Tipps für Antworten auf Fragen, die nerven

Immer nur Lächeln: Der CIO im Vorstellungsgespräch

10.04.2008 von Christiane Pütter
Frisch geantwortet ist halb gewonnen. Das behaupten zumindest Kevin Daley und Dale Klamfoth, Senior Executives beim US-amerikanischen Coach Communispond. Sie geben Tipps für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch. Und haben auch eine Diskussion darüber angestoßen, welche Fragen CIOs nicht mehr hören wollen.
CIOs im Vorstellungsgespräch - gute Vorbereitung ist alles

Das mit den Stärken und Schwächen dürfte bekannt sein. Kniffliger ist da schon die Frage nach dem Gehalt. Daley und Klamforth raten, objektive Marktanalysen zu zitieren und eine Skala anzugeben. Vor allem aber ist es wichtig, nach festen und variablen Anteilen bei der Vergütung zu fragen. Wie sieht es damit in der fraglichen Firma aus? Welche leistungsabhängigen Komponenten gibt es beim Gehalt und wie werden die abgestimmt?

Ein weiterer Knackpunkt tut sich auf, wenn der Bewerber von gescheiterten Projekten erzählen soll. Kein Grund zur Panik, so die Coaches. Ihr Tipp: Ehrlich bleiben - und vor allem sachlich. Wer schildert, was er aus einem Fehlschlag gelernt hat, kann das scheinbar Negative in einen Pluspunkt verwandeln.

Generell empfehlen Daley und Klamfoth, sich am OAR-Schema zu orientieren. Das Kürzel steht für Opportunities (What was the opportunity or challenge you faced?), Actions (What actions did you take?) und Results (What were the results?). Vorteil: Die Antworten sind so konkret, dass sich der Gesprächspartner ein lebendiges Bild vom Bewerber und seiner Arbeit machen kann.

Manch einer bezweifelt allerdings, dass das immer gewünscht ist. So erklärt zum Beispiel ein User namens Bgblanch auf der Website cio.com, das typische "Wo sehen sie sich in fünf Jahren" werde häufig nur gefragt, um die Liste abzuhaken. Bgblanch hält es für das Beste, eine unverbindliche Antwort zu geben im Sinne von: "Ich denke, ich werde in einer erfolgreichen Firma meine technischen und kommunikativen Fähigkeiten weiterentwickeln, um mich mit neuen Herausforderungen und Verantwortlichkeiten noch fester in ein erfolgreiches Team zu integrieren." Passt immer.

Tipp von Experten: Gucken sie sich die potenziellen Kollegen an - wirken sie entspannt oder abgehetzt?

Nutzerin Anita sagt, sie könne diese Frage ebenfalls nicht mehr hören. Wäre sie ehrlich, würde sie antworten: "Nicht hier, Kumpel." Diplomatischerweise erklärt sie jedoch meist: "In einer soliden Umgebung, vorzugsweise hier, sofern mir das Unternehmen die Chance gibt, meinen Horizont zu erweitern." Passt auch immer.

Anita scheint sehr gut qualifiziert zu sein, gibt sie doch an, schon eine ganze Menge Vorstellungsgespräche hinter sich zu haben, weil sie sich in der jeweiligen Firma schnell langweilt und gleich etwas anderes sucht.

Ein Blick auf die künftigen Kollegen

Doch ein Vorstellungsgespräch umfasst auch die Situation davor und danach. Kevin Daley und DaleKlamfoth empfehlen, eine Viertelstunde zu früh zum Termin zu kommen. Dann bleibt Zeit, die Menschen im fraglichen Unternehmen zu beobachten. Was für einen Eindruck machen sie? Hetzen sie über die Gänge oder wirken sie entspannt? Lacht auch mal jemand?

Die 15 Minuten bieten außerdem die Gelegenheit, sich zu sammeln und auf sich selbst zu konzentrieren. Geht es nach den Trainern, kann sich der Bewerber einprägen: "Ich bin die Lösung für die Probleme dieses Hauses." Ausgestattet mit diesem Mantra, strahlt der frischgebackene Heilsbringer Vertrauen und Selbstvertrauen aus, sagen jedenfalls Daley und Klamfoth.

Am Ende des Vorstellungsgespräches ist es wichtig, selbst einige Fragen zu stellen, etwa die, welche Projekte als Erstes auf den Kandidaten warten. Zum Schluss sollte man sich erkundigen, ob das Gegenüber alle Informationen bekommen hat.

Tipp von Coach Günter Hübner: Nur keine standardisierte Körpersprache! Bleiben sie authentisch!

Nicht zu unterschätzen sind laut Daley und Klamfoth die nonverbalen Botschaften, die Körpersprache also. Allerdings gehen ihre Tipps nicht wesentlich über „Nie die Arme verschränken“ und „Immer lächeln“ hinaus - Ratschläge, über die der deutsche Experte Günter Hübner (Authentic Coach) nur müde lächeln kann. „Es ist doch nicht der Sinn der Sache, alle Bewerber zu standardisieren“, sagt er. Schließlich werde ein Kandidat deswegen eingeladen, weil sich das Unternehmen ein lebendiges Bild von seiner Persönlichkeit machen will.

Neues für das Netzwerk

Hübners Tipp lautet daher, sich erstens nicht zu verstellen und zweitens rigide Regeln nicht überzubewerten. "Ob verschränkte Arme tatsächlich Abwehr signalisieren, hängt von der Gesamtsituation und dem gesamten Menschen ab", gibt er zu Bedenken. Nur wer sich authentisch verhält, fühlt sich wohl - und vermittelt das auch.

Und wenn es trotz allem nicht klappt? Dann hat ein User namens Anonymous auf cio.com immer noch einen guten Tipp parat: Wenn unter den Gesprächspartnern brauchbare Kontakte waren, kann man diese in sein Netzwerk holen.