Grüne Produkte sollen vor allem das Geschäft verbessern

Green IT: Die Umwelt ist egal, aber die Kohle muss stimmen

06.03.2008 von Alexander Galdy
Wenn Technologie-Unternehmen ihre Green-IT-Initiativen forcieren, ist selten gesellschaftliche Verantwortung der Hauptantreiber. Wie eine Studie des Beraters Pricewaterhouse Coopers zeigt, sind es vor allem ökonomische Vorteile, die IT-Firmen zu umweltfreundlichen Verhalten anregen - ganz nach dem Motto "Was gut ist für die Umwelt, ist auch gut fürs Geschäft".

So sind sich 40 Prozent der befragten Führungskräfte in Technologie-Unternehmen sicher, dass der Umweltschutz-Trend ihre Marktchancen erhöht. Denn sie spüren bereits die steigende Nachfrage nach grünen Produkten und Dienstleistungen. Bei 60 Prozent ist die Energieeinsparung ausschlaggebend, etwas in Richtung umweltfreundlicher Lösungen zu unternehmen. Für rund die Hälfte geht es um die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften und 45 Prozent führen die Befriedigung der Kundenwünsche als eines der wichtigsten Kriterien an.

Die Nachfrage nach grünen Produkten fällt noch etwas zurückhaltend aus, soll aber in den kommenden zwei Jahren deutlich ansteigen.

Die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen birgt ein enormes Marktpotenzial. Das haben nicht nur die Berater von Pricewaterhouse Coopers erkannt, sondern auch IT-Anbieter. Letztere können davon aber nur profitieren, wenn sie rechtzeitig auf den Trend mit aufspringen. "Wer Umweltschutz heute nicht erst nimmt, wird künftig Kunden und Geschäftspartner verlieren", sagt Beraterin Kerstin Müller.

Unterschiede zwischen Herstellern von Software und Hardware: Während erstere vor allem wegen des Marktwachstumspotenzial auf Green-IT setzen, ist für die zweite Gruppe der Druck der Kunden entscheidend.

Bei den Bestrebungen, umweltfreundlicher zu werden, gibt es zwischen den Herstellern von Hardware und Software deutliche Unterschiede. Die Studie belegt, dass sich Hardware-Produzenten intensiver mit Umweltfragen beschäftigen als Dienstleister wie beispielsweise Software- oder Inhaltsanbieter. Demnach entwickeln 60 Prozent der produzierenden Firmen grüne Produkte, im nicht-produzierenden Bereich ist es nur ein Drittel.

Interessant sind die Gründe für das höhere Umweltbewusstsein bei den Hardware-Herstellern. Für sie ist der Druck der Kunden ausschlaggebend, wie 36 Prozent der befragten Entscheider bestätigen. Bei den Software- und Service-Unternehmen treiben dagegen hohe Wachstumspotenziale (46 Prozent) und das Umweltbewusstsein des Managements (32 Prozent) die Umstellung an. Nur 16 Prozent reagieren auf die Nachfrage der Kunden nach grünen Produkten.

Laut Studie sind insgesamt fast zwei Drittel der Entscheider der Auffassung, dass es sehr wichtig oder wichtig ist, dass ihr Unternehmen etwas gegen die Umweltbelastung unternimmt. Die Verschiebung zugunsten umweltfreundlicher Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsprozesse hat direkten Einfluss auf die Zusammenarbeit und die Einführung von Innovationen entlang der gesamten technologischen Wertschöpfungskette - das reicht bis hin zu Marketing, Personalwesen, Forschung und Entwicklung sowie Produktion und Beschaffung.

So überprüfen Unternehmen nicht nur ihre eigenen Geschäftspraktiken, sondern auch Maßnahmen ihrer Geschäftspartner und Lieferanten. Jedes fünfte Unternehmen beschafft verstärkt Produkte und Dienstleistungen von Firmen, die diese umweltschonend bereitstellen. In den kommenden zwei Jahren wird sich nach ihrer Einschätzung dieser Anteil mehr als verdoppeln.

Gerade ein Fünftel mit eigener Umweltschutzpolitik

Technologie-Firmen verpflichten sich zu umweltfreundlichem Verhalten, um gesetzliche Auflagen zu vermeiden. Ein Fünftel der Unternehmen verfolgt nach eigener Aussage eine klare Umweltschutzpolitik. Für die nächsten zwei Jahre ist mit einer Erhöhung des Anteils an Firmen auf fast die Hälfte zu rechnen. Um das Risiko gesetzlicher Auflagen weiter zu reduzieren, führen Unternehmen zum Beispiel Prüfungen ihrer internen Umweltpraktiken durch, stellen Führungskräfte zur Überwachung der Umweltprogramme ab und legen neue auf.

Zahlreiche Technologie-Unternehmen veröffentlichen mittlerweile Nachhaltigkeitsberichte. Sie sollen dazu beitragen, Abläufe innerhalb der Firma effizienter zu steuern und Risiken zu minimieren. Nach außen sollen die Berichte die Marktposition bei Umweltthemen gegenüber den Wettbewerbern, Gesetzgebern und Kunden dokumentieren. Aber Vorsicht: Ausschlaggebend ist, dass die Angaben in den Berichten auch richtig sind. Nur dann dienen sie als vertrauensbildende Maßnahmen.

Schöner Schein ohne Kontrolle

In der Praxis fehlt es laut Pricewaterhouse Coopers jedoch häufig an erprobten Systemen, Regeln und Verfahren, um kontinuierlich richtige Informationen zu sammeln und zu verarbeiten. Das beginnt bei fehlenden Definitionen, welche Sachverhalte wie zu erfassen sind, und setzt sich fort mit fehlenden Plausibilitätsprüfungen und anderen internen Kontrollmöglichkeiten.

Für die Studie "Technology Executive Connections: Going Green - Sustainable Growth Strategies" befragte Pricewaterhouse Coopers in Zusammenarbeit mit der Economist Intelligence Unit weltweit 148 Entscheider aus der Technologie- und Telekommunikations-Branche sowie aus dem Bereich digitaler Medien.