Marktübersicht

Handel investiert in Filial-Software

21.05.2008 von Alexander Galdy
Seit einiger Zeit schon ziehen die Investitionen im Handel wieder an. Dabei wird auch in IT-Systeme investiert, und die Nachfrage nach Software-Lösungen und IT-Dienstleistungen im Handel wächst. Ganz oben auf der Agenda der Händler stehen Investitionen in neue Filial-IT. Dabei steht die Automatisierung der Kassenzone im Mittelpunkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Marktforschers PAC.
Der deutsche Markt für Point-of-Sale-Software und -IT-Services weist ein stetiges Wachstum auf.

Auf der Hardware-Seite werden die Filialen sowohl mit neuen bedienerfreundlicheren Kassen als auch mit Self-Checkout-Kassen ausgestattet. Auf der Software-Seite wird in neue Filial-Software investiert. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen sieht PAC in Bezug auf IT-Investitionen nach wie vor einen hohen Nachholbedarf im Handel. Besonders die vorhandenen Systeme sind teilweise veraltet und nur noch mit unangemessen hohem Aufwand wartbar. Zusätzlich existiert meist ein Flickenteppich verschiedener Systeme.

Außerdem haben sich die Anforderungen an Filial-Software im Laufe der Jahre gewandelt. Getrieben durch sinkende Margen und ein hitziges Wettbewerbsumfeld setzt der Handel verstärkt auf Standardisierung und Vereinfachung seiner Prozesse. Eine Homogenisierung der Kassensysteme und damit auch eine Reduzierung der Anzahl der verschiedenen Systeme ist jedoch nur der Anfang. Aus Sicht von PAC ist grundsätzlich ein Trend hin zur Zentralisierung zu beobachten, mit dem Ziel, die Kassensysteme mehr und mehr von der Unternehmenszentrale aus zu steuern.

Die Zentralisierung von Management-Systemen und Datenströmen birgt noch einiges an Potenzial, um die Produktivität zu steigern und dabei gleichzeitig Kosten zu reduzieren. Die Bedeutung des Themas Filialintegration, also die Anbindung der Kassensysteme an die zentralen ITSysteme, wird daher auch künftig weiter steigen. Außerdem rücken auch bei der Filialsoftware die Kunden stärker in den Mittelpunkt. Direkter Zugriff auf die Kundendatenbank, Verwaltung von Bonuspunkten, Geschenkgutscheine oder Ähnliches sind nur einige Zusatzfunktionen, die im Wettbewerb um den Kunden immer wichtiger werden.

Die zunehmende Internationalisierung der Großunternehmen wie auch des gehobenen mittelständischen Handels ist ein weiterer Treiber für die Erneuerung und Vereinheitlichung der Filial-Software. Gleichzeitig wird dieser Trend auch immer mehr zum kritischen Erfolgsfaktor für die IT-Anbieter im Bereich Point-of-Sale (POS)-Software. Zum einen müssen die Lösungen neben den Kundenbedürfnissen auch die unterschiedlichen Fiskalanforderungen der Länder abbilden. Zum anderen verlangen die Händler IT-Services wie Implementierung und Wartung länderübergreifend aus einer Hand.

Der Markt für Filial-Software ist mit Blick auf die Anbieterlandschaft in Deutschland aber auch weltweit stark konzentriert. Wincor Nixdorf, Torex Retail, NCR, Fujitsu Services, GK Software sind die größten POS-Spezialisten. Für den Integrationsspezialisten GK Software war 2007 ein besonders erfolgreiches Jahr im POS-Umfeld. Neben Douglas und den Telekom-Shops zählen beispielsweise auch Kaufhof und Thalia zu ihren Kunden.

Metro Cash & Carry sowie Praktiker haben sich für Wincor Nixdorf bei der Neuausstattung ihrer Filialen mit Hardware, Software und Services entschieden. Dabei hat auch die internationale Präsenz von Wincor Nixdorf eine Rolle gespielt. Die unterschiedlichen Edeka-Regionen gehen den Trend zur Homogenisierung im Gegensatz zur Warenwirtschaft (Projekt Lunar gemeinsam mit SAP) bei den Filialsystemen nicht mit. So setzt zum Beispiel Edeka Nord auf den angeschlagenen Filialsoftware-Anbieter Torex Retail. Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen baut auf die Retail-Kompetenz von Fujitsu Services und Edeka Minden auf GK Software.

Durch den Markteintritt der SAP mit SAP Point-of-Sale (SAP POS) ist künftig aus Sicht von PAC mit starkem Wettbewerb zu rechnen. Zwar bietet SAP keine Kassen-Hardware an und ist auch nicht ausschließlich auf POS-Anwendungen fokussiert, aber genau hier liegt laut PAC auch die Stärke von SAP. Es ist in der Lage, eine End-to-End-Lösung von der Warenwirtschaft bis hin zum Point-of-Sale anzubieten und gleichzeitig ihre Kunden weltweit zu unterstützen. Der zunehmende Erfolg von SAP Retail könnte hierfür unter anderem auch zum Zugpferd werden, wie der Bonita-Deal zeigt.

Große Konkurrenz bekommen die unabhängigen IT-Anbieter auch bei den Kassensystemen durch die Eigenentwicklungen der Händler, wie das Beispiel Görtz zeigt. Der Schuhfilialist hat Anfang 2007 seine IT-Tochter Ethalon mit der Entwicklung einer neuen Filiallösung beauftragt.

Im europäischen Vergleich liegen die osteuropäischen Märkte in Bezug auf die Wachstumsaussichten ganz vorn, sind aber vom Marktvolumen her noch sehr klein. Der größte europäische Handels-IT-Markt Großbritannien ist grundsätzlich schon reifer und wächst daher etwas langsamer mit etwa sechs Prozent bis 2011. Für die zweitgrößten IT-Märkte im Handel, Deutschland und Frankreich, erwartet PAC im Bereich
Filialsysteme und -Services ein durchschnittliches Wachstum von über sieben Prozent bis 2011.

Der Sitsi Vertical Report "Retail & Wholesale Germany" von PAC erscheint jährlich und analysiert den Markt für Software- und IT-Services im Handel. Sowohl qualitative als auch quantitative Informationen geben einen Ausblick über Trends, Anforderungen und Wachstumsfaktoren.