Studie über Ursachen

Hohe Arbeitsbelastung führt zu Depression

28.07.2010 von Andrea König
Forscher der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin haben einen Zusammenhang zwischen Arbeitsbelastung und Depressionen bestätigt. Die Studie widerlegt allerdings, dass durch zu geringen Handlungsspielraum im Job das Risiko steigt.
Foto: MEV Verlag

Immer häufiger führen Depressionen dazu, dass Menschen arbeitsunfähig werden. Eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat nun untersucht, welchen Einfluss Arbeitsbedingungen bei der Entstehung von Depressionen haben.

Das Kernergebnis lautet: Je höher die objektive Arbeitsbelastung ist, desto häufiger treten sowohl Depressionen als auch depressive Verstimmungen bei Beschäftigten auf.

Anders verhält es sich beim Tätigkeitsspielraum. Hier konnte nicht bestätigt werden, dass die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken steigt, je geringer der Handlungsspielraum im Job ist. Möglicherweise schätzen aber von Depressionen Betroffene ihren Tätigkeitsspielraum als geringer ein als er tatsächlich ist, heißt es.

Die Studienautoren bemängeln an früheren Studien, die den Zusammenhang zwischen Arbeitsbedingungen und Depressionen hergestellt haben, dass Befragte in den meisten Fällen sowohl Arbeitsbedingungen als auch ihren Gesundheitszustand bewerteten. So eine Vorgehensweise würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Bereichen hergestellt wird.

Die Studie der BAuA ist nun den Weg gegangen, die Arbeitsbedingungen unabhängig vom Beschäftigten zu bewerten. "Depressionen wurden anhand des standardisierten klinischen Interviews und depressive Verstimmungen mittels eines Screening-Verfahrens diagnostiziert", heißt es.

Immer mehr psychische Erkrankungen

Dass psychische Erkrankungen in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen haben, zeigt beispielsweise auch der aktuelle Fehlzeiten-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK. Wer psychisch krank ist, fällt häufig vergleichsweise lange aus. Bei einer Atemwegserkrankung fehlt ein Beschäftigter im Schnitt 6,5 Tage, bei einer psychischen Erkrankung sind es dagegen fast 23 Tage.

Die Studie der BAuA nennt mögliche Maßnahmen, um der Entstehung von Depressionen entgegenzuwirken. Als ein bedeutender Faktor der Arbeitsintensität werden widersprüchliche Anforderungen genannt. Wer diese vermeidet, nimmt Druck vom Mitarbeiter und senkt so die Arbeitsintensität. Ein bewährtes Mittel sind mehrfach pro Jahr durchgeführte Mitarbeitergespräche mit Zielvereinbarungen, bei denen der Angestellte ein Mitspracherecht haben sollte.

517 deutsche Beschäftigte aus den drei Branchen Banken und Versicherungen, Gesundheitswesen und Öffentlicher Dienst nahmen an der Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin teil. Der Forschungsbericht "Untersuchung arbeitsbedingter Ursachen für das Auftreten von depressiven Störungen" (F 1865) von R. Rau, N. Gebele, K. Morling und U. Rösler kann kostenlos von der Website der BAuA heruntergeladen werden.