfen und droht mit einer Milliardenstrafe. (dpa/tc)