Online-Kriminalität steigt weiter an

Hacker tricksen Spam-Abwehr aus

09.04.2008 von Andrea König
Internet-Betrüger hebeln immer gezielter Verfahren zur Spam-Erkennung aus. In letzter Zeit gelang es ihnen zunehmend, Captchas-Mechanismen von Webmail-Diensten zu überlisten. Ein weiteres brisantes Ergebnis des aktuellen Messagelabs Intelligence Reports: Trojaner-Attacken haben um rund 200 Prozent zugenommen.
Auffallend: Das Spam-Aufkommen über Gmail hat sich im Vergleich zum Vormonat Januar verdoppelt.

Rund 30 dieser gefährlichen Trojaner-Angriffe hat das Unternehmen im Februar dieses Jahres täglich abgefangen. Solche Angriffe konzentrieren sich jeweils auf eine überschaubare Anzahl ausgewählter Opfer und geraten deshalb vielen Anbietern von Sicherheits-Tools gar nicht erst ins Visier.

Gezielte Trojaner an hochrangige Führungskräfte

Eine der Attacken umfasste beispielsweise 900 gezielte Trojaner, die in erster Linie an hochrangige Führungskräfte von Unternehmen weltweit gerichtet waren. Zu den unterschiedlichen Angriffsformen zählen etwa kompromittierte Websites und schädliche Downloads.

"Online-Kriminelle betreiben derzeit mehr Aufwand als je zuvor, um ihr Ziel zu erreichen“, so Mark Sunner von Messageslabs: Diese Angriffe beschränken sich nicht allein auf Trojaner. Vielmehr basieren sie oft auf detaillierten Informationen über ihre Opfer.

Unternehmen reagieren auf die steigende Online-Kriminalität: Sie schützen sich gegen diese potenzielle Gefahr, indem sie ihre Mitarbeiter nur noch auf zuvor geprüfte und als unbedenklich befundene Websites zugreifen lassen.

Unternehmen blocken verstärkt Zugriff auf Websites

Die Analysen ergaben: Die Zahl der von Unternehmen gesperrten Websites ist um 12,9 Prozent gestiegen. Schutz bietet etwa die Methode, den Zugriff auf bisher nicht klassifizierte Internet-Seiten zu blockieren. So können sich Firmen sowohl gegen bekannte als auch gegen neue Gefahren schützen.

Das gilt vor allem für Websites, die innerhalb eines Zeitfensters von 24 bis 48 Stunden auftauchen und wieder verschwinden. Solche Seiten werden häufig dazu benutzt, persönliche Authentisierungsdaten auszuspionieren und Spam und Trojaner zu verbreiten.

62,2 Prozent aller Web-Viren und 82,5 Prozent des Aufkommens an Spyware und Adware stammte im Februar dieses Jahres von solchen Websites.

Hacker überlisten Spam-Erkennungsverfahren

Insbesondere bei kostenfreien Webmail-Diensten wie Gmail oder Yahoo Mail ermittelte die Studie ein stark erhöhtes Spam-Aufkommen. Hacker nutzen zunehmend neue Techniken, um Verfahren zur Spam-Erkennnung zu überlisten. So umgehen sie mittlerweile auch Captchas (Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart). Diese verknüpfen Anwendungen mit Aufgaben, die sich eigentlich nur von einem Menschen lösen lassen.

Die Internet-Betrüger legen automatisch zahllose Accounts an, um diese dann für den Spam-Versand oder Phishing-Zwecke zu nutzen. Bereits im Juli vergangenen Jahres war es erstmals gelungen, die Captchas-Mechanismen von Yahoo Mail und Hotmail auszuhebeln.

Aktuelle Spam- und Viren-Quote für Deutschland

Insgesamt belief sich die Spam-Quote für Deutschland im Februar 2008 auf 69 Prozent. Der Anteil virenbelasteter Mails betrug eins zu 121,3.

Das Unternehmen Messagelabs hat seine Prognose zu den derzeitigen Entwicklungen im Bereich Online-Kriminalität unter dem Titel "Messagelabs Intelligence Report“ veröffentlicht. Die Voraussagen beruhen auf aktuellen Marktbeobachtungen.