Fest ins Auge gefasst

Grid Computing ist strategische Entscheidung

11.10.2006 von Andreas Schaffry
Rechenleistung und Software nutzen wie Strom aus der Steckdose, das wird für viele Unternehmen in Zukunft immer wahrscheinlicher. Erste Pilot-Projekte zum Grid Computing haben sich bewährt und münden nun in umfassende Einführungen. Allerdings zögern Unternehmen noch, die gesamte IT-Infrastruktur auf Grid Computing umzustellen. Das geht aus einer Befragung der Marktforscher von Quocirca hervor.

Bereits zum vierten Mal haben die Marktforscher aus Großbritannien ihren Grid-Index erweitert. Die Ergebnisse sind eindeutig. Grid Computing wächst aus der Nische und wird allmählich zum Mainstream. So stieg in Firmen der Einsatz so genannter Cluster Grids, also Netzen innerhalb einer Abteilung, von unter zehn Prozent auf jetzt knapp 30 Prozent. Unternehmensweite Grids kamen von weniger als einem Prozent auf jetzt über fünf Prozent.

Das stärkste Wachstum prognostizieren die Analysten noch für den asiatisch-pazifischen Raum, gefolgt von Europa. Für die USA blieb der Index jedoch statisch. Unternehmen, die sich für die Einführung von Grid Computing entscheiden, tun dies hauptsächlich aus strategischen Gründen (z.B. Risikovermeidung) sowie aufgrund gestiegener Marktanforderungen. Kaum eine Rolle spielt das Thema Compliance. Die Grid-Indices werden auch künftig weiter wachsen, sich jedoch in den nächsten Jahren abschwächen.

Verschiedene Richtungen

Die Einführung von Grid Computing lässt sich aus verschiedenen Richtungen angehen. Zum einen mit Cluster Grids auf Abteilungs- oder Anwendungsebene, zum anderen als komplette und unternehmensweite Umstellung der IT-Umgebung. Bei ersterem kann Grid Computing als Teil eines einzelnen einfachen Projekts und zu leicht überschaubaren Kosten implementiert werden.

Wird eine unternehmensweite Umstellung auf Grid Computing ins Auge gefasst, sind die Kosten deutlich höher. Die Entscheidung, ob ein Projekt gemacht wird oder nicht, liegt dann eindeutig beim Management. Dieses bewertet die Notwendigkeit von Projekten zum Teil völlig anders als die IT-Organisation. So gaben die im Rahmen der Untersuchung befragten Geschäftsentscheider an, dass die IT sie gut unterstützt und keine Hürde für die Wettbewerbsfähigkeit im Markt ist.

Nur weniger als fünf Prozent sahen in diesem Zusammenhang Probleme mit der bestehenden IT-Landschaft. Ganz anders die IT-Verantwortlichen. Hier bewerteten fast 20 Prozent die Rolle der IT kritisch. Auch fühlten sich IT-Verantwortliche oft zu spät in Entscheidungsprozesse des Managements eingebunden.

Grid und SOA: Zwei Königskinder

Den Marktforschern zufolge gibt es zwischen Grid Computing und Service-orientierten Architekturen eine enge Verbindung. Um ein effektives Grid zu schaffen, sind wieder verwendbare Services kombiniert mit einfacher Geschäftslogik eine wichtige Voraussetzung. Allerdings wissen die meisten Unternehmen noch wenig mit dem Thema SOA anzufangen. Der Umfrage nach haben bisher über 55 Prozent der Geschäftsentscheider den Begriff noch nicht gehört, ebenso wie erstaunliche 24 Prozent auf Seiten der IT. Nur insgesamt zehn Prozent waren bisher aktiv an einer SOA-Einführung beteiligt.

Naheliegend war, dass eine enge Beziehung zwischen dem Wissen um SOA und dem Grid Computing besteht. Unternehmen, die keine oder wenig Wissen zum Thema SOA haben, stehen daher auch im Grid Index ganz unten. Die Quocirca-Analysten sind davon überzeugt, dass sich ohne ein tiefes Wissen um das Thema SOA auch unternehmensweites Grid Computing nicht so ausbreiten wird, wie es könnte.

Fünf Kategorien

Für die Untersuchung befragte Quocirca als 1.466 IT-Verantwortliche und Geschäftsentscheider. 179 davon aus den USA, 721 aus Europa und 566 aus der asiatisch-pazifischen Region. Insgesamt unterscheiden die Marktforscher in Cluster Grids, Distributed Enterprise Grids, Managed Hosted Grids, Utility Grid Services und Partner/Community Grids fünf unterschiedliche Kategorien von Grid Computing. Mit Grid Computing-Lösungen lassen sich beispielsweise heterogene IT-Ressourcen virtualisieren (Server, Speicher, Netzwerkgeräte, Datenspeicher und Anwendungsservices), so dass diese bei Bedarf stets verfügbar sind.