Warnung vor Schummelei

Händler wollen im SSV 2014 knausern

28.07.2014
Am Montag gibg es offiziell los. Zum SSV 2014 wollen Einzel- und Online-Händler in ganz Deutschland Schnäppchenjäger anlocken. Viele Läden bieten schon vor dem Start Rabatte, die Kauflaune ist gut. Doch eine Umfrage zeigt: Die Preise sollen weniger stark purzeln als 2013.

Die ganz große Rabattschlacht droht zum Sommerschlussverkauf (SSV) 2014 auszufallen. Sparfüchse dürften ab dem offiziellen Start an diesem Montag (28. Juli) zwar bei vielen Produkten eine gute Partie machen. Weil die Lager aber im Vergleich zu 2013 nicht allzu voll sind und die Kauflust auch bei teureren Artikeln hoch ist, wollen etliche Einzel- und Onlinehändler den Rotstift diesmal wohl nicht so stark ansetzen wie im vorigen Sommer.

"Die Kunden werden auch in diesem Jahr wieder erfolgreich auf Schnäppchenjagd gehen können, aber die Rekordrabatte vom letzten Jahr werden wohl nicht mehr erreicht", glaubt Thomas Harms von der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY). Im Schnitt erwarten die Händler laut aktuellem EY-Handelsbarometer in diesem SSV Nachlässe von 23 Prozent - 2013 waren es noch 27 Prozent. Nur rund 44 Prozent der Betriebe wollen überhaupt mitmachen, nach 50 Prozent im Vorjahr.

Ein Grund für die veränderten Erwartungen: Im vergangenen Jahr waren viele Händler wegen des nasskalten Wetters auf Sommerkleidung sitzen geblieben. 2014 war es aber über weite Strecken sonnig und warm. Der Absatz von Textilien lief gut, die Restbestände sind kleiner.

Zwei Drittel der Einzelhändler seien mit ihrer derzeitigen Geschäftslage schon zufrieden, betonen die Berater - zumal der freiwillige SSV vielerorts bereits vor Ende Juli angerollt ist.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) kommt zu ähnlichen Einschätzungen. Beim Klassiker Kleidung dürfte der Absatz weniger reißend sein, denn: "Dieses Jahr war es in den meisten Regionen schon anständig warm." Das Gesamtinteresse der Schnäppchenjäger soll das aber nicht schmälern: "Der SSV dehnt sich aus auf andere Sortimente."

Längst lockt nicht mehr nur der Wühltisch Last-Minute-Käufer. Auch Höherwertiges wird losgeschlagen. Beispiel KaDeWe: Das Edelkaufhaus bietet etwa ausgewählte Mode von Armani oder Dolce & Gabbana billiger an, auch im Online-Shop. Ob man als Premiumanbieter bewusst auf den SSV-Trend aufspringt? Dazu wollen die Berliner keine Angaben machen.

Unstrittig ist allerdings auch für den Händlerverband, dass die wiederkehrende Preisschlacht im Sommer und Winter (WSV) nahezu alle Sparten erreicht hat. "Jetzt kommen Baumärkte, Möbelhäuser und Elektrogeschäfte dazu." Quer durch die Warengruppen purzeln die Preise - zu sehen auch in Shopping-Malls wie dem Berliner Alexa, wo sich verschiedenste Fachhändler unter einem Dach treffen. "Unsere Kunden sind schon seit Wochen in guter Kauflaune", heißt es dort.

Das Marktforschungsunternehmen GfK berichtete am Freitag, dass selbst die Zuspitzung der schweren Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten die Ausgabefreude der Deutschen im Juli nicht trüben konnte. Für den August kletterte der Konsumklimaindex auf ein Langzeit-Hoch von 9,0 Punkten: "Die Stimmung der Verbraucher zeigt sich überaus robust."

Kann das - zusammen mit dem stabilen Arbeitsmarkt und steigenden Einkommen - auch den SSV beflügeln? Wenn man den Werbeeffekt der seit 2004 unregulierten Aktion berücksichtigt, sicher. Etwa bei Schuhen und Sportartikeln können die Kunden Harms zufolge mit Rabatten zwischen 25 und 27 Prozent rechnen.

Einen Extra-Schub soll nicht zuletzt der nur langsam abklingende WM-Rausch bringen. "Wir hoffen auf eine zweite Welle nach dem vierten Stern", erklärt der HDE. Fernseher seien schon vor dem Turnier gut verkauft worden, jetzt soll ein weiterer Run auf Sportartikel folgen. Größere Nachlässe seien hier wegen der brummenden Nachfrage aber eher unwahrscheinlich - im Gegenteil. Und bei der Unterhaltungselektronik werden laut EY nur Rabatte von durchschnittlich 17 Prozent erwartet.

Der gute Glaube, das jeweils günstigste Angebot zu ergattern, sollte außerdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Sommer-Shoppen auch durch Marketing-Tricks angeheizt werden kann. "Es gibt manchmal schon die Vermutung, dass einige Händler zum SSV nicht immer nur wirkliche Restbestände anbieten", warnt die Berliner Verbraucherzentrale.

Bisweilen gebe es durchaus den Eindruck eigens vorbestellter Ware. "Da muss man aber vorsichtig sein, wir können das nicht nachweisen", schränken die Verbraucherschützer ein. Der HDE beteuert: "Das ist sicher nicht die Regel. Die Intention ist wirklich die Lagerräumung." (dpa/rs)